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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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glatt, die sehr gut zum hellbraunen Anzug passte. Es gefiel ihm hier unten nicht. Ihn beschlich ein höchst unwohles Gefühl – auch wenn er nicht den Finger darauf legen konnte. Sein übliches Selbstvertrauen und seine übliche Kraftmeierei waren wie weggeblasen.
    »Ich habe Euch etwas zu sagen.«
    »Geht es um ein Geheimnis?«
    Martinelli nickte. Das Problem war, dass dieser Mann Chinese war. Wäre er Italiener gewesen, so hätte der Präsident gewusst, wie er ihn manipulieren und umschmeicheln könnte. Aber weil er Ausländer war, sah das anders aus. Er war ein bisschen zu undurchschaubar, zu schwierig zu lesen.
    »Hat es mit dem Fischvirus zu tun?«
    Der Ministerpräsident nickte nochmals. Dann brach es aus ihm heraus. Er hatte das nicht gewollt, aber irgendwie hatte sich sein Mund geöffnet, und die Worte sprudelten nur so aus ihm hervor. »Es ist etwas Furchtbares passiert. Das Virus … ist auf Menschen übergesprungen.«
    »Und?«
    Die Wahrheit sagen oder nicht sagen …
    »Die Wahrheit.« Der Papst hatte seine Gedanken gelesen.
    Der Ministerpräsident trat von der Backsteinmauer zurück und lehnte sich gegen einen der römischen Grabsteine, einen dicken Quader aus Kalkstein. Tatsächlich war Martinelli krank vor Angst. Er holte ein Taschentuch hervor und wischte sich über die Stirn. Wie sollte er das alles erklären?
    »Das Virus … Es wurde in einem Labor erzeugt.«
    »Von wem?«
    »Von den Iranern. Ihrem Geheimdienst. Die experimentierten mit …«
    »… neuen Wegen, wie man Menschen töten kann.«
    Martinelli wurde knallrot. Er stützte sich mit einer Hand am Grabstein ab. »Hm … die Iraner hatten im Norden Teherans ein kleines Labor errichtet. Es war streng geheim. Alle Forscher waren Iraner, bis auf einen – er war Italiener. Zunächst haben sie mit Fischen experimentiert. Irgendetwas ist dabei schief …, auf tragische Weise schiefgegangen.«
    »Keineswegs«, sagte der Papst. »Sie haben genau das gefunden, wonach sie gesucht haben.«
    »Ja.« Der Ministerpräsident war sicher, sich im nächsten Moment übergeben zu müssen. »Das Virus hat alle Fische getötet. Es ist … das perfekte Virus.«
    »Die Iraner haben also beschlossen, mit Menschen zu experimentieren?«
    Wieso wusste der Papst davon? »Ja, Heiliger Vater. An Gefangenen. Auch die sind gestorben, nach einigen Wochen. Der italienische Virologe ist nach Italien zurückgeflogen und hat mir eine Nachricht zukommen lassen. Er glaubte, die Iraner wollten ihn umbringen. Ihr wisst schon – um die Sache zu vertuschen. Er hat uns mitgeteilt, was dort vor sich ging, aber wir haben ihm keinen Glauben geschenkt; wir brauchten Zeit, um das alles nachzuprüfen. Wie dem auch sei: Eines Nachts ist er aus seinem Haus verschwunden. Er hatte einen Firmenjet samt Piloten gemietet. Er war auf dem Weg nach Brasilien. Das Flugzeug ist über dem Atlantik abgestürzt.«
    »Und Sie haben angeordnet, das zu vertuschen?«
    »Es war in nationalem Interesse.«
    »Ja, ganz bestimmt«, bemerkte Johannes  XXVI . trocken. »Wie ist das Virus ins Meer gelangt?«
    »Wir glauben, der Virologe hat Proben des Fischvirus mitgenommen. Beim Flugzeugabsturz müssen die Viren ins Meer gelangt sein.«
    Johannes  XXVI . wartete. »Da ist doch noch etwas, oder?«
    »Etwas anderes? Ähem … nein.«
    »Der italienische Forscher war ein Spion. Er hat für Ihren Geheimdienst gearbeitet.«
    Der Ministerpräsident blickte ihn völlig entsetzt an.
    Mit gesenktem Kopf stand der Papst vor der Backsteinmauer und legte seine Hand auf sie. Die Vision, die er gehabt hatte, stimmte also. Gewiss sagte Martinelli ihm nicht die ganze Wahrheit. Böse Menschen taten so etwas nie, aber das Gesagte genügte ihm.
    Langsam hob er den Blick. »Und Sie sind gekommen, um mir mitzuteilen, dass das Fischvirus erstmals Menschen getötet hat, hier in Italien?«
    »Ja.«
    »Und nun wissen Sie nicht, was Sie tun sollen.«
    Plötzlich zitterte der Ministerpräsident am ganzen Leib; der Schreck war ihm in die Glieder gefahren. Aber er verbarg ein furchtbares Geheimnis. Eines, das seinem Wesen nach immer mehr Unglück bringen würde, da er die ganze Angelegenheit nicht mehr im Griff hatte. »Ja, Heiliger Vater. Ich habe niemand anderen, mit dem ich darüber sprechen kann.« Tränen traten ihm in die Augen. »Was wird geschehen?«
    Der Papst sagte ihm die Wahrheit. »Es handelt sich um das perfekte Virus. Es wurde von iranischen Wissenschaftlern entwickelt, um die Feinde Irans zu töten. Aber es wird

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