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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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wurde, desto hartnäckiger wurde sein Patient, der ihn aber immer noch anlächelte. Es fiel Jussef schwer, auf jemanden wütend zu sein, der lächelte. Schließlich sagte Josua: »Es gibt einen Grund, Pater Jussef.«
    »Einen Grund? Was für einen Grund?«
    »Das kann ich dir nicht sagen.«
    »Ach, hat der Papst sonst noch etwas gesagt? Einen spirituellen Grund genannt?«
    »Ja. Hol also etwas zu essen und zu trinken! Und einen Regenschirm, der uns vor der Sonne schützt.«
    Überaus widerwillig stapfte Jussef los, um den Mönch zu finden, der die Küche leitete. Innerlich kochte er vor Empörung. Josua hatte ein Spatzenhirn. Wenn er doch nur auf seinen Mentor hören würde! Trotzdem: Seltsamerweise widerstrebte es Jussef, diese offenkundig absurde Idee in Frage zu stellen. Aber egal, er wusste schon, was passieren würde. Nachdem er ein paar Minuten gegangen war, würde Josua merken, dass das Ganze eine reine Zeitverschwendung darstellte, und sie würden zum Kloster zurückkehren. Jussef sprach einen der Mönche an, der gerade in der Küche hantierte, und erhielt ein paar Feigen und etwas Wasser. Er spannte seinen Regenschirm auf, und so machten sich die beiden auf den Weg. Der Mönch hatte ihm gesagt, dass man zu Fuß eine Stunde oder vielleicht ein bisschen länger brauchen würde, weil sich der Weg die Bergflanke hinaufwinde. Jussef würde das mühelos schaffen. Er hatte lange Beine und brüstete sich damit, die Kondition eines Kamels zu haben.
    Dieses Mal fand er es seltsam, das Kloster zu verlassen. Normalerweise wäre es lärmend, fast gefahrvoll gewesen, weil ständig grellfarbene Touristenbusse ankamen und wieder abfuhren. Heute war alles still. Es war ein wenig beunruhigend, die lange Straße hinunterzublicken, die sich in die Ferne erstreckte und bis nach Kairo führte. Die beiden betraten nicht die Straße, sondern gingen erst einmal an der Mauer des Klosters entlang. Josua schritt langsam aus, aber stetig – was seinen Mentor überraschte. Jussef hatte den Regenschirm aufgespannt und trug den Korb mit den Feigen und dem Wasser. Sie erreichten den Bergpfad. Zunächst unterhielten sie sich über Josuas Krankheit, dann darüber, was jetzt wohl in Alexandria geschah. Beide machten sich Sorgen wegen Pater Hassan und den Priesterzöglingen in ihrer Gemeinde. Würde sich die Epidemie nach Ägypten ausbreiten? Nach einer Weile hörten sie auf zu reden. Der Pfad wurde steiler. Josua ging langsamer.
    »Wir sollten umkehren«, bemerkte Jussef in lockerem Tonfall.
    »Hat Theodore mir eine Bibelstelle dagelassen, die ich lesen soll?«
    »Nein.«
    »Ach nein? Dann hättest du eine lesen sollen.«
    »Ich finde, wir sollten
wirklich
umkehren«, wiederholte Jussef, mit größerem Nachdruck. Er war hungrig und hatte die Feigen schon verdrückt, während Josua um keine gebeten hatte. Sie waren köstlich gewesen.
    »Such mal eine Stelle heraus!«
    Josua lehnte sich gegen einen Fels und neigte den Kopf. Seine Füße taten weh, und ihm war kalt, obwohl die Sonne im Zenit stand. Jussef kramte in seiner ledernen Umhängetasche und zog Theodores Bibel hervor. Sie war ziemlich mottenzerfressen – nicht so wie sein makelloses Exemplar in Alexandria mit der schönen Gravierung auf der Vorderseite, die seinen Gemeindemitgliedern so imponierte. Wo sollte er anfangen? Er befingerte die Seiten. Hoffentlich wurde die Seuche nicht durch Berührung übertragen.
    »Du findest die Stelle bestimmt.«
    »Ich bin mir da nicht so sicher«, sagte Jussef. Während er in die Wüste schaute und leise ein Gebet murmelte, schlug er die Bibel auf und tippte aufs Geratewohl auf eine Stelle. Er stöhnte auf, denn sein Blick fiel auf einen schmalen Streifen Zeitungspapier, der als Lesezeichen diente. Offensichtlich hielt sich Gott gern über aktuelle Ereignisse auf dem Laufenden. Dann sah Jussef, dass Theodore eine Stelle unterstrichen hatte.
     
    Abel wurde Schafhirt und Kain Ackerbauer. Nach einiger Zeit brachte Kain dem Herrn ein Opfer von den Früchten des Feldes dar; auch Abel brachte eines dar von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett. Der Herr schaute auf Abel und sein Opfer, aber auf Kain und sein Opfer schaute er nicht. Da überlief es Kain ganz heiß und sein Blick senkte sich. Der Herr sprach zu Kain: Warum überläuft es dich heiß und warum senkt sich dein Blick? Nicht wahr, wenn du recht tust, darfst du aufblicken, und wenn du nicht recht tust, lauert an der Tür die Sünde als Dämon. Auf dich hat er es abgesehen, doch du

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