Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)
zusammengetroffen, der in direkter Linie von dem abstammte, der mit Christus gewandelt war.
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Sie sind doch alle, vom Kleinsten bis zum Größten, nur auf Gewinn aus;
vom Propheten bis zum Priester betrügen sie alle …
Deshalb müssen sie fallen, wenn die anderen fallen.
Sobald ich sie zur Rechenschaft ziehe, werden sie stürzen …
Jeremia 6,13,15
D ie Zeit und die Welt hängen eng zusammen. So wie die Zeit voranschreitet, so dringt das Böse immer tiefer in die Welt ein, wie ein Dorn, der in die Haut eines Menschen eindringt, der eine Dornenkrone trägt. Als der Geist Satans in den Menschen fuhr, dauerte das seine Zeit. Zunächst wurde die Seele des Menschengeschlechts – seine Emotionalität, symbolisiert durch Eva – verfälscht. Dieser Verlust des Gefühls wirkte sich dann auf den Verstand des Menschen aus. Adam fiel. Aber auch Satan stürzte. Satan, einer der Serafim, ein Engel der höchsten Ordnung – einer von jenen, die neben Gott standen (also denjenigen, die das Göttliche besonders klar erkannten) –, konnte Gott nicht mehr erkennen. Wie ein Blitz fuhr nun Satans Geist in die Welt, und die Wellenbewegungen der Zeit begannen sich auszubreiten, ebenso wie die Auswirkungen dieser Katastrophe.
Angesichts dessen war es nicht verwunderlich, dass es in der Welt schrittweise immer böser zuging. Doch konnte der Fall eines spirituellen Geschöpfes mittels eines Paradoxons den Aufstieg eines anderen hervorrufen. Ein Abstieg lieferte eine Leiter zum Aufstieg – ein verlorener Sohn konnte heimkehren.
In der Welt veränderten sich – nach den neun fetten Jahren, die mit dem Pontifikat von Johannes XXVI . begannen – die Verhältnisse zum Schlechten. Gier und Habgier wuchsen an. Viele Menschen wollten Millionäre sein. Und nicht nur Millionäre, sondern Multimillionäre. Und nicht nur Multimillionäre, sondern Milliardäre. Aber das war keine Habsucht – es ging ja nur darum, erfolgreich zu sein, ein wenig Geld fürs Alter zurückzulegen, Geld für die Ausbildung der Kinder anzusparen.
Leider kümmerten sich wenige dieser Menschen darum, wie sie ihr Geld verdienten, aber hatten sie das je getan? Natürlich war es illegal, insgeheim Einzelheiten von Aktienkursbewegungen weiterzugeben. Dennoch: Wenn der Vorstandschef eines Unternehmens beim Lunch ganz
zufällig
eine bevorstehende Übernahme erwähnte – nun, das war in Ordnung, oder? Es war ja nur eine beiläufige Bemerkung, ein Versprecher, so legal, wie Schmutz von den Schuhen zu entfernen. Und natürlich war es ein Verbrechen, Kinder auszubeuten. Absolut unmoralisch; alle legten ihr Lippenbekenntnis dazu ab. Aber es war kein Verbrechen, entsprechende Werbeanzeigen unterschwellig mit sexuellem Gehalt aufzuladen. Eine provokante Pose, eine anzügliche Kleidung – das war einfach die Mode! Wie auch immer: Die Kinder liebten es – oder nicht? Und es war auch ungesetzlich, ein Monopol zu errichten, Konkurrenten aus dem Markt zu drängen. Aber wenn man
zufällig
ein überlegenes Produkt entwickelt hatte, das alle anderen aus dem Markt drückte – welche andere Computerfirma, Schnellimbisskette oder Fluggesellschaft hatte das Recht, sich darüber zu beschweren? Hey, sich zu beklagen – das ist etwas für Verlierer! Der Sieger bekommt alles!
In jenen fetten Jahren war die Welt voller Millionäre, Multimillionäre und Milliardäre, die alle behaupteten, die Retter der Menschheit zu sein, während sie nicht nur die Armen, sondern auch die eigenen Freunde und Kollegen ausplünderten. Natürlich waren sie auch Philanthropen. Die Philanthropie war nämlich, geschickt eingesetzt, ein gutes Marketinginstrument. Manch Banker oder Unternehmenschef konnte ein Lied davon singen. Natürlich wurde diese Person, sobald das Geld verschenkt und der Applaus geerntet war, noch gieriger.
Der Narr, der gerufen hatte: »Wirklich, ich sage es Ihnen doch, Sie haben Ihre Belohnung bereits bekommen«, konnte mühelos ignoriert werden. Nichts als ein Markenartikel war sein Name, so wie alle anderen in der Wirtschaft – denn Jesus verkaufte sich gut.
Die Gier hatte viele Freunde. Ihr engster war die Gewalt. Wenn die Sieger alles bekamen, mussten andere hungern. Und zu hungern, ohne wütend zu sein – beziehungsweise nicht zu versuchen, etwas gegen den Hunger zu unternehmen –, war schwierig. In der Dritten Welt wurden die Armen, während die politischen Führer noch mehr Grundbesitz, noch mehr Flugzeuge kauften und mit noch mehr Mätressen (und
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