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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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Gegenwart zwei weitere Münzen gefunden worden waren – die letzte von Kardinal Benelli. Deshalb also hatte der jetzige Papst Benelli heilig gesprochen! Schließlich kamen die Teile des Puzzles zusammen. Die Engel suchten nach der letzten Münze des Judas. Warum? Etwas absolut Dramatisches war im Begriff, der Welt zu widerfahren. Nicht nur der menschlichen Welt, sondern auch
ihrer
Welt – der Welt des Geistes. Das Schicksal sowohl der Menschen als auch der Engel war in der Münze eingeschlossen. Johannes  XXVI . suchte ebenfalls nach ihr, und jetzt kannte Rienzi auch den Grund: um zu verhindern, dass sie in die Hände desjenigen geriet, der den Sturz der Kirche herbeiführen würde. Die letzte Judas-Münze – würde sie zum Reich Gottes führen? Oder würde sie es verhindern? Weder Menschen noch Engel wussten es. Welten hingen vom Ausgang dieses Kampfes ab.
    Die Vision zerstob. Rienzi verließ die geheime Kammer, überzeugt, dass er die persönliche Mission übertragen bekommen hatte, die letzte Münze zu finden. In dieser Münze lag die Lösung, der Schlüssel, um hinter das Geheimnis des Bösen zu kommen.
    * * *
    Während Kardinal Rienzi davoneilte, schaute ihm einer dabei zu. Johannes  XXVI . saß im Dunkeln neben dem Grab des ersten Apostels und weinte. Er weinte um die Kirche und um die Welt. Wie kam es, dass sich die Weltkirchen, die auf Liebe gründeten, so rasch in Kirchen verwandelt hatten, die auf Macht gründeten?
    Christus hatte die Pharisäer ermahnt, sich nicht schick zu kleiden, nicht an Straßenecken herumzustehen und sich nicht zu Heiligen zu erklären – denn das alles sei heuchlerisch. Und was machten die Vertreter seiner Kirche? Sie brachten Jahrhunderte damit zu, Phantasiegewänder zu entwerfen, und nutzten jede Gelegenheit, darin umherzustolzieren. In ihrer Heuchelei taten sie so, als kleideten sie sich fein für Christus. Doch leider: Der, der sich mit einem einzigen Kleidungsstück begnügt hatte, war zum Gründer eines Reichs der Haute Couture geworden. Als er die Geldtische im jüdischen Tempel umstieß, hatte der Sohn Gottes deutlich gemacht, dass kommerzielle Betätigungen nicht mit Spiritualität vermischt werden sollten. Und was tat seine Kirche? Sie stellte sogar den habgierigsten Investmentbanker in den Schatten und nutzte jede Gelegenheit, den Naiven und Neurotischen Geld abzuknöpfen. Gebeine Christi, Nägel Christi, Holzsplitter vom Kreuze (alle Größen), dümmliche Bilder auf Wandtellern und Essbestecken, Plastikstatuetten, Schmuck und Accessoires. Leider hatte der Mensch, der andere nie getäuscht hatte, ein Marketingreich geschaffen. Christus hatte die Menschen gelehrt, auf Erden keine Reichtümer anzuhäufen. Doch die christlichen Kirchen lieferten das beste Beispiel dafür, wie man diese Lehre nicht befolgte. Riesiger Landbesitz, gewaltige und protzige Kathedralen, von Edelsteinen übersäte Kreuze, Aktien und Beteiligungen. Der Sohn Gottes hatte eine einfache Botschaft gepredigt – zusammengenommen würden seine Worte kaum einen Kinderaufsatz füllen. Und was war daraus geworden? Eine Religionsindustrie, die Bibliotheken voll von theologischen Abhandlungen hervorbrachte, die selbst den fanatischsten Sadduzäer überfordert hätten. Allein: Ein einfacher Mann war Vater der akademischen Religion geworden, einer Religion für den Vorlesungssaal, nicht für das Volk.
    So kam es also, dass die Kirchen, die gelobt hatten, den Armen zu helfen, elitär geworden waren, reich, gierig, intellektuell, selbstgefällig und korrupt. Als Christus den Feigenbaum – die jüdische Kirche –, verdammte, da dieser keine Früchte trage, wusste er da nicht, dass er schon bald weiter unten an der Straße der Zeit solchen Bäumen begegnen würde?
    Und als Christus zur Ermutigung Heilige in die Welt entsandt hatte, war es denen nicht besser ergangen. Die Kirchen konnten einerseits keinen Heiligen erkennen, wenn er lebte, doch sie hatten andererseits kein Problem damit, eine Geschäftsgelegenheit zu ergreifen, wenn er tot war. Die Gräber der Demütigen wandelten sich zu großen Marmorgrabmalen, die die Kirchenoberen demonstrativ besuchten. Die Ruhestätten der Heiligen mutierten zu Schreinen der Sentimentalität, wobei ihre Worte geschickt manipuliert wurden, um den Status quo zu stärken. Wie viele Arme im Geiste, die Zeuge dieser Demütigung wurden, müssen gebetet haben, man möge sie nicht aus den Fängen des Teufels, sondern aus denen der Kirche befreien! Begrab mich in einem

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