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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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Fußsohlen – sie waren nicht gewaschen. Wie auch immer. Josua stand vor dem Tor und packte Jussef erst an dem einen Bein, dann an dem anderen – und zwang so dessen Füße in die Fußabdrücke des Kindes. Ein Wunder geschah: Sie passierten das Tor.
    »Wow!«
    Die sieben Tore des Geistes bewachten die Seele – die besonders kostbare Perle, wie es in der Bibel hieß. Obwohl er sich körperlich noch auf der Erde befand, strömte einem Sturzbach gleich Freude in Jussefs Herz, als er erkannte, dass er beinahe zu Hause war. Sekundenlang sah er in seinem Traum ein Bild – ein Bild, das Josua sehr viel tiefer wahrgenommen hatte. Sie standen in einer großen Stadt. Rings um sie herum befanden sich unzählige spirituelle Wesen, deren strahlende Gewänder ihre Aufgaben verrieten. Die Eigenschaften der Engel offenbarten sich Josua auf symbolische Weise. Sie flogen – was symbolisierte, dass die Zeit für sie beinahe nichts bedeutete. Sie trugen ein Gewand aus Licht – was ihre Tugend symbolisierte. Ihre Herzen schlugen – dies war das Symbol für die göttliche Quelle, der ihr Leben – und alles Leben – entsprang. Jussef betrachtete staunend das Bild. Er war wieder da! Er war nach Eden zurückgekehrt! Mit all seiner Geisteskraft versuchte er – noch während sie zu verblassen begann –, die Vision zurückzurufen. Jetzt war es ganz offensichtlich. Die Engel hatten ein Bild gemalt, um zu symbolisieren, in was für einer Wirklichkeit sie lebten, einer Wirklichkeit, von der der Mensch nur träumen konnte, solange er auf der Erden war.
    »Was siehst du, Josua? Sag es mir!«
    Josua näherte sich dem Kind, das sich zu ihm umgewandt hatte. Erneut bat er es um Hilfe. Der Junge breitete die Hände aus, um zu symbolisieren, dass er gleich seine spirituelle Einsicht offenbaren werde. Langsam entfaltete sich diese wie eine Schriftrolle, und es war das Schönste, was Josua je gesehen hatte. Aus dem Garten Eden flossen vier große Ströme. In der Bibel hießen sie Phison, Gihon, Tigris und Euphrat. Phison stand für Weisheit, Gihon für Keuschheit, Tigris für Mut und Euphrat für Gerechtigkeit. Doch sie mussten diese Flüsse bis zur Quelle zurückverfolgen.
    »Mehr!«, rief er.
    Der Knabe begann die Arme auszustrecken, während sie Eden verließen und über die größte Reichweite der Serafim hinaus flogen. Immer weiter flogen sie. Josua sah, wie sich die Flüsse jenseits des spirituellen Reichs in ein gewaltiges Meer ergossen.
    »Mehr, mehr!«
    Der Knabe hielt seine Arme ausgestreckt, so starr wie ein Kreuz, während die Energie aus dem rechten und dem linken Ast des Baums des Wissens ungehindert durch ihn hindurchströmte. Jenseits des Meeres lag die dritte Insel. Sie symbolisierte Josuas eigene Seele, und weil alle Seelen mit Gott verbunden waren, blickte Josua hinunter auf das Ende aller Reisen, den Ort der ewigen Ruhe. Er schaute auf Zion. Der Knabe rief: »Gott erkennen heißt, Gott zu kennen. Gott zu kennen heißt, mit Gott eins zu sein. Eins sein mit Gott heißt, ein Kind Gottes zu sein.«
    Auf der Erde erwachte Jussef. Josuas Hand war eiskalt. Dem Priester wurde klar, dass sein Gefährte ihm den Traum geschenkt hatte. Aber wie sollte er Josua bloß von den Toten zurückholen? Er betete inbrünstig. »Wenn er zurückkehrt, verspreche ich, dass ich niemals aufhören werde, Deine Barmherzigkeit zu preisen.«
    Die Hand blieb kalt. Jedoch hatte sich ein anderer Jussefs Gebet mit etwas Größerem angeschlossen. Eine Erlösung war gefunden worden. Langsam kehrte die Farbe in Josuas Gesicht zurück. Kurz darauf öffnete sich die Tür zur Zelle. Der junge Mönch stand auf der Schwelle und verkündete betrübt:
    »Der Abt ist gestorben.«
    Jussef stand auf. Die Dinge hatten eben doch eine Bedeutung. Er ging in der Zelle hin und her. Dabei sprach er in seinem Herzen das größte aller Gebete, nämlich dass sich für alle Menschen die Tore Edens und Zions öffnen mögen.
    »Gott, hab Erbarmen mit mir, einem Sünder.«

24
    Ausspruch über das Tal der Vision:

Was ist mit dir? Warum sind deine Bewohner

alle auf die Dächer gestiegen?
    Jesaja, 22,1
     
    I m Vatikan begann sich eine große Spaltung abzuzeichnen. Es war nicht nur der Druck der Außenwelt – so furchtbar er auch war –, dem man entgegenwirken musste, sondern auch der innere Druck im kirchlichen System. Ausnahmsweise einmal wurde leidenschaftlich über die Bedeutung der christlichen Religion
als Realität
diskutiert.
    Auf Anordnung des Papstes wurden die

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