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Die Jungens von Burg Schreckenstein

Die Jungens von Burg Schreckenstein

Titel: Die Jungens von Burg Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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er es für angebracht, sich höflich zu verabschieden.
    Nur nicht auffallen, dachte er, schob seinen Stuhl an den Tisch, murmelte etwas von „nie wieder Vorkommen“ und verschwand.
    Nachdem er die Tür geschlossen hatte, blieb er stehen und rieb erst mal seine Rechte an der Hose ab. Klinke hatte einen widerlich feuchten Händedruck. Da hörte er Mauersäges Stimme:
    „Drei Monate Kündigungsfrist muß ich der Schule leider lassen!“
    Stephan drückte das Ohr an die Tür, um besser zu verstehen.
    „Beruhigen Sie sich, Graf, ich helfe Ihnen schon über die Runden!“ antwortete der Fette jetzt. Mehr konnte Stephan jedoch nicht hören, denn in diesem Augenblick wurde er von hinten gepackt und bekam eine schallende Ohrfeige. Jean hatte sich unbemerkt herangeschlichen.
    „Dir werd’ ich helfen, hier zu lauschen, du Lümmel!“ brüllte der Diener und schleppte ihn schnurstracks zum Rex.
    Und noch am selben Abend hing am Schwarzen Brett im Eßsaal folgender Anschlag:

    Stephan Breuer darf bis zu den Ferien nicht mehr am Sport teilnehmen,
    weil er an einer Tür gelauscht hat,
    was gegen die Gesinnung der Schule verstößt.

    Dampfwalze, dessen Schandtaten direkt daneben aufgeführt waren, warf ihm beim Hinausgehen einen schadenfrohen Blick zu. Merklich von seinen Kameraden geschnitten, verließ Stephan den Saal und ging aufs Zimmer. Sein gerade mühsam errungenes Ansehen war wieder verloren und die Stimmung dementsprechend auf dem Nullpunkt. Da kam Ottokar herein. Stephan stand vor dem offenen Fenster und starrte in die Nacht hinaus.
    Nach einer Weile sagte Ottokar:
    „Mach endlich das Fenster zu und den Mund auf!“ Stephan fiel ein Stein vom Herzen. Wenigstens Ottokar hielt noch zu ihm. Und so erzählte er alles, vom belauschten Gespräch unter der Bank, über den Tee bei Mauersäge bis zur Ohrfeige:
    „Ich mußte einfach horchen, verstehst du, es geht doch um die Schule! Und Klinke ist schließlich kein Ritter! — Oder soll ich dem Rex alles sagen?“
    Es trat eine Pause ein. Ottokar starrte vor sich hin und nagte an der Unterlippe. Dann antwortete er:
    „Nee, reden ist Blech! Der Rex kann da gar nichts machen. Wir müssen kriminalistisch Vorgehen. Irgend etwas erfinden, das den Dicken vom Kauf abhält!“ Ottokar hatte wieder mal die beste Idee.
    „Die Kündigungsfrist ist drei Monate, hat Mauersäge gesagt!“
    „Das reicht“, erwiderte Ottokar siegessicher, „vorausgesetzt, daß niemand etwas davon erfährt!“
    „Von mir bestimmt nicht!“ sagte Stephan, „solange es um die Burg geht, können die anderen von mir denken, was sie wollen!“
    Sie schauten einander an, und das Bewußtsein , den großen Streich um die Rettung der Schule gemeinsam zu machen, stimmte sie so angriffslustig, daß sie lachen mußten und sich auf die Brust boxten:
    „Den Fettsack ekeln wir ’raus!“ sagte Ottokar.
    Und Stephan legte den Finger auf den Mund:
    „Aber vor allen Dingen: Schnauze!“
    Mit diesem geheimen Schwur fuhren sie 14 Tage später in die Ferien. Stephan, im Ansehen seiner Kameraden noch weiter unten als am Tag seiner Ankunft, aber innerlich ein Mann, der gewillt war, sich für ein gestecktes Ziel lieber eine Zeitlang verachten zu lassen, als den Mund aufzumachen.

Mit Musik geht alles besser

    Nach den Ferien brachte Stephan sein Akkordeon mit. Er setzte sich abends aufs Fensterbrett und spielte alle Stücke, die ihm gerade einfielen. Draußen, im Schutz der Dunkelheit, standen die Kameraden und bewunderten ihn heimlich, denn er galt ja immer noch als Außenseiter. Auch Dampfwalze stand da und lauschte.
    Seltsam, dachte Stephan, da stehen sie, die Herren Ritter, und mein Spiel, aus dem sie hören, daß ich nicht aufgeschnitten habe, gefällt ihnen — sonst würden sie nicht dastehen. Aber keiner hat so viel Schneid, daß er hereinkommt und hier zuhört.
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und wer kam herein?
    „Ausgerechnet Strehlau!“ sagte Ottokar, der anscheinend gerade dasselbe gedacht hatte. Leise, auf Zehenspitzen, wie ein Konzertbesucher, der zu spät kommt, ging der lang aufgeschossene Musterschüler zu Stephan hin und beobachtete mit fachkundigen Blicken das Spiel der Finger auf den vielen Knöpfen.
    „Prima!“ sagte Strehlau, als Stephan geendet hatte.
    Von draußen war ein einzelnes Klatschen zu hören. Ottokar raste sofort ans Fenster, um nachzusehen.
    „War Mücke“, stellte er befriedigt fest und begab sich wieder auf seinen Platz, während Stephan und Strehlau bald in eine

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