Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)
zurückkommen zu lassen. Ah, Caterina! Es hieß, sie hätte die schönsten Brüste Italiens. Und sie liebte ihn; was nicht nur daran lag, dass er der Ministerpräsident war, nein, sie liebte ihn um seiner selbst willen. Es war offensichtlich, dass sie ältere Männer mochte, Männer mit Kraft und Ausdauer; es lag nicht nur an der Anziehungskraft seines Geldes und seiner Macht. Nachdem er sein Gewissen beruhigt und seine Pläne geschmiedet hatte, fiel Martinelli in tiefen Schlaf. In den Schlaf der Gerechten …
Um sechs Uhr morgens erwachte er und versuchte am Telefon eine Viertelstunde lang Caterina davon zu überzeugen, nach Rom zurückzukehren. Merkwürdigerweise war er diesmal jedoch nicht erfolgreich. Egal, welche Anreize er ihr bot – noch ein Halsband, Freikarten für die Oper, seine ungeteilte Aufmerksamkeit –, seine Geliebte antwortete, sie sei beschäftigt in Bari. So wie er sie kannte, dekorierte sie wohl ihr gemeinsames Liebesnest um. Dennoch: Sie versprach, so bald wie möglich zu ihm zu kommen.
Im Schlafzimmer klingelte das Telefon: halb sieben. Beim letzten Läuten, während er sich, das Gesicht voll Seifenschaum, rasierte, nahm Martinelli den Anruf entgegen. Einen Augenblick lang kam er nicht dahinter, um wen es sich handelte, deshalb sagte er nur »Liebling«. Es war so schwierig, Geliebte und Ehefrauen auseinanderzuhalten, wenn sie hysterisch waren. Auf die Nachricht hin, die er hörte, fiel ihm vor Schreck sein silberner Rasierer aus der Hand. Seine Frau war am Apparat. Sie kreischte völlig unkontrolliert. Ihr Sohn, Marco, sei krank – sehr krank.
Er hatte grippeähnliche Symptome.
23
Erlös ihn, dass er nicht ins Grab hinabsteige,
Lösegeld habe ich für ihn gefunden.
Hiob 33,24
I n der bescheidenen Mönchszelle im Kloster des heiligen Antonius in der ägyptischen Wüste hielt Jussef die Hand seines Gefährten, die allmählich kalt wurde. Er weinte, denn der junge Schüler hatte das Ende seiner Tage erreicht.
Für Josua war es jedoch der Anfang. Er war hinter den großen Schleier getreten.
»Wo sind wir?«
Neben ihm erschien das geistige Bild von Bruder Theodore.
»Du hast die Brücke überquert und befindest dich auf der zweiten Insel. Die Mönche schauen in einem fortgeschrittenen Zustand der Kontemplation.«
»Ist dies die spirituelle Welt?«
»Ja.«
Josua blickte sich erstaunt um. »Was sehe ich?«
»Ein Bild deines Geistes und die großen Tore, die in die Seele führen. Es sind Symbole; die Engel kommunizieren mit uns in Symbolen. Ich muss zur Erde zurückkehren. Es ist an der Zeit, dass jemand anderer dies wahrnimmt.«
»Wer?«
»Ich werde einen Engel bitten, ihn zu holen. Pater Jussefs Reise wird anders verlaufen. Er wird zwar Dinge sehen wie in einem Traum, aber alles bald wieder vergessen.«
»Und ich?«
»Du wirst dich erinnern. Du
musst
dich erinnern, Josua. Es ist entscheidend für uns alle.«
Und damit verschwand der Mönch. Josua wartete. Jussef, auf der Erde, war eingeschlafen. Er träumte selten, deshalb war sein Schlaf stets vom Nichts erfüllt. Diesmal wunderte er sich, das Gefühl zu haben, mit großer Geschwindigkeit zu fliegen. Als ob er sich zwischen den Vordächern riesiger Gebäude hindurchschlängelte – Gebäude von einer Form und Art, wie er sie auf der Erde noch nie gesehen hatte. Dann war ihm, als habe ihn ein Wesen auf den Boden geholt. Eine vertraute Gestalt schritt auf ihn zu.
»Josua, was machst du denn hier?«
»Hallo, Pater Jussef!«
Der Priester machte es sich in seinem Traum gemütlich. Das Erlebnis war höchst angenehm, denn er hatte das Gefühl, in Sonnenlicht zu baden.
»Was, um Himmels willen, ist das?«
»Ein Schloss.«
»Ja …« Jussef stand auf einem mit Gras bewachsenen Hügel – so erschien es jedenfalls seinem Unbewussten. Nicht weit entfernt lag hinter irgendwelchen Feldern ein Schloss. Es war aus Steinblöcken erbaut, die aber so ineinandergefügt waren, dass es nicht möglich war, irgendwelche Fugen zu entdecken. Das Schloss hatte sieben Seiten.
»Und das hier?«
»Das sind Türen«, erwiderte Josua. »Tore aus Gold.«
»Red doch keinen Unsinn!«, entgegnete Jussef. Aber Josua sagte die Wahrheit. Auf jeder Seite des Schlosses, in den diamantharten Stein hineingesetzt, befanden sich riesige Türen, die im hellen Sonnenlicht glänzten, als wären sie aus Gold. Auf diesen Toren befanden sich Symbole.
»Ich gehe dorthin.«
»Ich glaube, das sollten wir nicht.« Jussef zögerte. »Man muss vorsichtig
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