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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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Wespen, in dunkler Kleidung. Josua spürte, dass deren kaum erkennbare Leiber gegen ihn prallten, und wusste, dass auch er vorwärtsgestoßen wurde. Sosehr er sich auch bemühte, er konnte nicht umkehren – der Druck der Menschen hinter ihm war zu groß, und die Zeit schob ihn erbarmungslos weiter. Er bog um eine Ecke und sah in einiger Entfernung, was vor ihm lag. Sie alle waren
tatsächlich
Tiere, die zur Schlachtbank geführt wurden. Das Labyrinth hallte wider von ihrem Geheul und Gequieke, während er und seine unbekannten Gefährten sahen, dass sie sich schnell ihrem Tod näherten.
    »Jussef!«
    Der Priester war wieder eingeschlafen, die Hand seines sterbenden Schützlings haltend. Von einem inneren Gefühl geleitet, wachte er auf, obwohl Josua keinen menschlichen Laut ausgestoßen hatte. Zufrieden, dass sich nichts verändert hatte, schlief Jussef abermals ein, denn sosehr er sich auch bemühte, er konnte die Augen nicht mehr offen halten.
    Josua aber. Gefangen in einem Tunnel, kämpfte er darum, den Kopf zu wenden. Hinter sich sah er, wie der Planet davonsauste und alle Menschen auf der Erde schliefen, unfähig, ihm zu helfen. Bis auf einen.
    »Bruder Theodore! Hilf!«
    In seiner Höhle blickte der alte Mann auf.
    Josua hatte das Zentrum des Labyrinths erreicht. Er stand am Rande eines Abgrunds; er konnte nichts tun, um sich zu retten. In einem Anfall von Angst schrie er auf. Eine Stimme, ganz nahe, antwortete ihm leise.
    »Es ist alles in Ordnung, Josua. Es ist nur das Nadelöhr.«
    Die Stimme des Mönchs löste ein tiefes Gefühl der Ruhe in Josua aus. Das Bild änderte sich. Der Abgrund wurde zu einem Mutterleib; er hatte nichts zu fürchten. Der große Schleier des Todes begann sich zu lüften. Währenddessen jubilierte Josuas Herz und pries die Herrlichkeit Gottes.
    Sieh her, ich habe dich eingezeichnet in meine Hände.
    Tod … Auslöschung – das konnte doch nicht sein! Gott hatte doch alle Seelen in sein göttliches Gedächtnis eingezeichnet. Und außerdem konnte Gott gar nicht sterben.

22
    Weil sie … meinen Rat nicht wollten,

meine ganze Mahnung missachteten,

sollen sie nun essen von der Frucht ihres Tuns und

von ihren Plänen sich sättigen.
    Sprüche 1,30
     
    D er italienische Ministerpräsident bewegte sich unruhig in seinem Bett. Normalerweise schlief Martinelli wie ein Murmeltier. Heute Nacht aber nicht. Er streckte die Hand aus und wunderte sich, dass sie keine Haut berührte. Den weichen, warmen Busen seiner dreißigjährigen Geliebten oder die ältere, nicht so warme Brust seiner sechzig Jahre alten Frau. Ersteren zog er natürlich vor. Es war eine traurige Tatsache, dass Frauen alterten, aber so war es nun mal. Eine Geliebte war notwendig, denn ein Mann brauchte junges Fleisch, an dem er sich reiben konnte; es war Teil seiner physischen Veranlagung. Wie auch immer: Martinelli war überzeugt davon, dass junge Frauen ältere Männer mochten und sich nicht allzu sehr an ihrer runzligen Haut störten. Das war nicht nur ein männliches Vorurteil – sondern Teil der natürlichen Ordnung. So natürlich, wie sein Vater sich eine Geliebte zugelegt hatte, sobald er in der politischen Welt aufstieg. Wenn sich ein Mann eine Geliebte leisten konnte, hatte er etwas erreicht im Leben. Und Martinelli war ein großer Anhänger von Statussymbolen. Warum auch nicht? Der Zweck des Lebens bestand darin, einen Haufen Geld zu verdienen, viele Frauen zu haben und die Macht zu genießen. Diese Dinge gehörten, von Rechts wegen, zu einem ehrgeizigen Mann und konnten ihm niemals genommen werden. Sie waren sein Erbe.
    »Liebling?«
    Das Wort war ihm herausgerutscht. Als erfahrener Liebhaber (Lüstling) achtete er stets darauf, im Bett nie den Namen seiner Partnerin auszusprechen. War ein Mann schlaftrunken, konnte ihm ein fataler Versprecher unterlaufen. Wie viele Ehen waren nicht schon ruiniert worden, weil sich der Mann an seine Ehefrau schmiegte und sie dann mit dem Namen seiner Geliebten anredete. Wie viele Männer hatten im Moment der höchsten Ekstase alle künftigen Freuden zerstört, indem sie den Namen einer früheren Geliebten herausschrien. Wegen so etwas konnte ein Mann in der Hölle enden – oder vor dem Scheidungsrichter, was ungefähr auf des Gleiche hinauslief. Nein, besser war es, bei einem unverfänglichen Kosenamen zu bleiben. Nachdem er mit seiner Frau sieben Jahre verheiratet gewesen war, begann er damit, sie im Bett nicht mehr mit ihrem Vornamen anzureden, und verwendete

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