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Die Juedin von Toledo

Die Juedin von Toledo

Titel: Die Juedin von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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unwissentlich willkommen, wenn Jehuda das Bündnis mit Aragon und den Feldzug vereitelte. Er, Jehuda, war, seitdem er von Alfonso die Zulassung der fränkischen Flüchtlinge erreicht hatte, gewiß, ihn fest in der Hand zu halten, und freute sich seiner Macht, diesem barbarischen Fürsten Atem und Sinn einzublasen wie Gott dem Adam.
    Es überraschte ihn nicht, als er jetzt von der bevorstehenden Abreise Alfonsos hörte. Er war von seinem Vetter Don Joseph unterrichtet über die Verhandlungen der Königin mit Aragon. Die Dame war klug, aber er fühlte sich ihr gewachsen und hatte Gegenzüge vorbereitet.
    Er fürchte, antwortete er Alfonso, die Frau Königin könnte, verführt von ihren Wünschen, die Schwierigkeiten der Allianz mit Aragon unterschätzen. Es möge deshalb der Herr König den edeln Don Manrique und ihn selber mit nach Burgos nehmen, so daß sie mit ihren bescheidenen Kräften die Bestrebungen Doña Leonors unterstützen könnten.
    Alfonso war verwirrt. Die Begleitung seiner Herren war ihm willkommen. Wenn er mit Räten und großem Gefolge in Burgos erschien, verlor die Zusammenkunft mit Doña Leonor vollends den Charakter einer ehelichen Auseinandersetzung; auch war es ihm lieb, ihre Ansichten an den Meinungen seiner Räte prüfen zu können. Aber wie wird Leonor es aufnehmen, wenn er den Vater seiner Liebsten mitbringt?
    »Sollen wir Doña Raquel ganz allein hier lassen?« fragte er ungeschickt. Diese Rücksicht erfreute Jehuda und brachte ihm den König viel näher. Doña Raquel, erwiderte er mit ehrerbietiger Vertraulichkeit, könne die Zeit im Castillo IbnEsra verbringen. Dort habe sie die Gesellschaft des weisen Musa Ibn Da’ud; auch dürfte wohl der ehrwürdige Don Rodrigue mehrmals vorsprechen.
    Doña Leonor empfing den König so freundlich unbefangen, als hätte er sich gestern von ihr verabschiedet. Er umarmte und küßte sie, wie die Courtoisie es verlangte. Er begrüßte seine Kinder. Streichelte den blassen, kleinen Infanten, an dessen Krankheit er nicht glaubte. Sprach munter zärtlich mit der zurückhaltenden Prinzessin Berengaria, die offenbar um sein Leben in der Galiana wußte und es mißbilligte. Sie gab sich stolz und zeremoniös. Der Besuch Don Pedros hatte neue Hoffnungen in ihr angefacht, wiewohl sie wußte, daß sie ohne Anwartschaft auf die Krone Kastiliens keine begehrenswerte Königin Aragons war.
    Doña Leonor hatte auch Don Pedro nach Burgos eingeladen. Aber der junge König konnte seine Erbitterung gegen Alfonso nicht besiegen; statt selber zu kommen, hatte er seinen Minister Don Joseph Ibn Esra geschickt.
    Die beiden Ibn Esras trafen sich noch vor dem Kronrat, der bei Doña Leonor stattfinden sollte. Don Josephs Abneigung gegen den überheblichen Verwandten war gewachsen. Er hatte Zorn und Trauer verspürt, als dieser Don Jehuda die Tochter preisgab, um sich den König enger zu verknüpfen. Er selber hatte gottesfürchtig und mildtätig einer kleinen Anzahl fränkischer Juden Zulaß in seinem Aragon verschafft; sie in Massen im Sepharad anzusiedeln, wie Don Jehuda es wollte, hielt er aus den gleichen Gründen wie Don Ephraim für bedenklich, und daß Jehuda die Neigung Alfonsos zu seiner Tochter benutzte, um die Geschicke des Landes und der Judenheit zu lenken, schien ihm ein vermessenes, gotteslästerliches Spiel. Nach wie vor aber einigte ihn mit Jehuda das Bestreben, der Halbinsel und ihren Juden den Krieg fernzuhalten. Darum hatte er den Vetter vor den Kabalen Doña Leonors gewarnt, und darum kam er jetzt mit ihm zusammen.
    »Laß mich dir auch mündlich danken, Don Joseph«, begann Jehuda, »für deine Briefe. Ich habe daraus ersehen, daß ihr eine Formel gefunden habt, die Allianz und einen einheitlichen Oberbefehl zu ermöglichen.« – »Ja«, antwortete Don Joseph trocken, »der Krieg gegen die Moslems ist in furchtbar nahe Nähe gerückt. Deine Doña Leonor hat erstaunlich viel List und Energie aufgewandt, um meinem jungen Herrn ihre Versöhnungsvorschläge schmackhaft zu machen.« Er sah ihm streng ins Gesicht und fuhr mit Bedeutung fort: »Es ist wohl nicht die Lust am Krieg allein, Don Jehuda, welche deine Königin zu so großmütigen Angeboten treibt.« Und nun, nicht ohne Genugtuung, eröffnete er ihm, was er ihm brieflich nicht mitgeteilt hatte: »Doña Leonor will dem Castro zur Buße für die Tötung seines Bruders dein Castillo zurückgeben.«
    Jehuda konnte nicht verhindern, daß er erblaßte. Die Vorstellung, daß er das Haus der Väter wieder sollte

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