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Die Jungfrau Im Eis

Die Jungfrau Im Eis

Titel: Die Jungfrau Im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Mädchen gebracht wurde. Als erstes müssen wir sie dann von dort weg und in Sicherheit bringen.
    Dann, wenn keine Geiseln mehr in Gefahr sind, werden wir die Männer verfolgen, die sich außerhalb des Gesetzes gestellt haben.«
    »Aber den Jungen laßt hier!« sagte Cadfael nachdrücklicher als er beabsichtigt hatte.
    Mit einem schwachen, bedrückten Lächeln sah Beringar auf ihn herab. »Bevor er die Augen aufschlägt werden wir schon aufgebrochen sein. Glaubt Ihr wirklich, ich würde es wagen, ihn mit noch einem Leichnam zu konfrontieren, dem eines geliebten Menschen - und das, während Eure wütenden Blicke auf mir ruhen? Nein, wenn das Glück auf unserer Seite steht, werden wir ihm seine Schwester zurückbringen, entweder als Mädchen oder als Ehefrau, und dann sollen sie das unter sich ausmachen - er, sie und ihr Liebhaber! Und sollte das Glück gegen uns sein... nun, dann werden wir Euch brauchen. Aber wenn das Mädchen in Sicherheit ist, liegt die Verantwortung für alles andere bei mir, und dann mögt Ihr ruhig zu Hause bei Eurem Patienten sitzen.«
    Cadfael hielt die Nacht über Wache bei Bruder Elyas, aber er brachte nichts Neues heraus. Die Barriere blieb unüberwindlich.
    Als gegen Morgen ein Bruder kam, um ihn abzulösen, ging er zu Bett und schlief sofort ein. Diese Gabe besaß er. Es hatte keinen Sinn, wach zu liegen und sich Sorgen über etwas zu machen, dem man sich ohnehin am nächsten Morgen stellen mußte und Sinnloses hatte er schon lange aufgegeben. Das verbrauchte zu viele Kräfte, die man sich besser für anderes aufsparte.
    Er erwachte erst, als Prior Leonard ihn am frühen Nachmittag weckte. Eigentlich hatte er schon einige Stunden früher aufstehen wollen. Hugh Beringar war inzwischen von seiner Suchexpedition durch die Hügel zurück und kam müde und bleich hereingestapft, um mit Cadfael ein verspätetes Mittagessen zu teilen und ihm von seinen Nachforschungen zu berichten.
    »Es gibt ein Gut namens Callowleas, das auf derselben Höhe liegt wie Druels Hof, nur muß man, um dorthin zu gelangen, ein Stück weiter um den Clee herum.« Beringar hielt inne und runzelte die Stirn über seine Wortwahl. »Es gab ein solches Gut! Es ist ausradiert, dem Boden gleichgemacht worden. Was wir vorfanden, war genau dasselbe wie bei Druels Hof, nur in einem größeren Ausmaß. Es war einmal ein blühendes Gut, jetzt ist es eine verschneite Öde. Viele Leichen liegen dort, niemand ist mehr am Leben. Wir haben die ersten Toten, die wir gefunden haben, nach Ludlow gebracht und Männer zurückgelassen, die die anderen aus dem Schnee bergen sollen. Keiner weiß, wie viele sie finden werden. Nach der Schneedecke zu schließen, unter der sie begraben sind, würde ich sagen, daß dieser Überfall sogar noch vor dem Beginn des Frostes stattgefunden hat.«
    »Was sagt Ihr da?« Cadfael sah ihn bestürzt an. »Dann muß das ja vor den Überfällen gewesen sein, von denen wir bereits wissen, bevor Schwes ter Hilaria ermordet und Bruder Elyas so übel zugerichtet wurde. Aber immerhin wissen wir jetzt wenigstens, wo dieses Gut liegt und es muß ja einen Herren haben. Dinan wird alle seine Pächter kennen und es muß eine Urkunde, die alte Lacy-Urkunde, darüber geben.«
    »Das stimmt. Er hat Callowleas an einen jungen Mann zum Lehen gegeben, der erst vor zwei Jahren die Nachfolge seines Vaters angetreten hat. Nach der Beschreibung seiner Person, seines Alters und seines Vermögens könnte er es sein. Er heißt Evrard Boterei. Seine Familie gehört nicht zu den führenden, ist aber angesehen. Vieles deutet darauf hin, daß er unser Mann ist.«
    »Und dieses Gut liegt in der angegebenen Richtung, in die das Mädchen mit ihrem Liebhaber geflohen ist?« Das war ein bitterer Gedanke, aber Beringar wehrte mit einem Kopfschütteln die darin mitschwingende Verzweiflung ab.
    »Nein, wartet! Noch wissen wir nichts Sicheres. Yves wußte den Namen des Mannes nicht. Aber selbst wenn es so ist - und davon bin ich überzeugt - müssen wir noch nicht fürchten, daß das Mädchen tot ist. Dinan sagte nämlich, daß Boterei außerdem noch das Gut Ledwyche besitzt, unten im Tal des Dogditch-Baches, und von Callowleas führt ein guter Weg dort hinunter - durch Wald, dichten Wald. Die Entfernung zwischen den beiden Häusern beträgt kaum mehr als drei Meilen. Wir sind diesen Weg ein Stück weit geritten, obwohl ich zugeben muß, daß wir wenig Hoffnung hatten, irgendwelche Spuren zu finden, selbst wenn es einigen Bewohnern von Callowleas

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