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Die jungen Rebellen

Titel: Die jungen Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sándor Márai
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Freunde. Wir sind hier alle so schön beisammen. Ihr habt einen herrlichen Tag gehabt. Seid euren Lehrern in nichts mehr Rechenschaft schuldig. Ich denke, heute nacht wollen wir das Ereignis feiern.«
    Im Spielzimmer hängt ein Kalender an der Wand. Ábel starrt aufs Datum: der siebzehnte Mai. »Einen richtig lustigen Abend werden wir haben«, sagt der Schauspieler und schmatzt selbstzufrieden.
    Ábel sammelt einzeln die Karten ein. Ohne-As, Futsch, Kartenburg, noch eine, einen Lauf, keinen Lauf. Ernő gibt nie einen Lauf. Nebenan klatscht Havas’ Hand die Karten auf den Tisch. Wer ist eigentlich dieser Havas? Der Besitzer der hiesigen Pfandleihanstalt. Warum träumt er seit Wochen von ihm? Träumt, daß Havas ins Zimmer tritt, sich mit dem Handrücken über den Schnauzbart wischt, eine Verbeugung andeutet, beginnt, es sich bequem zu machen, und seinen Kragen aufknöpft. Dabei lacht er, und seine Augen verschwinden förmlich hinter den Speckringen. Sein Atem ist wie Küchendunst, eine Mischung aus Abwaschwasser und kaltem Fett.
    Tibors Mund nimmt den vertrauten, trotzig-leidenden Zug an. Ábel steckt die Karten in die Tasche. Ganz vorsichtig sehen sie sich an, beugen sich wieder über den Tisch, nur hin und wieder streifen sie einander mit einem verstohlenen Blick.
    Der Kellner erhebt sich, geht nach vorn und knipst die Lampen an, Gäste kommen, zwei Offiziere, dann der Stadtkämmerer. Auch die Zigeuner schleichen herein.
     
    ~
     
    Havas bleibt an der Tür ihres Extrazimmers stehen. An seinem Bauch, an der faltigen, aufgeschwollenen Weste, klebt Zigarrenasche. Er nimmt die Zigarrenspitze aus dem Mund. »Servus, Amadé«, sagt er schnaufend.
    »Servus, Emil.« Sie wenden sich ihm zu. »Habe die Ehre, meine Herren«, sagt Havas. »Ihr ergebenster Diener.«»Heute abend gibt es eine Maifeier«, bemerkt der Einarmige.
    Die Maifeier haben sie am Nachmittag beschlossen. Lajos hatte den Einfall, und jedem gefiel der Vorschlag. Wenn er vom Einarmigen kam, mußte man ihn gutheißen. Die Feier wird in der Restauration Arabesque, oben auf dem Berg, ausgerichtet. Der Wirt wurde bereits durch einen Boten verständigt. Sie wußten schon, warum gerade im Arabesque. Der Einarmige hat sich am Nachmittag sehr erfolgreich in der Stadt umgetan. Alles ist vorbereitet. Lampions sind bestellt, der Lehrkörper ist verständigt, und Lajos hat auch das Einverständnis der Mehrzahl der Absolventen in der Tasche. Das Arabesque ist schon mit Grün geschmückt. Bei Bedarf kann man in den Nachtstunden in die Innenräume des Hauses umziehen. Der Beitrag pro Nase beträgt fünf Kronen. Freischüler zahlen die Hälfte. Nette Gäste sind willkommen.
    Havas setzt sich zu ihnen. Schmatzend zieht und lutscht er an seiner leeren Zigarrenspitze. Sagt, die Maifeier sei kein schlechter Einfall. Das Wetter sommerlich warm. Er, Havas, habe nie gern im Freien gefeiert. Man setzt sich nachts ins Gras und verkühlt sich den Unterleib, mit Verlaub.
    Zum Feiern ziehe er das Kaffeehaus Petőfi vor. »Ich habe nur die Bürgerschule besucht«, sagt er wohlgefällig. »Aber das Petőfi-Kaffeehaus kann ich wirklich wärmstens empfehlen. Es macht nicht viel her. Ebenerdiges Gebäude und anspruchsloser Eingang, aber drinnen, meine Herren, drinnen fühlt sich der Mensch zu Hause. Der Inhaber hat vier Jahre gesessen, wegen Mädchenhandels. Noch zu Friedenszeiten. Er hat Fehler gemacht. Ganz wie daheim. Ich habe dort schon auf dem Billardtisch getanzt. Kann den Herren das Petőfi nur empfehlen, wenn sie auf Billardtischen tanzen wollen. Eine Flasche Reserve acht Kronen.«
    Verträumt blickt er vor sich hin. Der Schauspieler beendet seine Mahlzeit. »Vom lieben Papa keine Nachricht?« fragte der Pfandleiher.
    Seine Stimme klingt demütig und respektvoll. Amadé schaut auf seinen Teller. Ábel wirft den Kopf hoch und späht in Tibors Richtung. Der Einarmige blickt gelangweilt in die Luft.
    Tibor regt sich. Tut so, als wolle er aufspringen. »Nein, keine Nachricht«, sagt er dann. »Ein Held«, bemerkt Havas schlicht. »Der heldenhafte Oberst. Held von Valjevo.« Er rückt seinen Stuhl näher zum Tisch. »Eine großartige Sache ist das, meine Herren. Auch der junge Herr Lajos ist ein Held. Der Held vom Isonzo. Und jetzt wird auch der junge Herr Tibor Gelegenheit haben, zu zeigen, was in ihm steckt. Eine Familie von Helden.«
    »Hören Sie auf, Sie alter Esel«, sagt Ernő.
    Der Pfandleiher lacht gequält. Sie atmen auf. Ernő ist der einzige unter ihnen, der so mit dem

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