Die Jungfernbraut
schäbigen Möbeln und verschlissenen Vorhängen und blieb sodann an seiner Frau haften, die ihm verbieten wollte, mit ihr zu schlafen. So etwas durfte kein Mann sich bieten lassen. Außerdem hatte sie schon wieder in eine Auseinandersetzung zwischen ihm und ihren Brüdern eingegriffen. In seiner Wut war er zu keinem klaren oder logischen Gedanken mehr fähig, riß ihr die Decke vom Leibe und warf sie aufs Bett.
»Bleib ja liegen!«
»Nein, ich lasse es nicht zu, daß du wieder in mich eindringst, Colin! Es war einfach schrecklich, und ich will es nicht! Verdammt, laß mich endlich in Ruhe!«
Das raubte ihm auch noch den letzten Rest von Vernunft. Zuerst wollten ihre Brüder ihn herumkommandieren, und jetzt auch noch sie, und dabei war sie seine Frau! Höchste Zeit, ein für allemal klarzustellen, wer hier der Herr im Hause ist und immer sein wird. Er warf sich auf sie, hielt ihr den Mund zu und spreizte ihre Beine. Sie sah rasch ein, daß ihr heftiger Widerstand sinnlos war, und ergab sich in ihr Schicksal. Er drang tief in sie ein, und diesmal schrie sie nicht, denn es galt auf jeden Fall zu verhindern, daß ihre Brüder wieder ins Zimmer stürzten. Sie drückte ihr Gesicht ins Kissen, schloß die Augen und lag mit geballten Fäusten da, während er sich in ihr bewegte. Grob war er dabei nicht, wie sie zugeben mußte, und zum Glück dauerte es nicht lange, bis sein Atem schneller wurde und er mit einem tiefen Stöhnen zum Höhepunkt kam. Als es vorbei war, ließ er sich diesmal nicht schwer auf sie fallen, sondern zog sich sofort aus ihr zurück. Sie fühlte sich so wund, daß es ihr fraglich schien, ob sie auch nur einen Schritt gehen könnte, und es war ihr völlig gleichgültig, daß Colin neben dem Bett stand und auf sie herabblickte. Wenn er wollte, konnte er sie sowieso jederzeit wieder nehmen, und sie war dagegen machtlos. Ohne sich zu bewegen, murmelte sie: »Ich möchte mich waschen.«
Ihre Worte brachten Colin endlich zur Besinnung. Seufzend versuchte er seine Schuldgefühle zu verdrängen und seinen Ärger über diese absurde Situation zu dämpfen. »Bleib ganz ruhig liegen«, sagte er. »Ich hole dir Wasser und ein Tuch.«
Mit geschlossenen Augen drehte sich Sinjun auf die Seite und zog die Knie bis zur Brust hoch. Dies war nun ihre Hochzeitsnacht, und sie stand vor dem Trümmerhaufen aller Jungmädchenträume. Schmerzen und Erniedrigung, und zu allem übrigen auch noch Douglas' und Ryders Einmischung! Sie wünschte, sie wäre noch die alte Sinjun, die sie vor einem Monat gewesen war, eine ausgelassene, selbstsichere Sinjun, die von der großen Liebe träumte. Wie sich jetzt herausgestellt hatte, war jene Sinjun aber auch dumm und ahnungslos gewesen, und deshalb war alles schiefgegangen.
Sie weinte, zum erstenmal seit drei Jahren.
Colin stand neben dem Bett und kam sich wie ein brutaler Wüstling vor. Er wußte nicht, was er tun sollte. Ihr Schluchzen hatte nichts Zartes und Weibliches an sich, es war heiser und laut und sehr eindringlich.
»Na, ja«, murmelte er, stieg ins Bett und schmiegte seinen Körper an den ihren. Ihr Weinen ging in einen Schluckauf über. Als er ihren Nacken küßte, versteifte sie sich sofort. »Bitte, Colin, tu mir nicht wieder weh. Ich habe doch bestimmt keine weitere Strafe verdient.«
Er wußte, daß sie wirklich meinte, was sie sagte, und er konnte ihr daraus keinen Vorwurf machen. Dieses Fiasko war allein seine Schuld, weil er viel zu rücksichtslos und grob gewesen war. Du lieber Himmel, er hatte sie dreimal hintereinander genommen, und mit dem dritten Mal hatte er sie tatsächlich bestrafen wollen. Nein, er hatte sich wirklich miserabel benommen. »Ich werde nicht wieder in dich eindringen«, versicherte er. »Schlaf jetzt.«
Erstaunlicherweise schlief Sinjun tatsächlich gleich ein, und sie schlief bis zum nächsten Morgen durch, als Colin sie behutsam auf den Rücken drehte. Ihr war plötzlich kühl, und als sie die Augen öffnete, stand er über sie gebeugt da, ein feuchtes Tuch in der Hand.
»Halt still. Ich werde dich waschen.«
»O nein!« Sie rollte hastig auf die andere Seite des riesigen Bettes. »Nein, Colin, ich werde mich selbst waschen. Bitte geh weg.«
Er kam sich gedemütigt vor, fast so, als hätte er eine schallende Ohrfeige bekommen. »Wie du willst«, knurrte er und warf ihr das Tuch zu. »Angus wird uns gleich heißes Wasser bringen. Vielleicht kannst du dich beim Baden etwas beeilen, denn ich möchte anschließend ebenfalls baden. Ich
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