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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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»Jugendliche sind nicht Kinder. Verstehst du, wenn sie Jugendliche gewesen wären, hätte die Bibel gesagt: ›Lasset die Jugendlichen, nun, die kleinen Jugendlichen, zu mir kommen‹ … Du musst genau lesen …«
    »Aber warum heißt es die ›kleinen Kinder‹? Alle Kinder sind doch klein.«
    »Josua!« Jussef knirschte wütend mit seinen – wenigen – Zähnen. Er wusste die Antwort nicht, aber auch nicht, wie er der Frage ausweichen konnte. »Ich kann dich nicht unterrichten, wenn du mich immer wieder unterbrichst.«
    »Und wenn er sagt: ›Lasset die kleinen Kinder zu mir kommen‹, was ist dann mit den Erwachsenen? Heißt das, dass er nicht wollte …«
    »Ach, stell dich doch nicht so dumm an! Geh und meditiere!«
    Josua stand auf. »Genau das hat Bruder Theodore mir aufgetragen. Er hat gesagt: Meditiere über die Worte ›Gott erschuf also den Menschen nach seinem Abbild‹! Was, glauben Sie, bedeutet der Satz?«
    Jussef öffnete den Mund wie ein Fisch auf dem Trocknen, der nach Luft schnappte. »Ich muss darüber nachdenken. Und jetzt geh!«
    Josua verschwand hinter der Ecke des Gebäudes. Er hockte sich hin und hielt sich den Bauch vor Lachen. Jetzt verstand er, was der Mönch Theodore gemeint hatte. Die Bibel hatte eine spirituelle und ein menschliche Bedeutung, sie konnte auf zweierlei Weise gelesen werden. Doch um sie spirituell zu verstehen, brauchte man spirituelle, nicht menschliche, Weisheit.

10
    Kein Wunder, denn auch Satan tarnt sich

als Engel des Lichts.
    2. Korinther 11,14
     
    G ott schuf also den Menschen nach seinem Abbild.«
    Eine verwirrende Aussage, und eine, die schwer zu begreifen war, vor allem weil die Menschheit über eine erstaunliche Zerstörungskraft verfügte. Und nicht nur das. Die Menschheit besaß auch das erstaunliche Vermögen, das Menetekel einer drohenden Katastrophe zu übersehen. Dies deutete auf mangelnde Voraussicht, besser gesagt: mangelnde Wahrnehmung hin. Denn die Menschheit glaubte, dass die Erde irgendwie unzerstörbar sei. Stimmte das denn? Jahrzehntelang hatten besorgte Menschen – engagierte Menschen und andere – davor gewarnt, dass der Planet zerstört werden könnte. Da es jedoch nicht in der Verantwortung des Einzelnen lag, dies zu verhindern, interessierte es auch keinen wirklich. Und diejenigen, die in dieser Angelegenheit etwas hätten unternehmen sollen – die Politiker der Welt –, taten nichts. Sie sorgten sich nur um ihr Ego und darum, an der Macht zu bleiben. Und an der Macht zu bleiben hieß, dem Eigeninteresse zu folgen, vor allem dem wichtigen wirtschaftlichen. Was bedeutete, dass nie die Wahrheit gesagt wurde und die Politiker all jene, denen sie nach eigener Aussage dienten, betrogen. Nach und nach wurden die Warnzeichen, dass die Erde sich auf einen Abgrund zubewegte, immer deutlicher. Trotzdem fanden sich immer irgendwelche redegewandte Wissenschaftler, die unwiderlegbare Beweise forderten – mit dem Argument, dass es einen »Fehlerbereich« gebe und dass »Wahrscheinlichkeit« nicht gleich »Tatsache« sei. Kurzum: Sie forderten absolute Klarheit, aber natürlich nicht die Transparenz, wer ihr Honorar bezahlte. Denn die Wasser unter dem Himmel waren schlammig. Und darin schlängelten sich so manche chamäleonartigen Geschöpfe oder Organisationen, deren wahrer Lebenszweck die Gier oder die Manipulation anderer war.
    Wie konnte dann also der Mensch nach dem Bilde Gottes geschaffen sein?
    Und so kam es, dass trotz der zunehmenden Ausbreitung der Hungersnot in Indien und anschließend in Russland und China für die Mehrheit der Bevölkerung im Westen das Leben weiterging wie immer. Die gleiche Fahrt zum Arbeitsplatz, ob per Auto, Bus oder Bahn. Die gleichen hektischen Arbeitstage: Berichte schreiben, Besprechungen besuchen, die Karriereleiter hinaufsteigen, katzbuckeln. Schließlich die gleiche Heimfahrt – zufrieden, dass man hart genug gekämpft hatte, um sein täglich Brot zu verdienen. Das Ende der Welt? Unmöglich! Die Erde drehte sich schon seit ewigen Zeiten, und die Gesellschaft hatte sich ausreichend entwickelt, um mit jeder Katastrophe fertig zu werden. Oder vielleicht doch nicht? Die meisten Abendländer nahmen die Nachricht im Fernsehen, wonach im Fernen Osten eine Hungersnot wüte, mit Gleichmut auf. Schließlich waren das weit entfernte Gebiete, Menschen mussten sterben, und Menschen starben oft auf tragische Weise. Dann zappte man eben zu einem anderen Sender – Game-Shows eigneten sich gut, um ein Loch ins

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