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Die Jungfrau im Lavendel

Titel: Die Jungfrau im Lavendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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wichtigsten war es jetzt, darüber nachzudenken, was mit Virginia geschehen sollte. Offenbar wußte Anita noch nichts von dem Tod ihres früheren Mannes. Kann sein, sie erfuhr es, kann sein, auch nicht. Keinen ihrer Briefe hatte dieser Mann beantwortet. Angenommen, sie schrieb wieder einmal, so geschah nichts Neues. Teilte man ihr seinen Tod mit, die zweite Frau Stettenburg, dann war es möglich, daß sie an jene schrieb und nach dem Verbleib ihrer Tochter fragte. Aber vermutlich bekam sie so wenig Antwort wie bisher.
    Er mußte verhindern, beschloß Danio, daß sie überhaupt noch einmal schrieb. Übrigens wußte er ja gar nicht gewiß, ob der Stettenburg wirklich tot war, das hatte nur wieder einmal Dido aus ihrer geheimnisvollen Quelle erfahren. Dieser Pierre. Irgendwer. Er hatte nie erfahren, wer dieser Mann war, was er tat, wo er lebte, woher er seine Informationen bezog. Jedenfalls alles, was er über Virginia ermittelte, hatte gestimmt.
    Und da war er wieder bei seinem Hauptproblem: was tun mit dem Mädchen?
    Didos Idee war vielleicht nicht die schlechteste, sie einfach zurückzufahren, in jene Gegend, aus der er sie geholt hatte. Dann konnte sie zurückgehen ins Kloster oder konnte es bleiben lassen, das war dann ihre Sache. Ziemlich selbständig war sie geworden in letzter Zeit. Und Dido hatte auch genau recht gehabt mit ihren Vorsichtsmaßnahmen. Man mußte ihr die Augen verbinden, wenn sie die Ferme verließen, sie durfte nie erfahren, wo sie sich aufgehalten hatte.
    Zunächst einmal mußte er Anitas Wunsch unterstützen, möglichst bald nach Hause zu fahren. Er würde ihr gleich morgen sagen, daß es in keinem Hotel so schön sein könne wie in ihrem Haus. So heiß war es nicht mehr. Und dann mußte er sofort hinauffahren zur Ferme – aber wie zum Teufel sollte er den Rücktransport mit dem Mädchen veranstalten? Selbst wenn er so eine irre Parforcetour machte wie das letztemal, zwei bis drei Tage war er mindestens unterwegs, wie sollte er Anita erklären, daß er fortfuhr, kaum daß sie zurückgekommen waren?
    Und da kam er, genau wie Clemens, auf die Idee, Virginia erst einmal zu seinen Leuten zu bringen. An ein einfaches Leben war sie ja nun gewöhnt, und es gefiel ihr offensichtlich. Seine Mutter würde, ohne viel zu fragen, für sie sorgen, Geld konnte er ihr genug geben, sie bekam immer Geld von ihm, seit er Anita kannte. Sein Vater stellte sowieso keine Fragen. Er mußte nur den Paß seiner Schwester Lucia wieder holen, das ließ sich leicht an einem Nachmittag machen, am nächsten Tag dann mit Virginia hinüberfahren. Einen ganzen Tag würde das schon dauern. Also am übernächsten Tag. Nun, er konnte Anita sagen, er wolle seine Eltern besuchen, das hatte er manchmal getan. Aber er konnte kaum Virginia mit verbundenen Augen über die Grenze fahren. Sie würde dann auf jeden Fall wissen, wo sie sich aufhielt. Und sich auch ungefähr vorstellen können, in welcher Gegend sie sich zuvor befunden hatte. Nein, auf keinen Fall. Höchstens die Entfernung konnte sie schätzen, das war alles.
    Ach, zum Teufel, wie kam er bloß heil aus dieser Sache mit dem Mädchen heraus? Wenn Dido noch da wäre, die würde es bestimmt schaffen.
    Warum machte er sich unnütze Gedanken? Vielleicht war sie ja noch da.
    Und wenn er Virginia einfach an der Hand nahm und in die Villa mitbrachte?
    Hier, Anita, ist deine Tochter. Ich habe sie für dich geholt. Das wäre natürlich auch eine tolle Pointe. Schließlich konnten sie alle drei von dem Geld leben.
    Aber es ging nicht. Virginia würde von der Ferme erzählen, von Dido. Und wenn sie auch zehnmal glaubte, Dido sei seine Schwester, Anita wußte, daß er keine Schwester auf einer einsamen Ferme in den Bergen hatte. Nun, es konnte sonst eine Verwandte sein. Danios Kopf arbeitete fieberhaft, soviel gedacht hatte er in seinem Leben noch nicht. Er machte einen Plan nach dem anderen, verwarf ihn wieder. Und einmal auch huschte der Gedanke durch seinen Kopf: ich töte sie.
    Er erschrak, schob den Gedanken beiseite. Er kehrte wieder. Die Ferme war einsam. Hinter dem Maquis ging es steil eine Wand hinab, keiner würde sie je dort finden.
    Madonna mia! Wie konnte er nur so etwas denken. Er bekreuzigte sich rasch, schenkte sich einen Whisky ein und nahm eine neue Zigarette.
    Das Beste war wohl doch, sie zu seinen Leuten zu bringen. Dort würde er sie fragen, ob sie wieder ins Kloster zurück wolle, oder wohin sonst. Er mußte sie nicht einmal fahren, wozu gab es eine Eisenbahn. Er

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