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Die Juedin von Toledo

Die Juedin von Toledo

Titel: Die Juedin von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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verlassen müssen, zerdrückte ihm das Herz. Aber sogleich tröstete er sich stolz; er hatte sich in Toledo ein schöneres, stärkeres, freilich unsichtbares Schloß errichtet, als irgendein noch so prächtiger Bau aus Stein es war. Ruhig erwiderte er: »Ich verzichte nicht gerne auf dieses Haus aus Gründen, die du kennst, Don Joseph. Aber wenn meine Königin es Aragon zugesagt hat, dann soll an meinem Widerspruch das Bündnis nicht scheitern.«
    Don Joseph war überrascht; Jehuda war offenbar gewiß, daß er das Castillo nicht werde hergeben müssen, sonst spräche er nicht mit solcher Gelassenheit.
    Jehuda hatte denn auch sein ganzes Selbstvertrauen wiedergefunden, jenes Gefühl frecher Sicherheit, welches ihn alle diese Tage her erfüllt hatte. Gerade jetzt, während er sprach, hatte er einen Einfall, der List Doña Leonors mit besserer List zu begegnen. Noch sah er seinen Plan nur in vagen Umrissen, aber er war überzeugt, daß er zur rechten Zeit feste Form haben werde.
    Sogleich legte er das Fundament. Sachlich, mit der Bedenklichkeitdes Geschäftsmannes, meinte er: »Ich hoffe nur, daß eure Einigungsformel auch einer scharfen Prüfung standhält, wie wir, du und ich, sie wohl vornehmen müssen. Ich sehe da, offen gestanden, noch manche Schwierigkeiten«, und er zählte die vielen wirtschaftlichen Fragen auf, über welche sich Aragon und Kastilien seit Jahrzehnten nicht hatten einigen können. Da waren strittige Steuerrechte an gewissen Städten, strittige Einfuhr- und Ausfuhrzölle, strittige Marktgerechtsame. »Wenn ich dir in allen diesen Fragen nachgeben soll, Don Joseph«, sagte er schlau und jovial, »dann würde ja dein Aragon mein Kastilien in kürzester Zeit überflügeln.«
    Don Joseph begriff sofort, wohinaus Jehuda wollte. Die wirtschaftlichen Streitfragen waren unübersichtlich; an ihnen konnte man mit einigem Geschick die Allianz scheitern lassen. Nicht ohne innere Anerkennung der Schlauheit Jehudas ging er auf seine Absicht ein und erklärte mit der gleichen geschäftsmännisch zwinkernden Munterkeit: »Nachdem mein König die Kränkung vergessen will, die ihr ihm damals angetan habt, könntet ihr ihm eigentlich in Fragen der Wirtschaft entgegenkommen.« – »Du würdest also auf allen euern Forderungen bestehen?« stellte Jehuda fest. »Das müßte ich doch wohl«, entgegnete Don Joseph, und: »Gewiß werde ich das«, erklärte er mit gespielter Festigkeit. Don Jehuda, ernst und betrübt, gab zurück: »Mein König wünscht sicherlich nicht weniger herzlich als der deine, den Krieg gegen die Moslems zu beginnen, aber wenn ihr so unnachgiebig seid, dann, fürchte ich, wird aus der Allianz nichts werden.«
    »Es täte mir leid, Don Jehuda«, sagte Joseph, »wenn wir uns wirklich nicht sollten einigen können.« Und die beiden Herren schauten einander an, ohne zu lächeln.
    Die Curia, in welcher über die Allianz mit Aragon beraten werden sollte, fand in dem großen Empfangssaal der Burg statt. Der Saal war geschmückt mit den Fahnen Kastiliens und Toledos, Wachen standen am Eingang, erhöhte Stühle waren bereit für Don Alfonso und Doña Leonor. Der Erzbischofhatte sich’s nicht nehmen lassen, aus Toledo herzukommen. Von den Mitgliedern der Curia fehlte nur Don Rodrigue.
    Königlich in ihrem schweren, prunkenden Staatskleid und dennoch anmutig saß Doña Leonor auf dem erhöhten Stuhl. Freundlich, damenhaft gelassen schaute sie über den Kreis der Herren. Sie war voll inneren Triumphes. Alle, die hier saßen, waren fest entschlossen, Don Alfonso aus der verpesteten Galiana in die freie Luft des Heiligen Krieges zu retten. Alfonso selber wollte es. Der einzige Feind war der Jude. Es war eine Unverschämtheit gewesen, daß er Alfonso seine Begleitung aufgedrängt hatte; aber sie hatte sich vorgesehen, er wird nicht gegen sie aufkommen.
    Don Manrique berichtete. Die Verhandlungen waren weit gediehen, sogar der Heilige Vater wußte darum, und ein Legat, Kardinal Gregor von Sant’ Angelo, war unterwegs, damit er helfe, den Zwist der Könige beizulegen. »Wer hat den Papst von den Verhandlungen unterrichtet?« fragte finster Don Alfonso. »Don Pedro?« – » Ich habe ihn benachrichtigt«, sagte freundlich Doña Leonor.
    Don Manrique legte die Klauseln des Pakt-Entwurfes dar. Die Armeen der beiden Länder sollten einer einheitlichen Führung unterstellt werden. Kastilische Ritter sollten in den Stab des aragonischen Heeres eingereiht werden, aragonische in den Stab des kastilischen. Don Pedro

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