Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)
Kopf. »Nach genauerer Überlegung bin ich auf eine andere Möglichkeit gestoßen. Das Grab liegt unter dem Hochaltar des Petersdoms.«
»Das stimmt, mindestens zehn Meter darunter.«
»Unter dem Hochaltar befinden sich ältere Altäre. Und darunter liegt eine Gruft. Wir wissen, dass der Altar in der Krypta direkt über dem Grab liegt, weil die Pallien für neue Bischöfe dort plaziert werden, damit sie den Segen des heiligen Petrus erhalten. Und die Pallien werden über dem Hohlraum plaziert, der in das Grab hinabführt. Die Entfernung beträgt höchstens fünf Meter.«
»Sie können da nicht hinuntersteigen, der Raum ist zu eng.«
»Wer hat denn vom Hinuntersteigen gesprochen? Wir lassen eine Kamera hinunter.«
»Ah ja.«
»Vielleicht sollten wir das mit dem Heiligen Vater besprechen«, sagte einer der Kardinäle. »Es könnte einen guten Grund geben, warum er das Geheimnis der Münzen nicht preisgegeben hat.«
»Ich habe darüber nachgedacht«, erwiderte Rienzi, »aber möglicherweise kennt er es selbst nicht. Unser Weg ist viel besser – eine diskretere Art, die Wahrheit zu erkunden. Die Kamera kann sehr klein sein, ein Glasfaserkabel.«
Seine Mitverschwörer fanden das alles faszinierend und erklärten sich nach längerer Diskussion einverstanden. Sie vertrauten darauf, dass Rienzi die Aufgabe anging, ohne dass irgendjemand davon erfuhr. Außerdem waren sie neugierig. Wenn Rienzi das Petrus-Grab erkundete, was würde er dort finden? Gebeine? Einen Kelch, in dem die Münzen lagen, durch die das Licht der Welt verraten wurde? Würde ihnen das in dieser Zeit der globalen Krise helfen?
»Da ist noch etwas«, sagte Rienzi. »Ich habe herausgefunden, dass der Präfekt, nur eine Woche bevor er im Turm der Winde tot aufgefunden wurde, spätabends zwei Fremde – zwei Männer – zu einem geheimen Treffen mit Seiner Heiligkeit in den Vatikan eingelassen hat. Diese Männer kamen aus Ägypten.«
Erstauntes Gemurmel. Warum hatte Johannes XXVI . seinen Kardinälen nichts von diesem mysteriösen Besuch erzählt? Welche Geheimnisse hatte er vor ihnen verborgen gehalten?
»Wie haben Sie das herausgefunden?«
»Ein junger Priester hat mich davon in Kenntnis gesetzt«, sagte Rienzi und verschwieg den Brief des Präfekten, den er in dessen Tresor gefunden hatte. Es war bedauerlich, dass er lügen musste. Manchmal musste jedoch selbst die Kirche lügen, zum Wohle der guten Sache. »Wir müssen feststellen, wer diese Fremden waren«, fuhr Rienzi fort. »Ich glaube, sie haben etwas mit dem Geheimnis der Judas-Münzen zu tun. Der Präfekt hat womöglich ein Tagebuch oder andere Aufzeichnungen zurückgelassen, also sollte einer von Ihnen noch einmal in sein Arbeitszimmer im Geheimarchiv gehen. Es kann auch sein, dass die Männer mit dem Tod des Präfekten in Verbindung stehen. Ich glaube, dass er ermordet worden ist.«
»Ohhh.« Die anderen Kardinäle holten tief Luft. Darauf waren sie zwar nicht gekommen,
aber
wenn sie es sich genau überlegten, war der Tod des Präfekten doch höchst rätselhaft. Es gab keinen einleuchtenden Grund, warum er den Turm der Winde zu dieser nächtlichen Stunde hatte aufsuchen wollen. Und die, die den Präfekten gefunden hatten, hatten gesagt, seine Gesichtszüge seien entsetzlich verzerrt gewesen, die Grimasse eines Mannes, der an schwerem Schock gestorben war.
»Also haben wir viel zu tun«, sagte Rienzi. »Gibt es sonst noch etwas zu besprechen?«
»Ja!«, rief Kardinal Aristo aus Bologna, der Kardinal, der dem Papst geraten hatte, das – erfolglose – Große Konklave einzuberufen. »Der Heilige Vater hat die Schließung des Vatikans angeordnet – ausgenommen den Petersdom.«
»Ist das wirklich klug?«, fragte ein anderer Kardinal. »Die Seuche tötet selbst hier Menschen. Und jetzt, da so viele Priester in die Provinzen geschickt worden sind, zählen wir nur noch ein paar hundert Gläubige. Die körperlich Behinderten und geistig Kranken sind uns zahlenmäßig überlegen.«
»Ja, ja. Ganz meine Meinung«, entgegnete Kardinal Aristo. »Aber nicht nur das: Der Vatikan verfügt über mehr als tausend Zimmer, und der Papst ordnet an, dass immer mehr verschlossen werden. Es scheint … dass er die Kirche schließen will, als wolle er …«
Er beendete seinen Satz nicht, das musste er aber auch gar nicht. Die Kardinäle waren ohnedies beunruhigt. Wenn das religiöse Geschäft seine Tore schloss, was sollte dann aus ihnen werden – dem Personal? Würde man sie entlassen? Und
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