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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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Priestermangel.«
    »Ich glaube, sie möchte einfach nur gern mit ihm reden. Sie ist sanftmütig und …«
    »Das ist ja das Problem«, unterbrach ihn Jussef. »Josua und ich werden in die Wüste geschickt, und ich möchte nicht, dass er ständig an sie denkt.«
    »Wie du willst«, sagte Hassan. »Du bist sein Beichtvater, nicht ich.«
    »Ich bin sein Mentor.« Jussef beugte sich vor und lächelte selbstgefällig. »Der Papst selbst hat es mir gesagt.«
    Hassan erwiderte das Lächeln nicht. Wenn sein Freund Jussef zu etwas imstande war, dann dazu, andere misszuverstehen. Trotzdem, er würde Miriam informieren; es war das Beste. Bestimmt würde sie bald einen anständigen Ehemann finden. Sie wohnte in einem rauhen Viertel, und ihr Vater hatte ihm oftmals gesagt, dass die Männer sie belästigten. Hassan stand auf und umarmte seinen Freund kameradschaftlich. »Du gehst jetzt besser und packst. Du wirst bald zurückkommen. Vielleicht schon in ein, zwei Wochen. Dann können wir herausfinden, was das alles zu bedeuten hat.«
    Mit betrübter Miene ging Jussef nach nebenan, in sein Zimmer. Was sollte er mitnehmen? Er besaß kaum Kleidung. Er stopfte alles in eine alte Reisetasche, die er gekauft hatte, als er nach seiner Ausbildung an diese Kirche kam. Hoffentlich gab es in dem Kloster eine Frau, die die Wäsche erledigte – oder einen Diener. Er war nicht sehr gut in solchen Dingen (aber Josua konnte im Notfall helfen). Was sonst noch? Spirituelle Werke? Nein, die hatte er noch nie gern gelesen. Er schielte nach seiner Bibel. Es würde im Kloster jede Menge davon geben. Mit der Tasche in der Hand ging er nach unten und rief über den Flur.
    »Josua!«
    Ein Kopf erschien.
    »Hast du deine Sachen gepackt?«
    »Ja.« Josua hielt einen Koffer hoch, der noch älter war als Jussefs Tasche. »Ich möchte mich jetzt von den anderen Zöglingen verabschieden. Ich glaube, sie sind im Garten.«
    »Bleib!«, erwiderte Jussef hastig. »Dafür ist keine Zeit mehr. Komm schon, sonst wird der Fahrer ärgerlich!«
    Sie verließen das Seminargebäude und gingen an der Seite der Markus-Kirche entlang. Jussef warf einen kurzen Blick zurück.
    »Bitte, Gott«, betete er, »lass mich diese Kirche wiedersehen! Sie ist alles, was ich habe.«
    Er stieg in den Fond des Wagens des Patriarchen. Das war das Interessante an Gebeten: Gott lauschte ihnen, aber die Chance – das konnte Jussef nach vierzig Jahren Erfahrung als Priester sagen –, dass Gott sich nach ihnen richtete, war geringer, als in der Lotterie zu gewinnen. Leider! Die Bibel hatte vergessen zu erwähnen, dass der Göttliche ein Hörgerät trägt. Und zwar eines, das gewohnheitsmäßig ausgeschaltet ist.

7
    Schick deine Sichel aus und ernte die Trauben

vom Weinstock der Erde! Seine Beeren sind reif geworden.

Da schleuderte der Engel seine Sichel auf die Erde,

erntete den Weinstock ab und warf die Trauben

in die große Kelter des Zorns Gottes.
    Offenbarung, 14,18
     
    D ie Hungersnot in Indien wurde vom Rest der Welt weitgehend ignoriert. Es handle sich um ein lokales Problem, versicherten die Politiker in den anderen Ländern ihrer Wählerschaft; die Schwierigkeiten würden bald gelöst sein. Jedenfalls leisteten sie ihren Beitrag, sie besuchten Gipfelkonferenzen, internationale Treffen usw. zum »Indien-Desaster«. Kurzum: Sie taten, was Politiker meistens tun, um Geld zu verdienen und sich auf Kosten der Wähler zu vergnügen. Der Beweis: Businessclass-Flüge nach Indien waren auf Wochen ausgebucht – bis es für die Politiker wegen all der Gewalt dort zu gefährlich wurde. Dann ging’s zurück nach Hause; wo sie ihre Weisheiten in ihren geschützten, klimatisierten Büros zum Besten gaben, dabei über dicke Teppiche schritten und verkündeten, welch große Sorgen sie sich um die Armen machten. Aber das war doch gut, oder? Schließlich wurden die Politiker vom Steuerzahler dafür bezahlt, sich zu kümmern. Allerdings kümmerten sie sich auch darum, dass sie bezahlt wurden. Je mehr sie bekamen, desto besser erledigten sie ihre Arbeit. Doch was war mit jenen, die behaupteten, Politiker seien Lügner, gierige Menschen, Verräter – die Nachfahren des Judas? Wie unfreundlich, wie schmerzlich. Hatten Politiker nicht auch das Recht, Millionär zu werden? Alle anderen versuchten es doch auch.
    Deshalb wurde bei aller politischen Rhetorik wenig getan, um die Hungersnot zu lindern. Ungehindert und rasend schnell breitete sie sich aus. Bald ging es nicht nur um Getreide, das in

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