Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
Vom Netzwerk:
würden sie von Dämonen verfolgt. So groß war die Panik, dass viele ihre Last fallen ließen und die kostbaren Getreidekörner herausrieselten. Die Menschen knieten nieder und schaufelten sie zurück in ihre Säcke; dann liefen sie wieder los. Josua seinerseits hastete – die Hände fest zusammenhaltend – über das Feld. Der Boden unter seinen Füßen war jedoch uneben, was dazu führte, dass ihm die Körner trotz aller Bemühungen durch die Finger rieselten. Angstvoll beobachtete er, wie die kostbaren Samen auf die Erde fielen, aber er besaß nichts, um sie auflesen zu können. Plötzlich strauchelte er und stürzte. Dabei lösten sich seine Hände voneinander, und er fiel mit den verbliebenen Samen hin. Die eine Hand schlug schräg auf dem Boden auf, und plötzlich hörte er ein Knacken; er hatte sich das Handgelenk gebrochen. Einen Moment lang lag er auf dem Boden, wie betäubt und voller Schmerzen. Doch seine Angst vor dem Eigentümer der Scheune war so stark, dass er sich wieder erhob. Weil seine eine Hand nutzlos war, konnte er nur ein paar kostbare Getreidekörner in der anderen Hand halten und seine wilde Flucht fortsetzen. Im Laufen kam Josua an den Leichen der Gestürzten vorbei. Er blieb kurz stehen und schaute sie an.
Warum
waren sie umgekommen? Einige waren an Erschöpfung gestorben. Bei ihrem Versuch, übermäßig große Mengen Getreide fortzuschleppen, waren sie unter dem Gewicht zusammengebrochen. Andere hatten sich den Mund vollgestopft und waren dann verdurstet, weil sie die Getreidekörner nicht hinunterschlucken konnten. Und andere wiederum waren wegen der Beute, die sie schleppten, zu Tode getrampelt oder erschlagen worden. Josua sah, wie das Feld sich vor seinen Augen entfaltete. Es schien sich endlos auszudehnen; sie liefen durch die Zeit.
    Er beschloss weiterzulaufen. Er musste irgendwohin; die anderen mussten doch wissen, wohin sie eilten! Zunächst rannte er. Dann lief er langsamer, denn die Sonne stand hoch am Himmel und es war sengend heiß. Während er lief – dann ging, dann wankte –, erblickte er immer mehr Leichen. Wie er, so hatten auch diese Menschen allmählich ihre Getreidekörner verloren oder weggeworfen, weil sie das Gewicht nicht mehr tragen konnten. Schließlich kam Josua an der Spitze der Menschenmenge an, bei den Schnellsten. Verzweifelt blieb er stehen. Auch sie waren am Wegesrand gestürzt, die gekrallten Finger der Toten umklammerten ein paar Körner – alles, was von ihrer Plünderung übrig geblieben war. Was bedeutete das? Warum war die gesamte Menschheit – seine Vorfahren – in ihrem Rennen nach dem spirituellen Leben gestorben? Josua blickte nach vorn. Es ging immer weiter, nicht wahr? Das Feld hörte niemals auf. Schwindlig vor Durst öffnete er die Faust seiner unverletzten Hand. Darin befanden sich nur drei Körner. Hatte es sich gelohnt? Seufzend ließ er sich zu Boden sinken. Er wandte sich um; er ging nach Hause. Doch wo war sein Zuhause?
    Josua ging den Weg zurück. Natürlich würde er niemals ankommen, er würde sterben. Trotzdem ging er weiter; er konnte ja nirgends sonst hin. Er litt große Schmerzen, während er strauchelnd weiterging und immer wieder stürzte. Schließlich kam er abermals vor der Scheune an. Das Tor war geschlossen. Er blieb davor stehen und dachte nach – wollte er hier sein? Nein. Woanders. Ihm wurde eine Chance geboten, einmal mehr seinen freien Willen auszuüben. Er blickte nach rechts, sah das Wäldchen, in dem er gekauert hatte, und ging darauf zu. Im Näherkommen wurde der Hain größer, und die Bäume waren beladen mit Früchten. Er pflückte und aß sie. Wie köstlich sie schmeckten! Indem er abermals die Tugenden verzehrte, entrollte sich die Schriftrolle der Weisheit weiter. Er sah, dass sämtliche Bäume in dem Hain schmackhafte Früchte trugen. Er kostete alle und freute sich darüber. Währenddessen sprach der Mönch Theodore zu ihm, vermittelte ihm Wissen. Um das Böse zurückzuweisen, musste ein Mensch die Tugenden praktizieren. Auf diese Weise würde er die Wunden heilen, die seine Habsucht erzeugt hatte. Wer nach dem ewigen Leben strebte, musste die Selbstsucht aufgeben, denn um es zu erreichen, musste er selbstlos werden.
    Schau!
    Mitten in dem Wäldchen stand ein Baum. Auch er trug Früchte. Josua richtete seinen Blick darauf. Pervertierte Weisheit predigte, dass ein Mensch göttlich werden kann. Wahrheit predigte, dass Gott sie freigiebig jenen schenkt, die die Sünde aus sich verbannt haben. Um

Weitere Kostenlose Bücher