Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jungfrau Im Eis

Die Jungfrau Im Eis

Titel: Die Jungfrau Im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
hier«, sagte Boterei bedrückt. »Und ich weiß auch nicht, wo sie ist. Während der ganzen letzten Tage haben ich und meine Männer nach ihr gesucht.« Er stützte seine großen Hände auf die Armlehnen des Sessels und stand mühsam auf. »Ich werde Euch alles erzählen«, sagte er.
    Während er ihnen berichtete, ging er auf und ab - ein hagerer junger Mann mit unbezähmbarer Energie, aber geschwächt durch seine Krankheit.
    »Ich war ein häufiger und gern gesehener Gast im Hause ihres Vaters. Der Junge kann das bestätigen. Sie wurde mit jedem Tag schöner, und ich liebte sie. Ich liebte sie und ich liebe sie noch immer! Nachdem ihre Eltern gestorben waren, ritt ich dreimal nach Worcester um sie zu besuchen. Dabei verhielt ich mich so schicklich, wie man es von mir erwartete und hatte niemals böse Absichten. Ich wollte um ihre Hand anhalten, wenn der rechte Zeitpunkt gekommen war. Denn ihr Vormund ist ja jetzt ihr Onkel, und er ist im Heiligen Land. Wir konnten nur auf seine Rückkehr warten. Als ich von der Plünderung Worcesters erfuhr, betete ich, es möge ihr gelungen sein zu entkommen. Ich hatte keinen Gedanken an meinen eigenen Vorteil und wußte auch nicht, daß sie in diese Gegend geflohen war, bis sie den Jungen aus Cleeton zu mir schickte...«
    »An welchem Tag war das?« unterbrach ihn Beringar.
    »Am 2. des Monats. Sie ließ mir ausrichten, ich solle in der Nacht kommen und sie holen - sie würde mich erwarten. Von anderen Personen in ihrer Begleitung war keine Rede. Ich wußte nur, was sie mir hatte sagen lassen und so tat ich, worum sie mich gebeten hatte: ich ritt zu ihr und brachte sie nach Callowleas. Sie hatte mich überrumpelt«, sagte er und sah sich rechtfertigend um, »aber mehr als alles andere in der Welt wollte ich sie heiraten und das wollte auch sie. So brachte ich sie dorthin und erwies ihr alle Ehre und mit ihrer Einwilligung schickte ich nach einem Priester, der uns trauen sollte. Aber schon in der nächsten Nacht, noch bevor er uns erreichte, wurden wir überfallen.«
    »Ich habe die Trümmer gesehen, die sie hinterlassen haben«, sagte Beringar. »Aus welcher Richtung kamen sie?
    Wie viele waren es?«
    »Zu viele für uns! Sie waren im Hof und im Haus, bevor wir wußten, was geschehen war. Ich weiß nicht, ob sie über den Kamm oder um den Hügel herum über uns hergefallen sind, denn sie überrannten fast die Hälfte der Palisaden und griffen uns von oben und von Osten her an. Weiß der Himmel - vielleicht war ich so von Ermina eingenommen, daß ich das Gut nicht so streng bewachen ließ, wie ich es hätte tun sollen. Aber es hatte keine Warnung gegeben, wir hatten bis dahin nichts von irgendwelchen Banditen in der Gegend gehört. Es war wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Ich kann nur schätzen wie viele es waren, aber sicher mehr als dreißig und sie waren gut bewaffnet. Sie waren uns doppelt überlegen - wir waren noch träge vom Abendessen und leicht zu überraschen. Wir taten, was wir konnten. Auch ich habe Verwundungen abbekommen...« Es war Cadfael bereits aufgefallen, daß er den linken Arm und die Schulter schonte. Ein Rechtshänder würde immer diese Seite angreifen, um das Herz des Gegners zu treffen. »Ich mußte Ermina retten. Mehr zu unternehmen wagte ich nicht. Ich holte sie und wir ritten davon. Der Weg ins Tal war noch offen. Sie waren zu beschäftigt, um uns zu verfolgen.« Er verzog schmerzhaft das Gesicht. »So sind wir schließlich sicher hierher gelangt.«
    »Und dann? Wie kommt es, daß Ihr sie wieder verloren habt?«
    »Ihr könnt mich nicht schlimmer anklagen als ich es selber schon getan habe«, sagte Boterei niedergeschlagen. »Ich schäme mich, dem Jungen hier ins Gesicht zu sehen und ich gebe zu, daß es meine eigene Schuld war. Daß ich zuviel Blut verloren hatte und so schwach war, daß ich mich fast nicht rühren konnte, ist keine Entschuldigung - auch wenn es wahr ist. Ich werde nicht versuchen, mich zu rechtfertigen; mag mein Quacksalber für mich reden. Aber am folgenden Tag hatte sich die Wunde in meiner Schulter verschlimmert und ich bekam Fieber. Gegen Abend, als ich für eine Weile klare Gedanken fassen konnte, fragte ich nach ihr und man sagte mir, sie sei krank vor Furcht gewesen um ihren Bruder, den sie in dem Haus, wo ich sie abholte, zurückgelassen hatte. Nun, da sie wußte, daß die Räuberbanden diese Gegend unsicher machten, wollte sie nicht ruhen, bis sie ihn in Sicherheit wußte und so hatte sie gegen Mittag ein Pferd genommen, um

Weitere Kostenlose Bücher