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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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Stunden – jetzt, da er sich entschlossen hatte, Rom zu verlassen – hatten sich die Depression und das Gefühl der Machtlosigkeit in Luft aufgelöst. In der Welt nach der Seuche – welche Macht er da haben würde! Vielleicht konnte er sich auch zum Oberbefehlshaber der Armee erklären. Schließlich müsste man die Armee schnell wieder neu aufstellen, falls andere Nationen aufrüsteten. Einmal angenommen, Araber oder Afrikaner kämen übers Mittelmeer? Möglicherweise müsste Italien seinen Boden gegen fremde Invasoren verteidigen – so wie bei der Invasion der Gallier und Hunnen nach dem Zusammenbruch des Römischen Reichs. Es könnte zu blutigen Kämpfen kommen, also musste er planen. Er würde seinen Mitarbeitern sagen, sie sollten anfangen, Projekte zu entwickeln … Aber es waren kaum noch welche übrig. Nun ja, er könnte die Planungen ja mit Tiziano beginnen, der die Nummer zwei werden würde. Er würde ihn vom Chef des Geheimdienstes zum stellvertretenden Ministerpräsidenten befördern. Als kleines Dankeschön, weil er loyal geblieben war.
    Aber angenommen, es würden weniger Menschen in Italien überleben als gedacht? Martinelli warf noch eine farbenfrohe Krawatte in den Koffer, nur für den Fall. Sagen wir, fünf- oder zehntausend? Sie müssten sich zusammentun, um sich zu schützen und um zu überleben. Er würde anordnen, dass alle Überlebenden sofort nach Rom kamen. Aber wie sollte er sich mit ihnen in Verbindung setzen? (Die Telefonnetze waren zusammengebrochen, und Tiziano hatte ihm mitgeteilt, dass die Elektrogeneratoren in der Hauptstadt heute Abend ausgeschaltet würden – ein Grund, weswegen er so schnell wie möglich die Stadt verlassen wollte; er hatte keine Lust, auf ein warmes Bad zu verzichten.) Man könnte Flugblätter aus Hubschraubern abwerfen. Aber der Armee war der Treibstoff weitgehend ausgegangen, wie ihm der Oberbefehlshaber mitgeteilt hatte. Na ja, die würden schon irgendwo Sprit auftreiben. Ja, es wäre besser, alle – Männer, Frauen und Kinder – nach Rom zu holen, dort hätte er die Kontrolle über sie. Vielleicht sollte man die Todesstrafe einführen und alle Gewaltverbrecher von Anfang an entfernen. Sie auslöschen. Das wäre nicht schwierig – und vernünftig. Außerdem müsste man eine Art Eugenik praktizieren, um alle Leute mit offensichtlichen Missbildungen oder mentalen Problemen auszusortieren. Nichtselektive Fortpflanzung in einer kleinen Gemeinde zuzulassen wäre sehr unbefriedigend. Das war früher das Problem gewesen. Man sehe sich nur einmal an, wie sich einige Römer am Ende aufgeführt hatten. Die wollten nicht einmal mehr kosmetische Chirurgie erlauben!
    Martinelli schloss den Koffer. Er trank noch einen ordentlichen Schluck Cognac und dachte angestrengt nach. Aber einmal angenommen, noch weniger Menschen überlebten? Wenn man die Leute auf dem Lande außer Acht ließ – sie spielten keine Rolle –, was war dann mit Rom? Eine Großstadt war es gewesen, mit drei Millionen Einwohnern. Wie würde es sein, wenn in der Stadt nur noch tausend Menschen lebten? Er würde anordnen, dass sie sich im Forum Romanum versammelten, genauso wie es die Römer taten, als ihre Stadt im Jahr 570 nach Christus zerstört wurde. Doch würden sie kommen? Sicherlich hätten sie zu viel Angst davor, dass die Seuche wieder ausbrechen könnte oder nicht ganz aufgehört hatte.
    Er schloss den zweiten Koffer. Angenommen, nicht mal fünfhundert Leute würden in Italien überleben? Angenommen, nicht mal fünfzig in Rom? Nur fünfzig Menschen. Er konnte es sich nicht vorstellen. Wie auch immer, genau betrachtet, konnten sie gar nicht im Rom bleiben – das ging erst, wenn die menschlichen und tierischen Leichname verwest waren und kein Gesundheitsproblem mehr darstellten. Wie lange würde das dauern? Er musste Tiziano bitten, ein paar Informationen zu sammeln. Zur Zeit des Schwarzen Todes hatten die Ratten viele der Leichen gefressen, aber jetzt starben auch die Ratten, Mäuse und Vögel.
    Martinelli betrachtete seine Koffer. Eines musste ganz klar sein: Er floh nicht vor dem italienischen Volk. Er flüchtete, damit er am Leben blieb, um dem italienischen Volk in der Zukunft zu helfen. Dass er bei Nacht mit dem Hubschrauber flog, lag daran, dass der Luftraum dann freier war. Na ja, in Wirklichkeit gab es keine Flugzeuge, die flogen, aber die Nacht war besser, da niemand ihn sehen würde. Sehr nützlich, die Nacht. Martinelli schnappte sich die beiden Koffer und trug sie

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