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Die Jungfrau Im Eis

Die Jungfrau Im Eis

Titel: Die Jungfrau Im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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dasselbe wie bei Druels Hof. Allerdings war er nicht niedergebrannt - man hätte den Rauch oder den Feuerschein bemerkt und das hätte Dinan und seine Soldaten auf den Plan gerufen. Aber es wurde alles geplündert - und dort ist niemand entkommen. Sie wurden alle hingemetzelt, bis auf einen armen Idioten, den der Bogenschütze zwischen den Trümmern fand, wo er nach etwas Eßbarem suchte.«
    Cadfael starrte ihn entsetzt an. »Daß sie es wagen, so nah bei einer befestigten Stadt!«
    »Sie lassen ihre Muskeln spielen, trotz der starken Garnison.
    Und der einzige Überlebende, der sich im Wald versteckte, bis die Plünderer abgezogen waren, mag wohl schwachsinnig sein, aber er hat alles mitangesehen, und alles, was er sagt, ergibt einen Sinn. Ich für meinen Teil halte ihn für einen guten Zeugen. Er sagt, es seien etwa zwanzig Männer gewesen und sie hätten Dolche, Äxte und Schwerter gehabt. Drei von ihnen waren beritten. Sie kamen gegen Mitternacht, und in ein paar Stunden hatten sie das Vieh zusammengetrieben und waren in der Nacht verschwunden. Er weiß nicht, wie viele Tage er hungrig und allein dort gewesen ist, aber Dinge wie Wetterumschläge versteht er sehr gut und er sagt, und läßt sich nicht davon abbringen, daß dies alles in der Nacht des ersten schweren Frostes geschehen ist, als alle Bäche zufroren.«
    »Ich verstehe, was Ihr meint«, sagte Cadfael und biß gedankenverloren auf die Knöchel seiner Finger. »Dieselben zweibeinigen Wölfe? Jedenfalls war es dieselbe Nacht. Der erste strenge Frost. Gegen Mitternacht das Gemetzel und die Plünderung bei Henley... als wollten sie Dinan spotten!«
    »Oder meiner«, sagte Hugh grimmig.
    »Oder König Stephen! Nun gut, also sind sie etwa zwei Stunden nach Mitternacht mit ihrer Beute abgezogen. Sie konnten sich nicht beeilen, denn schließlich mußten sie das Vieh treiben und hatten Lebensmittel und Saatgut zu tragen.
    Kurz vor Morgengrauen überfielen sie dann John Druels Hof oben am Clee und brannten ihn nieder. Und dazwischen - meint Ihr nicht auch, Hugh? - dazwischen begegneten sie Bruder Elyas und Schwester Hilaria, und wie es bei diesem Gesindel Brauch ist, begannen sie einen netten kleinen Zeitvertreib und ließen die beiden tot oder sterbend zurück. Kann es sein, daß zwei solcher Banden in derselben Nacht ihrem schmutzigen Geschäft nachgingen? Es war eine wilde Nacht, mit einem Schneesturm, der normalerweise selbst Diebe und Vagabunden in ihren Löchern hält. Es müssen Männer sein, die diese Gegend kennen wie ihre Hosentasche, Hugh, und die weder Schnee noch Kälte von ihren Raubzügen abhalten kann.«
    »Zwei solcher Banden?« fuhr Beringar aus seinen düsteren Überlegungen auf. »Nein, das kann nicht sein. Und bedenkt den Weg, den sie in jener Nacht genommen haben. Sie begannen hier, vor unserer Nase - das ist ihre größte Reichweite. Danach wandten sie sich ostwärts, überquerten die Straße - denn irgendwo dort wurde Bruder Elyas gefunden - und vor Morgengrauen umgingen sie die Flanke von Titterstone Clee, wo sie Druels Hof niederbrannten. Vielleicht gehörte das nicht einmal zu ihrem Plan... vielleicht geschah es nur aus Übermut über ihren vorherigen Erfolg. Aber sie waren auf dem Heimweg, denn bei Morgengrauen wollten sie wieder in ihrem Versteck sein. Seid Ihr derselben Meinung?«
    »Ja. Und habt Ihr auch denselben Gedanken wie ich, Hugh?
    Yves jagt seiner Schwester nach, um sie von einer Dummheit abzuhalten. Sein Weg führt bergauf, vielleicht nicht zu derselben Stelle, mit Sicherheit aber in dieselbe Richtung, die die Räuberbande zwei Nächte später auf ihrem Heimweg eingeschlagen hat. Irgendwo in diesem Hochland liegt das Lehnsgut, zu dem seine Schwester mit ihrem Liebhaber geflohen ist. Sieht es nicht so aus, als könnte er sie an einen Ort gebracht haben, der viel zu nah bei diesem Räubernest liegt, als daß er ein sicherer Platz für sie oder ihn sein könnte?«
    »Daran habe ich auch gedacht und ich habe meine Vorbereitungen bereits getroffen«, sagte Hugh mit grimmiger Zufriedenheit. »Dort oben gibt es einen breiten Streifen Hochland. Ein Teil davon ist bewaldet, ein anderer Teil besteht aus blankem Fels - das Gelände ist sogar für die Schafzucht zu karg. Die bewirtschafteten Güter liegen nicht höher als Druels Hof, und selbst dann nur in geschützten Stellen. Morgen bei Tagesanbruch werde ich mit Dinan den Weg verfolgen, den der Junge nahm. Vielleicht gelingt es uns zu finden, was er suchte: das Gut, zu dem das

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