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Die Jungfernbraut

Titel: Die Jungfernbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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nehme nicht an, daß du die Wanne mit mir teilen willst, obwohl ich dein Mann bin, und obwohl du doch wohl zugeben mußte, daß du mich unbedingt heiraten und sogar noch vor der Hochzeit entjungfert werden wolltest.«
    »Du bist mir böse«, stellte sie verwirrt fest, während sie die Decke bis zur Nase hochzog. »Das finde ich wirklich seltsam, Colin, denn du bist es doch, der mir weh getan hat. Wie kannst du es da wagen, ärgerlich zu sein?«
    »Ich ärgere mich über diese Situation.« Es klopfte an der Tür. »Bleib zugedeckt liegen«, sagte er über die Schulter hinweg.
    Angus schleppte zwei dampfende Eimer an und goß das Wasser in die Wanne.
    Sobald sie wieder allein waren, erklärte Sinjun rasch: »Du kannst zuerst baden«, um nicht vor seinen Augen nackt in die Wanne steigen zu müssen.
    Ohne Einwände zu erheben, zog er seinen Morgenrock aus. Er war so groß, daß er in der Wanne die Knie anziehen mußte, und Sinjun hätte bestimmt darüber gelacht, wenn ihr nicht so erbärmlich zumute gewesen wäre. Sie wollte nicht aufstehen. Sie wußte nicht, wie sie ihren Brüdern in die Augen schauen sollte.
    Sie sagten kein Wort. Sowohl Douglas als auch Ryder waren offenbar zu dem Entschluß gelangt, auf weitere Streitereien und Kämpfe mit Colin zu verzichten. Sie hatten wohl begriffen, daß sie Sinjun in arge Verlegenheit gebracht hatten. Der Gedanke, daß ihre Brüder über sie gesprochen hatten, war ihr freilich noch unerträglicher als die nächtliche Einmischung.
    Nach der zweiten Tasse Kaffee sagte Ryder: »Douglas und ich brechen nachher auf, Sinjun. Es tut uns beiden leid, daß wir dich in eine unangenehme Situation gebracht haben, aber falls du jemals unsere Hilfe benötigen solltest, brauchst du Douglas oder mich nur zu verständigen, dann kommen wir sofort und tun alles, was du willst.«
    »Danke«, flüsterte sie und wünschte plötzlich, sie würden sie nicht allein lassen. Schließlich hatten sie sich immer nur eingemischt, weil sie sie liebten. Sogar letzte Nacht hatten sie nur aus Liebe und Sorge eingegriffen.
    Eine Stunde später, als sie von ihnen Abschied nehmen mußte, fühlte sie sich schrecklich einsam und verlassen, und sie fragte sich erstmals, ob sie nicht eine schreckliche Dummheit begangen hatte. Sie warf sich in Douglas' Arme und umklammerte ihn. »Bitte paß gut auf dich auf. Und grüß Alex ganz herzlich.«
    »Wird gemacht.«
    »Und küß die Zwillinge. Ryder hat mir erzählt, daß sie sein ganzes Haus auf den Kopf gestellt haben. Es muß herrlich gewesen sein. Ich vermisse alle Kinder so sehr.«
    »Ja, ich weiß, Kleines. Auch ich vermisse sie. Ein wahres Glück, daß Ryder und Sophie Kinder vergöttern, sogar wenn es richtige Bengel sind. Ich habe das Londoner Haus schon abgeschlossen. Alex und die Zwillinge werden in Northcliffe Hall sein, wenn ich zurückkomme. Mach dir wegen Mutter keine Sorgen. Ich werde ihr einschärfen, daß sie in ihren Briefen nicht an dir herumnörgeln soll.«
    Als Ryder sie an sich drückte, sagte er: »Ja, ich werde Sophie von dir einen Kuß geben und all die kleinen Strolche umarmen. Du wirst mir sehr fehlen, Sinjun.«
    »Vergiß Grayson nicht, Ryder. Er ist so süß, und ich vermisse ihn schrecklich.«
    »Er ist Sophies Ebenbild. Von den Sherbrookes hat er nur die blauen Augen und das eigensinnige Kinn geerbt.«
    »Ja, und ich liebe ihn sehr.«
    »Nicht weinen, Göre. Ich kann gut verstehen, wie dir zumute ist, denn ich weiß noch, daß Sophie manchmal schreckliches Heimweh nach Jamaika hatte, allein schon deshalb, weil sie in England immer gefroren hat. Aber Colin ist dein Mann, und er wird gut auf dich aufpassen.«
    »Ja, ich weiß.«
    Aber das hörte sich nicht sehr überzeugend an, dachte Ryder. Verflucht, was sollten sie nur tun? Sie war mit dem Kerl verheiratet. Trotzdem gefiel es ihm gar nicht, sie hier allein zurückzulassen, auch wenn Douglas meinte, sie hätten sich jetzt wirklich genug eingemischt. »Am Anfang einer Ehe geht nicht immer alles so glatt, wie man es sich wünschen würde«, sagte er tröstend, und als Sinjun ihn nur stumm ansah, fuhr er fort: »Ich meine — es können kleine Probleme auftreten. Aber mit der Zeit lösen sie sich alle. Du mußt nur etwas Geduld haben.«
    Er hatte keine Ahnung, ob seine Worte in irgendeiner Weise auf ihre Situation zutrafen, aber er sah den Schmerz in ihren Augen und konnte ihn kaum ertragen. Es widerstrebte ihm zutiefst, sie in diesem fremden Land zurückzulassen, mit diesem Fremden, der ihr Mann

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