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Die Jungfrau im Lavendel

Titel: Die Jungfrau im Lavendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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mittellos.
    Manchmal arbeitete sie in Cannes oder in Nizza, in einem Laden, in einem Restaurant oder einem Reisebüro. Die Erregung legte sich, die Zeit ging über das hinweg, was geschehen war, und man nahm sie gern, sie sah gut aus, sprach außer einem eleganten Französisch noch englisch und spanisch, sie hatte eine gute Schule besucht und vieles gelernt, was ihr nun nützlich war.
    Sie schadete sich jedoch meistens selbst. Sie ertrug keine dumme Bemerkung über das Geschehene, sie wurde hochmütig, wenn man sie herablassend behandelte, als armen Flüchtling. Und zudem fühlte sie sich von den Touristen angeödet. Sollte sie, Albert de Valmeraines Tochter, ihnen zu Diensten sein? Ihre Launen ertragen? Sie war zweiundzwanzig, als sie Danio kennenlernte, und von beiden Seiten war es von Anfang an Liebe, mehr noch: Leidenschaft, die sie zusammenbrachte. Für sie war es, nach einer Zeit totaler Isolierung, wie eine Befreiung, daß sie nicht mehr völlig allein im Leben stand. Das band sie stärker an ihn, als es ihrem selbstbewußten Wesen eigentlich entsprach. Und für ihn, den verwöhnten Liebling der Frauen, war diese lebensvolle, ungewöhnliche Frau eine ganz neue Erfahrung.
    Es war eine atemberaubende Zeit, dieses erste Jahr ihres Zusammenseins, nicht nur, soweit es die Liebe betraf. Dido, so sorgsam behütet aufgewachsen, immer versorgt und geborgen, kannte ein männliches Wesen nur als starke Stütze, als schützende Hand in ihrem Leben. Erstmals der eskalierende Krieg hatte sie gelehrt, daß es anders auch sein konnte, mehr noch die Zeit, die folgte. Aber da war nun ein Mann, der behauptete, sie zu lieben, mußte es dann nicht wieder so sein wie früher? Keineswegs. Danio war kein Schutz und keine Stütze, er war schön, charmant und verliebt, aber sonst war er vor allem eins: ein Spieler. Am schönsten war es, wenn er bei ihr auf der Ferme weilte, aber dort hielt er es nie lange aus. In Nizza hauste er in einem kleinen, unordentlichen Zimmer, das Dido nur mit Abneigung betrat. Kam sie hin und fand ihn nicht, wußte sie, wo er war. Im Casino. Er spielte, manchmal gewann er, doch meist verlor er. Er hatte überall Schulden. Eine Zeitlang arbeitete er wieder, dann verlor er die Stellung oder kündigte selbst.
    Das sei früher anders gewesen, erzählte er ihr freimütig; als er in Italien arbeitete, später in Deutschland, dann in der Schweiz, hätte er viel ordentlicher gelebt. Aber diese Gegend hier, diese Leichtlebigkeit, der Reichtum allenthalben verführten ihn, das gab er selbst zu.
    »Leichtlebig sind sie nur hier an der Küste«, sagte Dido, »und es sind meist die Fremden. Die Provençalen sind eher schwermütig, und um leichtsinnig zu sein, sind sie viel zu arm. Laß uns doch woanders hingehen.«
    »Wohin?«
    »Das ist mir egal. Ich fühle mich auch nicht wohl hier.« Aber dazu war er nicht zu bewegen. Manchmal verachtete sie ihn wegen seiner Tatenlosigkeit, sie war der Meinung, es sei an ihm, für sie zu sorgen, wenn er schon behauptete, sie zu lieben. Sie nie verlassen zu wollen. Und dann kam Anita.
    Zu jener Zeit war die stolze Dido schon so demoralisiert, daß sie keine Einwände gegen dieses Verhältnis machte, das sie beide der Geldsorgen enthob.
    Nur dachte sie weiter: Es genügte nicht, daß er großzügig von Anita mit Geld ausgestattet wurde und Dido daran teilhaben ließ, er mußte überhaupt das ganze Geld bekommen.
    »Daran habe ich auch schon gedacht«, gab er zu. »Ich werde sie heiraten.«
    »Will sie das denn?«
    »Wir haben schon davon gesprochen«, meinte er leichthin.
    Bis Anita eines Tages von der Tochter sprach, das war vor etwa einem Jahr gewesen. Dido hatte es nicht ernst genommen, aber nun wußten sie, es gab eine Tochter.
    Dido hatte sie aufgespürt, genauer gesagt, Pierre, dieser Bastard, hatte die Tochter gefunden. Dido hatte ihn in Marseille aufgesucht.
    Er wohnte immer noch im Le Panier, dem malerischen Viertel hinter dem Hafen, in dem sich ein Völkergemisch ohnegleichen zusammengefunden hatte.
    Dido rümpfte die Nase und stieg mit hohen Beinen über den Schmutz in der engen Gasse.
    Die Räume, die er bewohnte, waren jedoch erstaunlich gut eingerichtet, auch sauber. Er besaß sogar ein Büro, und was er da betrieb, nannte sich Agentur.
    »Daß du es aushältst in dieser Umgebung«, war ihr erstes Wort.
    »Man muß dort bleiben, wo einen die Leute kennen«, sagte er ungerührt. »Marseille ist ein hartes Pflaster. Und ein gefährliches dazu.«
    »Ich muß mit dir

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