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Die Juedin von Toledo

Die Juedin von Toledo

Titel: Die Juedin von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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heute kläglich zurückstand hinter Richard von Engelland. Mit diesem, dem Melek Rik, drohten die moslemischen Weiber ihren Kindern; ihm, Alfonso, vermutlich infolge gewisser Ränke des Jehuda, schickten die Moslems einen Gesandten, um ihn zu verwarnen. Seine Räte, mit ihrer kläglichen Vernünftelei, hatten ihn beschwatzt, daß er das Gerede dieses Beschnittenen über sich ergehen ließ. Aber sie sollten seiner nicht zu sicher sein, der Jude nicht, und seine alten vorsichtigen Herren nicht. Sie werden seine innere Stimme nicht zum Schweigen bringen. Nur ihr wird er folgen.
    Prinz Abul-Asbag, der Führer der Gesandtschaft, trat vor, verneigte sich tief, begann seine Botschaft. Der Prinz war ein gepflegter älterer Herr, der blaue Mantel des Gesandten stand ihm gut, die arabischen Worte kamen ruhig und tönend aus seinem Munde.
    Der Beherrscher der westlichen Gläubigen, führte er aus, habe mit Besorgnis gehört von umfänglichen Rüstungen des Herrn Königs von Kastilien. Der Kalif nehme an, diese Rüstungen richteten sich nicht gegen den Emir von Sevilla, seinen Vasallen, der ja durch den Waffenstillstand geschützt sei.Leider aber habe sich in letzter Zeit in den Ländern der Christen die verbrecherische, aberwitzige Lehre verbreitet, es sei ein Vertrag, wenn er gegen die Interessen der christlichen Priester verstoße, für Christen nicht bindend. Christliche Fürsten des Morgenlandes hätten frech nach diesen Lehren gehandelt, Sultan Saladin sei dadurch genötigt gewesen, den Heiligen Krieg auszurufen, Allah habe den Herrscher der östlichen Gläubigen glorreich bestätigt und ihm die Stadt Jerusalem wieder in die Hand gegeben, die christlichen Fürsten aber hätten den Eidbruch mit Verlust ihrer Länder und ihres Lebens büßen müssen.
    Don Alfonso, in lockerer Haltung und doch sehr königlich, hörte der ernsten, strengen Rede zu. Sein mageres, wie aus Holz geschnittenes Gesicht blieb so ruhig, daß man zweifeln mochte, ob er die arabischen Worte verstehe. Ein wenig vielleicht, inmitten des rotblonden, kurzen Vollbarts, zuckte der ausrasierte, lange, schmale Mund, und die tiefen Furchen der Stirn furchten sich tiefer. Die hellen Augen aber schauten von dem sprechenden Gesandten auf die Versammlung, und immer wieder suchten sie Don Rodrigue, und immer wieder Don Jehuda.
    Rede du nur zu, Beschnittener, dachte er, und schwatze dich aus. Belle, Hund, belle zu, ich weiß, ihr beißt nicht, du und dein Herr, ihr bleibt in euerm sichern Afrika, jenseits des Meeres. Ich habe Geduld, ich hab mir’s versprochen, ich laß mich nicht reizen, ich setze nicht auf dein Geprotze die Ohrfeige, die es verdient. Aber dann, wenn du erst zurück bist, dann fall ich her über Córdova und Sevilla, und dann werdet ihr gebellt haben, und ich habe den Knochen.
    Der Gesandte sprach weiter. Der Beherrscher der westlichen Gläubigen, erklärte er, brauche den Herrn König von Kastilien, der ja als besonnener Mann bekannt sei, wohl nur darauf hinzuweisen, daß er, der Kalif, vieles vergeben könne, aber unter keinen Umständen einen Vertragsbruch. Der Herr König von Kastilien habe keine guten Erfahrungen gemacht, als er’s nur mit dem Heere von Sevilla zu tun hatte; es werdeihm, falls er ein zweites Mal über Sevilla herfalle, die gesamte Macht des Kalifen gegenüberstehen. Kastilien werde, wenn es das Feuer anfache, viele Tränen weinen müssen, die Flammen zu löschen.
    Don Alfonso, während er nach wie vor sehr genau zuhörte, nahm deutlich alles wahr, was im Saale vorging, er sah sehr gut, wie jene beiden, Rodrigue sowohl wie Jehuda, mit immer größerer Sorge auf ihn schauten, fast beschwörend. Ja, sogar das Amtszeichen des Jehuda nahm er wahr, die Brustplatte mit den drei Türmen, und während er sich wunderte, daß er jedes einzelne Wort des gewählten Arabisch dieses Beschnittenen verstand, dachte er an die Goldmünzen, die der Jude hatte schlagen lassen, ihm, Alfonso, zur Freude, und die sein Antlitz tief hinein in das Reich des Kalifen getragen hatten. Von ihrer ersten Begegnung an war er mit dem Juden verknüpft gewesen, manchmal zur Freude, manchmal zum Schmerz. Aber jetzt hatte er die Bindung satt, sie scheuerte ihn, sie sollte ein Ende haben. Er sah Jehudas Augen, diese dringlichen, mahnenden Augen, sie erinnerten an Raquels Augen. Aber: Das hilft dir nichts, dachte er, du sollst mich nicht länger an der Leine halten. Ich lasse mich nicht von deinem Prinzen Abul-Asbag am Barte zupfen. Ich zerreiße die Leine.
    Tiefes

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