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Die Jungfrau im Lavendel

Titel: Die Jungfrau im Lavendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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sprechen«, sagte sie ohne Umschweife. Er zog einen größeren Geldschein aus der Jackentasche und gab ihn der Rothaarigen, die sich bei ihm befand. »Geh und kauf dir etwas Hübsches. Aber betrink dich nicht. Du weißt, was dann passiert.«
    Die Rothaarige warf einen schiefen Blick auf Dido, verschwand aber ohne Widerspruch.
    »Es geht dir gut?« fragte Dido.
    »Ich kann nicht klagen.«
    Dido konnte sich denken, womit er sein Geld verdiente. Marseille war nicht umsonst der größte Umschlagplatz Europas im Rauschgifthandel.
    »Was brauchst du von mir?« fragte er, denn er wußte genau, daß es sich um keinen Freundschaftsbesuch handelte.
    »Du sollst ein Mädchen für mich finden.«
    »Ein Mädchen?« fragte er, nun doch erstaunt.
    Dido hielt sich nicht mit Erklärungen auf. Sie gab nur kurz die Tatsachen bekannt: Die Frau, die Mann und Kind verließ, für lange Zeit verschwand, heute nach der Tochter forschte, die ihr vorenthalten wurde.
    »Wer ist diese Frau?« fragte er.
    Dido zögerte.
    Pierre lächelte spöttisch. »Ganz blind kann auch ich nicht arbeiten. Ein wenig Vertrauen mußt du schon zu mir haben, Dido de Valmeraine.«
    Dido hätte ihm gern geantwortet, sie habe zu ihm soviel Vertrauen wie das Reh zu einem Wolf, und er hätte dann vermutlich gesagt, sie solle das Mädchen selber suchen. »Es handelt sich um Senhora Henriques, sie war zuletzt mit einem Brasilianer verheiratet.«
    »Wohlhabend vermutlich.«
    »Ja.«
    »Und sie zahlt gut für die verlorene Tochter?«
    »Ich zahle. Denn ich will wissen, wo das Mädchen ist.«
    »Und du willst ihr Wissen dann an sie verkaufen.«
    »So ist es.«
    »Nun, belle Algérienne, auch du mußt leben. Als Anhaltspunkt müßte ich aber wenigstens wissen, wer der Vater ist, was er ist, wo er wohnt.«
    Diese Angaben bekam er von ihr. Und sie war sicher, daß er auch alles über Anita, Danio und sie selbst herausbekommen würde.
    Das ließ sich nicht verhindern. Sie mußte daran glauben, daß er sie als Auftraggeberin akzeptierte und nur an sie berichtete. So war es geschehen, Pierre hatte die Aufgabe gelöst, hatte reichlich Geld bekommen. Was er sonst ermittelt hatte und für sich behielt, wußte Dido nicht.
    Sie wußte auch bis jetzt nicht, ob sie gut daran getan hatte, Pierre einzusetzen. Sie hatte Gewißheit haben wollen, nun hatte sie Gewißheit. Es gab die Tochter, und sicher hätte Anita, die sich schließlich gute Detektive leisten konnte, sie eines Tages auch gefunden. Dann würde sie Danio an die Luft setzen und hinfort die liebende Mutter spielen.
    Dido knirschte vor Wut mit den Zähnen, während sie ihre Einkäufe in dem kleinen Renault verstaute. Warum hatte sie nicht dafür gesorgt, daß Danio diese verdammte Hure längst geheiratet hatte. Er konnte nun auch die Tochter heiraten, falls sie das ganze Geld erbte. Sie stand da, die offene Autotür in der Hand. Das war ein ganz neuer Gedanke. Für Danio würde so oder so gesorgt sein. Und ich? dachte sie verzweifelt. Und ich? Soll ich ewig so weiterleben, abhängig von seiner Gnade und seinem Geld? Von seiner Liebe, falls sie nicht eines Tages stirbt, so plötzlich wie sie geboren wurde.
    Sie ging weiter, die rosa Seide schwang um ihre nackten braunen Beine, als sie heftig ausschritt, ihre langen schmalen Zehen streckten sich in den Sandalen. Die Männer sahen ihr nach, mancher pfiff. Ihr Gang wirkte aufreizend, ihre Haltung, dazu das lange dunkle Haar, das um ihre Schultern tanzte. Die Blicke der Männer war sie gewöhnt. Sie brauchte keinen für ihr Bett, den hatte sie. Sie brauchte einen, der soviel Geld besaß wie Anita, oder besser noch mehr. Dann konnte sie endgültig hier verschwinden, konnte weit fortgehen, brauchte nicht nach dem Wind zu dürsten, der von Afrika kam. Und warum tat sie es nicht? Gleich? Baute nur auf sich und ihre Schönheit, solange sie noch jung war? Sie würde ohne Danio leben können, sie hatte schon so vieles verloren, was sie liebte.
    Aber sie konnte die Ferme nicht verlassen, das war der einzige Ort, an dem Alain sie finden konnte, wenn er noch lebte und eines Tages kam. Allerdings, wenn sie einen reichen Mann fand, konnte sie einen Verwalter auf die Ferme setzen, und der würde Alain dann zu ihr schicken.
    Der Gedanke an einen Verwalter auf der Ferme amüsierte sie so, daß ihre schlechte Laune verflog. Sie beschloß, gut essen zu gehen. ›Chez Felix‹ an der Croisette gönnte sie sich ein mehrgängiges, superbes Menu und sah den Fremden zu, die draußen vorbeispazierten, diese

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