Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
Vom Netzwerk:
sehen; nie mehr würde er auch nur einen Tropfen davon kosten, ohne Gott zu danken.
    Nachdem er ausgetrunken und gegessen hatte, legte er sich zurück. Die Höhle war nicht groß – eine Spalte im Fels, kaum mannshoch, ein Lichtschimmer drang von draußen herein. Die Kammer, in der er lag, war klein, und es gab noch einen anderen Raum. Eine in den Fels gehauene Stufe führte dorthin. Beide Kammern wurden von einer flackernden Kerze erhellt. Nicht weit von ihm entfernt lag Josua; entweder er schlief tief und fest, oder er war tot. Spielte das eine Rolle? Jussef war zu erschöpft, als dass es ihn kümmerte. Er schlief wieder ein.
    Als er erwachte, war es Nacht. Draußen heulte der Wind um den Berg und blies in den Eingang. Der Lärm war so bedrohlich wie das Knurren eines Löwen. Jussef hatte Angst, sein Gesicht zu berühren, da es sich anfühlte, als sei ihm die Haut abgezogen worden. Der Mönch kam aus der inneren Kammer und brachte ihm noch einen Krug Wasser und ein wenig Trockenfleisch.
    »Geht’s besser?«
    »Nein.« Was nicht stimmte. Denn inzwischen fühlte sich Jussef einigermaßen wiederhergestellt, während er am Nachmittag überzeugt gewesen war, die Geier würden sie holen. Ja, er hatte sterben, unbedingt sterben wollen.
    »Was für ein Ort ist das hier?«
    »Ein Zufluchtsort. Wir lagern hier Lebensmittel.«
    Hungrig nagte Josua an dem trockenen Fleisch. Hätte der Teufel ihm das Angebot gemacht, er könne zu seiner Kirche in Alexandria zurückkehren, er hätte es angenommen, was immer die Konsequenzen gewesen wären. Er wollte einfach nur nach Hause.
    »Wie geht es Josua?«
    »Er wird genesen.« Der alte Mönch blickte zu ihm herüber. »Er ist an einem anderen Ort.«
    »An einem anderen Ort?«
    »Ja.« Der Mönch zeigte auf sein Ohr. »Hör mal!«
    Jussef lauschte dem brausenden Wind. »Die Stimmen. Ich habe Stimmen gehört, während ich Josua trug. Sie haben mir gesagt, ich solle aufhören, aufgeben.«
    »Das sind die
latrunculi

    »Wer?«
    »Die bösen Geister. Sie wollten nicht, dass du die Höhle erreichst.«
    Jussef starrte im Kerzenlicht auf das zerfurchte Gesicht. Der Mönch sah gar nicht irre aus. Im Grunde wirkte er gütig und besorgt.
    »Und ich habe ein Kind gesehen. Wer war das Kind?«
    »Glaubst du nicht an Schutzengel?«
    Jussef überlegte. Er war Priester. Eigentlich hätte er an Engel und Schutzengel glauben müssen, doch er hatte noch nie wirklich an sie geglaubt, oder?
    »Josua? Er ist auf Reisen?«
    »Ja.«
    Beinahe unwillkürlich nickte Jussef. Der Mönch hatte sicherlich recht, wenngleich das in der menschlichen Dimension keinen Sinn ergab.
    »Du meinst eine spirituelle Reise?«
    »Ja.«
    Jussef legte das Trockenfleisch aus der Hand, sein Gaumen tat ihm weh. »Und was machen wir jetzt?«
    »Ihr könnt zwei Tage hier bleiben, und wenn ihr euch erholt habt, könnt ihr ins Kloster zurück.«
    »Warum nicht morgen?«
    »Weil seine Kraft dafür nicht reicht.«
    »Oh.« Jussef schob den Wasserkrug und den Teller beiseite. »Diese bösen Geister – die suchen doch nach etwas, oder? Und Josua hat etwas damit zu tun?«
    »Ja.«
    Eine solch direkte Antwort machte Jussef Mut. Am Ende würde er schon dahinterkommen, was hier gespielt wurde. »Wonach suchen sie?«
    »Das kann ich dir nicht sagen«, erwiderte der Mönch. »Aber die Welt verändert sich, Pater Jussef. Selbst im Kloster. Wenn ihr zurückkehrt, werden sich dort nicht mehr sehr viele Mönche befinden.«
    »Die Seuche, sie wird die Mönche töten?«
    »Ja.«
    »Ah ja. Langsam begreife ich«, rief Jussef aus. »Satan sucht nach etwas. Der Papst weiß das, und Josua steckt auch in der Sache drin. Aber wann hört die Seuche auf?«
    »Sie hört nicht auf. Wir sind in die Endzeit eingetreten. Gott holt seine Kinder zu sich zurück.«
    »Aber … natürlich wird sie aufhören«, sagte der Priester verbittert. »Die Erde dreht sich weiter. Das tut sie immer. Es muss so sein!«
    Theodore schüttelte den Kopf. »Die Welt ist nicht unsere Heimat. Wir müssen nach Hause gehen. Bald. Du und ich. Unsere Aufgabe ist nahezu vollendet.«
    »Aufgabe?«
    »Unsere Aufgabe – die Aufgabe der Menschheit – bestand darin, die Welt vom Bösen zu befreien.«
    »Vom Bösen? Was ist das Böse?«
    »Warum schläfst du nicht ein wenig?«
    »Und wenn ich schlafe, wirst du mir dann mehr erklären?«
    »Das wird Josua tun.« Der Mönch deutete zum hingestreckten Körper von Jussefs Gefährten. »Er ist jetzt dort. Er wandelt im Tal der Schatten des

Weitere Kostenlose Bücher