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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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anderen Politikern) Unzucht trieben, immer verzweifelter und entrechteter.
    Allmählich nahmen auf der ganzen Welt kleine und isolierte Kriege an Ausmaß und Anzahl zu. Und um sie niederzuschlagen, war weitere Aufrüstung notwendig, denn als wesentlich galt, dass böse Menschen ausgerottet werden müssen. Und wenn massenweise Unschuldige in den Konflikten umkamen, dann war das eben Pech für sie und Glück für jene, die die Wirkung von Detonationen richtig einschätzten. Auch die Gewalt hatte Liebhaber. Sie trieb Unzucht mit der Gier und zeugte Hungersnöte.
    »Eure Heiligkeit, die Lage in Indien hat sich verschlechtert.«
    Johannes  XXVI . befand sich mitten in seinem wöchentlichen Informationstreffen zu den Weltereignissen mit einer Gruppe von Beratern. Sie saßen in der päpstlichen Bibliothek, tief verborgen im Vatikan-Komplex. Die Bibliothek gehörte zu den wenigen Orten, an denen der Papst noch ein gewisses Maß an Privatsphäre genoss, denn die ausländischen Regierungen hörten schon längst jede einigermaßen wichtige Institution ab, und auch die Kirche war nicht dagegen gefeit, weil sie noch immer einen gewissen Einfluss auf die Ereignisse in der Welt ausübte. Telekommunikation war, wenn alle mithörten.
    »Die Hungersnot breitet sich aus.«
    Der Vatikan-Beamte lieferte seine Analyse, wie er sie für richtig erachtete. Keine leichte Aufgabe, da man sich nicht mehr auf die globalen TV - und Nachrichtensender verlassen konnte, weil die Quote an Falschinformationen zu hoch war. Alle diese Sender gehörten Milliardären oder Konzernen, die geschönte Versionen der Wirklichkeit verbreiteten, damit sie noch mehr Geld verdienten. Haben wir Ihnen eigentlich gesagt, dass diese Aktien bald fallen werden? Gut, Sie verkaufen, und wir kaufen – damit Geld in unsere Taschen fließt. Haben wir Ihnen erklärt, dass dieser Politiker gut und jener schlecht ist? Nun, wir haben zufällig den guten unterstützt. Welch Glück – welch finanzielle Expertise – wir doch haben!
    So lief es auch auf dem restlichen globalen Marktplatz. Erst kurz zuvor hatten die Superreichen am Weizenmarkt in Indien den Preis für den Rohstoff manipulativ in die Höhe getrieben – mit ausgesprochen vorhersehbarem Ergebnis. Die Menschen gerieten in Panik und horteten Weizen. Die indische Regierung versuchte das Problem abzumildern, indem sie ihre Vorräte zum fairen Preis verkaufte, aber die Bürokraten stahlen das meiste davon – oder erlaubten anderen, die Vorräte unrechtmäßig zu erwerben und dadurch einen dicken Profit einzustreichen. Während die Panik zunahm, brachen soziale Unruhen aus, und Straßen wurden gesperrt. Rasch brach das Verteilungsnetzwerk in Indien zusammen, in den ärmeren und abgelegeneren Provinzen setzte eine Hungersnot ein. Die Jungen und Alten starben in zunehmend größerer Zahl. Natürlich wollten die ausländischen Regierungen helfen – wie auch die internationalen Hilfsorganisationen. Leider standen ihnen habgierige Männer und Frauen vor, die am Leid anderer verdienen wollten. Viel Geld wurde von gutwilligen Menschen im Westen gespendet, doch als es in Indien ankam, wurden große Summen davon sofort von den Beamten jener ausländischen Regierungen oder den Chefs der internationalen Hilfsorganisationen auf ihre Bankkonten in Steuerparadiesen umgeleitet. Denn Gott mag Menschen, die sich selbst helfen, erinnerten die Gierigen die Welt, während sie den Hals nicht voll genug bekommen konnte. Das Resultat: Hunger und Elend.
    »Heiliger Vater, unsere Priester in Indien machen sich Sorgen, die Situation könnte außer Kontrolle geraten. Möglicherweise sterben in diesem Jahr mehr als hundert Millionen Menschen, es werden täglich mehr.«
    »Welche Zahl verbreiten die Fernsehgesellschaften?«
    »Zehn Millionen. Das ist zwar gelogen, aber was soll man machen?«
    Der chinesische Pontifex gab keine Antwort. Er stand von seinem Stuhl auf und ging zu einem Fenster. Er schaute auf die gepflegten Gärten. Was sollte er nach Ansicht seiner Berater sagen? Die Wahrheit? Dass Gier und Nachlässigkeit Hunger und Elend produzierten? Das war die Wahrheit. Sie war so offensichtlich, dass jedes Kind sie begriff. Und was sollte man gegen die Hungersnot in Indien unternehmen? Auch hierauf war die Antwort klar. Die Situation würde sich verschlimmern, weil es nicht mehr genügend Menschen auf der Welt gab, die bereit waren, anderen zu helfen. Die Menschen kümmerten sich nur um sich selbst. Hierdurch würden sie in einem Meer des

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