Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)
Ereignisse, die je in der Geschichte der Menschheit stattgefunden hatten. Josua erkannte, dass Christus – indem er in den Sand schrieb – das Mosaische Gesetz durch ein höheres ersetzte. Er öffnete in diesem Augenblick der Menschenzeit die großen Tore der Gnade, und die Frau, die wegen Ehebruchs vor ihn gebracht wurde, würde die Erste sein, die diese empfing. Alle, die im Namen Christi um Gnade baten, würden erhört werden – denn Er vermochte die Sünde eines Menschen zu heilen. Irgendwie begriff Josua, dass der alte Mönch seine spirituelle Macht einsetzte, um ihn emporzuheben. Weitere Intuitionen folgten. Im Alten Testament war das Gesetz Gottes auf Steintafeln geschrieben worden. Symbolisch bedeutete dies, dass das moralische Gesetz strengste Gerechtigkeit bedeutete – ein Mensch musste die Konsequenzen seiner Missetat tragen. Doch über dem Richterstuhl befand sich etwas Größeres. Gnade. Das wahre Gesetz Gottes, das göttliche Gesetz, war Gnade. Als Christus etwas auf den Boden schrieb, ersetzte Er das alte Gesetz durch das neue. Um Seinen Kindern zu ermöglichen heimzukommen, wusch Gott ihre Sünden weg, sofern sie um Gnade baten.
Ein Mysterium. Die Gnade begann die strengen Anforderungen der Rechtsprechung zu ersetzen.
Ein weiteres Bild drängte sich in Josuas Gedanken. Er sah drei Kreuze. Schlagartig erkannte er, warum dort ein Kreuz sein musste. Es symbolisierte die Sünde und deren Folgen. Die Sünde brachte den Tod in die Welt, sie war das Virus des Todes. Doch wieso drei Kreuze? Die Kreuze links und rechts symbolisierten unterschiedliche Dinge. Das eine stand für Gerechtigkeit, das andere für Gnade. Während Josua darüber nachdachte, hörte er Theodore eine weitere Passage aus der Bibel vorlesen. Darin ging es um die beiden Räuber, die bei der Kreuzigung Christi an den Kreuzen zu seiner Rechten und Linken hingen. Der eine schleuderte dem Sohn Gottes Beleidigungen entgegen, doch der andere tadelte seinen Leidensgenossen und sagte: »Wir werden zu Recht bestraft, denn wir bekommen für unsere Taten, was wir verdienen.« Dann bat er Christus, dieser möge sich an ihn erinnern, wenn er in Sein Reich komme. Worauf der sterbende Christus erwiderte: »Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.«
Josua verstand. Einer der Räuber am Kreuz akzeptierte seine Schuld und dass er »zu Recht« bestraft worden war, da er das Gesetz gebrochen hatte. Er bat jedoch um Gnade, der andere Räuber dagegen nicht. Indem er die Gnade wählte, würde der erste Räuber das Königreich Gottes erkennen können, denn dieses Königreich zielte auf Gnade ab. Der andere Räuber hatte weder um Gnade gebeten noch seine Schuld akzeptiert. Folglich würde ihm Gerechtigkeit widerfahren. Das bedeutete zwar nicht, dass er Gott niemals sehen würde, doch er musste die Konsequenzen seiner Übeltat tragen. In beiden Fällen hatten die Männer sich frei entschieden, aber mit unterschiedlichem Ergebnis. Die Reue hatte den einen befreit, und dass der andere seine Missetat nicht eingestand, hinderte ihn daran, den Weg zur Vergebung zu finden. So blieb er im selbst errichteten spirituellen Gefängnis.
»Schau tiefer!«
Je weiter Josua in die spirituelle Einsicht des Mönchs eintauchte, umso klarer erkannte er, dass die beiden Räuber unterschiedliche Völker symbolisierten. Sie standen nicht nur für das, was in der Zeit um Christi Tod spirituell geschah, sondern auch dafür, was nach seiner Kreuzigung geschehen würde. Ein Räuber (ein Sünder) repräsentierte die Kinder des Alten Testaments. Sie wiesen die Gnade zurück und stellten weiterhin die Forderung nach gerechter Strafe, weil sie – tief im Herzen – verlangten, dass anderen eine Strafe auferlegt wurde. Auge um Auge, Zahn um Zahn, so lautete ihre Forderung an Gott. Gib uns Gerechtigkeit! So soll es sein – sie würden das Gleiche empfangen. Blut wurde im Heiligen Land oft vergossen. Doch jener andere Teil der Menschheit, der Christus um Gnade bat, würde diese empfangen – unter der Voraussetzung, dass sie von ihren Sünden abließen.
»Wer kann behaupten, dass Gott nicht gerecht ist? Wer kann sagen, dass Gott nicht gnädig ist?«
Josua nickte, als er die Worte Theodores vernahm. Die Welt war ja so unfair, so ungerecht – bis der verborgene spirituelle Mechanismus offenbart wurde. Menschen wählten die Bestrafung für ihre Übeltaten. Ihre Herzen urteilten im Licht der Wahrheit, nicht im Lichte Gottes. Und Gott machte das deutlich. Doch wie
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