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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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im Präsidentenpalast verschanzt. Vertreter von Polizei und Militär berichteten ihm, dass sie sich im ganzen Land bewaffneten Auseinandersetzungen gegenübersahen – mit zahlreichen Toten.
    »Rufen Sie die Leute in die Städte zurück!«
    »Sie wollen nicht«, schrie der Oberkommandierende des Heeres durchs Telefon.
    »Denn wenden Sie Gewalt an!«
    »Wenn wir noch mehr Gewalt anwenden, bricht ein Bürgerkrieg aus.«
    »Und wenn wir nichts tun, herrscht bald Anarchie«, schrie Martinelli zurück. »Bis zum Abend werden wir Millionen Menschen auf den Straßen haben, ohne Essen und Wasser. Und das Land kann sie nicht ernähren.
Zwingen
Sie die Leute zurückzukehren.«
    »Erteilen Sie mir die Befugnis!«
    Martinelli nahm ein Blatt Papier von seinem Schreibtisch und rief: »Ich berufe einen Militärrat ein, der die Kontrolle über die Regierungsgeschäfte übernimmt. Das Parlament hat versagt. Ich übernehme die volle Verantwortung. Handeln Sie sofort!«
    Bis zur Mittagszeit hatte sich die Lage verschlimmert. Diejenigen, die nicht aus den Städten flohen, legten, als sie die Nachricht vom Tod des Präsidentensohns hörten, Schutzmasken und Schutzkleidung an, welche sie, wie sie glaubten, vor dieser Epidemie schützen könnten. Einige Leute, die überzeugt waren, dass das Virus aus dem Meer kam, hörten auf, Wasser zu trinken. Andere, die sicher waren, dass das Virus bei jedem Austausch von Körperflüssigkeiten übertragen werden konnte, taten alles, um jedweden Körperkontakt zu vermeiden. Sex kam aus der Mode. Auch dass man ins Krankenhaus ging. Die Menschen starben lieber zu Hause, als sich in einer fremden Umgebung einer neuen Art von Tod zu stellen. Außerdem wurde gemunkelt, die Kliniken seien voller Patienten, die an Lungenentzündung erkrankt waren.
    Die Angst vor Ansteckung breitete sich aber nicht nur durch Mund-zu-Mund-Propaganda, sondern auch auf elektronischem Weg aus. Schon bald wusste man auf dem gesamten Globus, dass in Italien eine Epidemie ausgebrochen war. Die Reaktion der verschiedenen Länder war vorhersehbar, der erste Schritt dabei der bedeutendste.
    In den Vereinigten Staaten rief David Jefferson sein Kabinett zusammen. Er ging selektiv vor, was die Wahrheit anging. Den Kabinettsmitgliedern wurde mitgeteilt, dass der italienische Ministerpräsident mit dem Flugzeug ins Land gekommen sei, um Jefferson vor den Gefahren der Epidemie zu warnen. Deswegen werde Amerika seine Grenzen auf Dauer schließen. Sogleich folgten weitere Länder dem Beispiel. Binnen Stunden war die Welt in isolierte Gemeinschaften zerfallen und dadurch Angriffen ungeschützt ausgesetzt.
    Am Abend führte Martinelli eine geheime Unterredung mit seinem Busenfreund, dem Chef des Geheimdienstes Tiziano Ugolini. Weil er der Abgeschiedenheit seines Büros im vierten Stock nicht vertraute, war er mit Tiziano in seine Privaträume im fünften Stock gegangen. Vor dem Wohnzimmer gab es einen Balkon, sie standen da und blickten in den Innenhof des Präsidentenpalasts. Es war Zeit, die Zukunft zu planen –
ihre
Zukunft.
    »Das Wichtigste zuerst«, sagte Martinelli. »Lass den Präsidentenpalast abriegeln – falls das Volk sich gegen uns erhebt. Ich möchte, dass die Wachen von deinen Leuten ersetzt werden. Und der unterirdische Tunnel – mach ihn betriebsbereit!«
    »In Ordnung.«
    »Was ist mit den Dokumenten?«
    »Wir sind gestern Nacht ins Gesundheitsministerium eingebrochen. Ich habe sämtliche Akten und CD s vernichtet.«
    »Es ist nichts mehr übrig?«
    »Nein. Alle Informationen über die an Lungenentzündung erkrankten Personen sind verschwunden.«
    Martinelli nickte zustimmend. »Gut, aber wir könnten trotzdem noch in Gefahr sein. Der Gesundheitsminister – hast du sein Telefon angezapft?«
    »Ja.«
    »Verliert er die Nerven?«
    »Ja.«
    Martinelli schaute seinen Geheimdienstchef an: Dessen Blick verriet ihm, dass sie dasselbe dachten. Wenn das Schiff zu sinken droht, kann man nur eins tun: Ballast abwerfen. Das war auch früher schon ein paarmal geschehen. Langsam zog der italienische Präsident die Hand über seine Kehle. Mächtige Männer hatten keine Freunde, nur solche, die ihnen gehorchten. »Es ist der einzige Weg. Wo ist er?«
    »Zu Hause«, sagte Tiziano. »Er hat so viel Angst, dass er nicht zum Dienst geht.«
    »Ah ja. Die Belastung am Arbeitsplatz. Kann die Leute schwer schädigen.« Martinelli deutete zum Balkon und zeigte mit einer Handbewegung an, was geschehen sollte. Manchmal war die Politik ein

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