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Die Juedin von Toledo

Die Juedin von Toledo

Titel: Die Juedin von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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nahm seiner Leidenschaft das Sündhafte. So ungestüm war seine Freude, daß er Mühe hatte, Alazar ruhig zu antworten. »Was du mir mitteilst, mein Junge«, sagte er, »ist mir große Genugtuung. Aber ich bin kein Gottesgelehrter und weiß nicht, was alles zu tun ist, bevor sie dich zum Sakrament zulassen. Ich will mit Don Rodrigue reden.«
    Von Gott auf so freundliche Art gemahnt, beschloß er, sich mit dem Priester endlich auch über seine eigenen Dinge auszusprechen. Freimütig, noch bevor er auf Alazars Angelegenheit zu reden kam, gestand er Rodrigue, wie eng verknüpft er mit Raquel war. Und: »Sage mir nicht, mein hochwürdiger Vater«, schwärmte er weiter, noch ehe der Domherr mahnen und raten konnte, »sage mir nicht, diese Leidenschaft sei Sünde. Wenn es eine ist, dann ist es eine gute, selige Sünde, und ich bereue sie nicht.« Und inbrünstig schloß er: »Ich liebe diese liebste Frau über alles, und der Herrgott, der es so gefügt hat, wird es mir zugute halten.«
    Don Rodrigue war, als Alfonso zu reden begann, erfüllt gewesen von frommer Dankbarkeit, daß Gott das Herz des Sünders gerührt hatte. Schnell aber war seine Freude in Entsetzen umgeschlagen, als er wahrnehmen mußte, wie verwildert der König war. »Du sprichst vieles«, sagte er traurig, als Alfonso zu Ende gesprochen hatte, »und du willst mir zuvorkommen und mich hindern, daß ich dir die rechten strengen Worte sage. Aber in deinem Innern weißt du alles, was ich dir zu sagen habe, und du weißt es seit langem und besser, als ich’s dir sagen könnte.«
    Alfonso sah sein bekümmertes Gesicht und fragte leise: »Hab ich die Gnade verloren, mein Vater? Bin ich bestimmt zu ewiger Verdammnis?« Da aber der Domherr nur ein bedrücktes Schweigen zur Antwort hatte, schlug Alfonsos Gefühl um. »Gut«, sagte er leichtsinnig. »Dann will ich in die Verdammnis eingehen.« Und: »Wo sind die Urväter meiner Urväter«, fragte er herausfordernd weiter, »die Könige, die Christi Lehre noch nicht angenommen hatten? Ich weiß, wo sie sind. Soll mich Gott zu ihnen schicken!«
    Mild in aller Verzweiflung mahnte Rodrigue: »Versündige dich nicht noch tiefer, mein Sohn, durch so lästerliche Scherze! Im Herzen deines Herzens glaubst du kein Jota von dem heidnischen Gerede. Laß uns lieber in Demut nachdenken, was wir für deine Seele tun können.«
    Der König, ein jungenhaftes Lächeln um den Mund, bat: »Sei nicht allzu betrübt, mein lieber, hochwürdiger Vater und Freund. Gott ist gnädig und hat es nicht so schlimm vor mit mir armem Sünder. Glaube mir’s. Gott hat mir ein Zeichen geschickt.« Und er erzählte von Alazar.
    Der Domherr hörte mit dichter Aufmerksamkeit zu, und seine Trübsal wurde leichter. Er wußte, wie verhärtet in ihrem hochmütigen Wissen und Irren die Bewohner des Castillo Ibn Esra waren, er selber hätte es nie versucht, das Herz eines Ibn Esra schmelzen zu machen, und dieser Don Alfonso, in Wahrheit ein Gesegneter des Herrn, brauchte den Knaben nur in seine Burg aufzunehmen, und schon hatte er ihn zu dem milden Heiland bekehrt! Solches Verdienst machte vielen Frevel gut.
    Alfonso sah, wie bewegt Don Rodrigue war, und mit liebenswürdiger Zutraulichkeit öffnete er ihm die letzte Kammer seines stolzen Herzens. »Der König wie der Priester«, sagte er, »ist von Gott mit einem geheimen Wissen begabt, das andern versagt ist. Ich weiß es: Gott hat mir diese wunderbare Frau geschickt, damit ich sie erwecke und ihre Seele erlöse.«
    Sosehr den Domherrn Alfonsos Hochmut betrübte, ein Korn Wahrheit stak in seinen Worten. Gottes Wege warennicht unsere Wege. Vielleicht sproß wirklich aus der Leidenschaft, in welche sich der König verstrickt hatte, nicht Unheil, sondern Segen.
    Mochte dem sein wie immer, vorläufig sah sich Don Rodrigue vor einer schweren Aufgabe. Alfonsos ehrliches Vorhaben, Doña Raquels Seele zu retten, befreite den Domherrn nicht von der Verpflichtung, ihm die fleischliche Verbindung mit ihr zu untersagen. Er wußte aber, daß sich der König an ein solches Verbot nicht kehren werde.
    »Es ist ein guter Vorsatz, Herr König, mein Sohn«, sagte er, »daß du Doña Raquel der Kirche gewinnen willst, doch kann ich dich so leichten Kaufes nicht entlassen.« – »Was soll ich denn noch tun?« fragte mit leiser Ungeduld Alfonso. Rodrigue, sich im Innern zürnend ob seiner Schwäche, riet ihm: »Halte dich eine Zeitlang, zwei Wochen oder doch eine Woche, allem weltlichen Umgang fern. Zieh dich zurück in eine

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