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Die Jungens von Burg Schreckenstein

Die Jungens von Burg Schreckenstein

Titel: Die Jungens von Burg Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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zugetan. Das Bevorstehende war einfach zu aufregend, so daß sich der gesunde Schlaf erst in den Unterrichtsstunden einstellte.

Nächtlicher Ausflug mit Überraschungen

    Ottokar hatte noch am Nachmittag das schwere Burgtor geölt, und so klappte alles wie am Schnürchen. Seine Umsicht in technischen Dingen war enorm und trug wesentlich zum Gelingen bei. Wie leicht hätte die Tücke des Objekts, in diesem Fall also ein knarrendes Tor, das ganze Unternehmen von Anfang an vereiteln können. Stephan und Ottokar ergänzten sich eben, wie sich das für richtige Freunde gehört. Mit Gummibändern um ihre langen Hosen — selbst daran hatte Ottokar gedacht — radelten sie durch den nächtlichen Wald.
    „An was man nicht alles denken muß“, sagte Stephan aufatmend, nachdem sie die erste Kurve hinter sich und das Licht eingeschaltet hatten, „ist ja fast wie bei einem Raketenstart!“
    „Hoffentlich begegnen wir keinem von den Paukern“, antwortete Ottokar besorgt, denn die meisten Lehrer waren motorisiert.
    „Keine Sorge“, beruhigte ihn Stephan, der für die taktische Seite zuständig war, „die fahren immer samstags zum Stammtisch, und heute ist erst Mittwoch!“
    Und so verlief bis Neustadt alles glatt, das Einstellen der Fahrräder inbegriffen.
    „Alles in Ordnung?“ fragte Stephan, bevor sie um die Ecke bogen. Dabei leuchtete er seinen Freund mit einer Taschenlampe von oben bis unten ab.
    „Bei dir auch?“ fragte Ottokar zurück und übernahm nun seinerseits die alte Lampe.
    „Mensch, die Gummi!“ sagte er plötzlich und bückte sich, um sie zu entfernen.
    „So was Dummes!“ brummte Stephan. Dann schaute er auf die Uhr. Es war eine halbe Stunde nach Mitternacht. Das grelle, grüne Neonlicht der Buchstaben über dem Eingang gab allen Passanten ein schwerkrankes Aussehen. Sogar der Kleiderkasten, der in einer goldbetreßten Uniform davorstand, sah von weitem gar nicht so massig aus.
    „Ganz selbstverständlich tun!“ zischte Stephan rasch noch durch die Zähne, und schon standen sie vor ihm.

    „Was wollt ihr denn hier?“ fragte der Kleiderkasten mit tiefer Stimme. Er war nun doch sehr groß.
    „Wir wollen zu unserem Vater!“ sagte Stephan, und es klang sehr überzeugend.
    „Jawohl, wir sind nämlich Zwillinge, ich auch!“ fügte Ottokar trocken hinzu.
    Die Wirkung dieser Worte blieb nicht aus, der Kleiderkasten mußte furchtbar lachen. Wenn er den Mund aufmachte, sah man die Ähnlichkeit mit „Gebirge“. Aber er schloß ihn gleich wieder, schaute auf die Uhr und meinte dann sehr ernst:
    „Ist aber schon reichlich spät für euch! Auch wenn ihr Zwillinge seid!“
    Wenn ihnen jetzt keine Antwort einfiel, war alles verloren. Doch zum Glück fiel Stephan etwas ein:
    „Das ist es ja gerade“, sagte er, auf den Riesen eingehend, „Mutter ist krank und kann nicht schlafen, deswegen wollen wir Vater holen.“ So hatte er schon lang nicht mehr geschwindelt. Aber der Zweck heiligt in solchen Fällen das Mittel. Und es half. Der Kleiderkasten bekam auf einmal einen ganz milden Gesichtsausdruck, während Ottokar sein Taschentuch hervorholte, weil er lachen mußte. Der Kleiderkasten aber fragte voller Anteilnahme:
    „Und da seid ihr noch mal aufgestanden, um die Mutter zu beruhigen?“
    „Alle beide!“ festigte Stephan die Rührung des Riesen.
    „Na, dann aber ’rein mit euch und ’raus mit dem Papa!“ Damit schob er sie, die gar nicht wußten, wie ihnen geschah, durch die Tür in einen Vorraum, der ganz mit rotem Stoff ausgeschlagen war. Ottokar atmete hörbar auf.
    „Nach links!“ ertönte da plötzlich hinter ihnen die Stimme des Riesen, der sich anscheinend vorgenommen hatte, sie persönlich zu ihrem vermeintlichen Vater zu bringen.
    „Danke, wir finden’s schon!“ versuchte Stephan ihn abzuschütteln, jedoch vergeblich. Also betraten sie, gefolgt von ihrer riesigen Leibwache, das Nachtlokal. Der Raum war düster und ungelüftet. Rechts war die Bartheke , ein hohes, geschweiftes Monstrum mit viel Spiegelglas und unendlich vielen Flaschen. Vor der Theke war eine von unten beleuchtete Tanzfläche, um die herum kleine Tische aufgestellt waren. Hinten links in der Ecke, in einer Wandnische, saß die Kapelle und spielte „ Barmusik “. Aber dafür hatte Stephan jetzt keine Ohren.
    „Wo sitzt er denn?“ dröhnte es aus dem Kleiderkasten, und Stephan bekam von Ottokar einen Rippenstoß.
    „Da“, hauchte der Freund und deutete mit leichtem Kopfnicken zu einem der Tische. Er war

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