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Die Jungfrau im Lavendel

Titel: Die Jungfrau im Lavendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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telefonieren vorher.«
    Nach dem Abendessen, das Rose mit Liebe und Sorgfalt zubereitet hatte, berichtete sie von dem Besucher, der schon zweimal dagewesen sei und von dem Anruf an diesem Abend.
    »Er fragte nach einer Mademoiselle Virginia. Und heute sagte er: Ich suche Virginia.«
    Anita sah sie erstaunt an.
    »Er sprach von – Virginia?«
    »Genau die Worte, die ich eben sagte.«
    Anita blickte Danio an.
    »Verstehst du das?«
    Danio hob die Schultern.
    »Nein. Wer soll das verstehen?«
    Sein Blick war starr. Was bedeutet das? Wer fragte nach Virginia? Die Polizei? Der Vater, der angeblich tot war? Befragt, berichtete Rose weiter, es sei ein junger Mann gewesen, beim erstenmal habe er eine ältere Dame bei sich gehabt. Dann holte sie die Visitenkarte, die Clemens ihr gegeben hatte. Anita betrachtete sie eine Weile, dann machte sie erstaunt:
    »Ach!«
    »Kennst du den?« fragte Danio nervös.
    »Nein. Clemens Landau, den kenne ich nicht. Aber ich kenne einen, der hieß – warte mal, ja, Ludwig hieß er. Ludwig Landau. Das war ein Freund von Ferdinand. Er war Anwalt, irgendwo in Bayern. Und er war dabei, als wir heirateten, er und seine Frau. Er war sogar unser Trauzeuge. Ludwig Landau, natürlich. Später hat er uns dann noch mal in Berlin besucht. Im Krieg, nachdem Ferdinand so schwer verwundet war und eine Zeitlang Urlaub hatte. Da war er noch mal da. Ohne seine Frau. Aber was hat das alles mit Virginia zu tun?«
    Und dann sagte sie etwas Fürchterliches. Sie sagte zu Rose, die immer noch am Tisch stand, die Hände über der Schürze gefaltet:
    »Virginia ist meine Tochter.«
    Selbst Rose verlor die Fassung.
    »Ihre Tochter, Madame? Sie haben eine Tochter?«
    »Ja, Rose, stellen Sie sich vor, ich habe eine Tochter. Und sie heißt Virginia. Sie ist bei meinem ersten Mann aufgewachsen, ich habe sie lange nicht gesehen. Und ich …«
    Sie war ganz blaß. Danio griff nach ihrer Hand.
    »Es wird schwierig sein, die ganze Geschichte jetzt zu erklären«, er sprach deutsch. Und dann zu Rose, auf französisch: »Wir nehmen den Kaffee im Terrassenzimmer.«
    »Komm, Anita«, er zog sie sanft vom Stuhl hoch. »Da kannst du gleich dein neues Bild noch einmal in Ruhe betrachten. Und was diese Sache betrifft, warten wir doch erst einmal ab, was dieser Herr morgen zu sagen hat. Falls er wieder anruft. Komm!«
    »Ich verstehe das alles nicht. Warum sucht irgend jemand Virginia bei mir? Ob Ferdinand dahintersteckt? Aber er hat mir nie geantwortet.«
    »Ich verstehe es auch nicht. Aber mach dir jetzt keine Sorgen. Unser erster Abend zu Hause. Morgen wird sich alles aufklären.«
    Zu spät, verdammt, zu spät. Morgen wird sich alles aufklären! Warum hatte er das Mädchen nicht entfernt, ehe er zu Anita fuhr. Was war zu tun? Am liebsten wäre er noch am gleichen Abend hinaufgefahren zur Ferme. Vielleicht war ein Wunder geschehen, und Virginia war fort, auf und davon, hatte sich in Luft aufgelöst, war von selbst in den Abgrund gestürzt. Morgen früh mußte er gleich hinauf. Anita frühstückte im Bett, er würde ihr ein paar Minuten Gesellschaft leisten, dann sagen – sagen … na, irgend etwas würde ihm schon einfallen, was er sofort erledigen mußte. Den Paß holen bei Lucia? Nein, dazu war keine Zeit mehr, erst hinauf zur Ferme. »Sie hat eine Tochter«, erzählte Rose in der Küche. »Und diese Leute, die hier waren, denken, sie ist bei uns.«
    »Wer?«
    »Die Tochter. Kannst du das verstehen? Madame war ganz überrascht, sie sagt, sie hat ihre Tochter lange nicht gesehen. Sie heißt Virginia. Verstehst du das?«
    »Wie kann ich das verstehen? Wenn Madame nichts davon weiß – schmal ist sie geworden, nicht?«
    »Ja. Ich werde gut, sehr gut für sie kochen. Na so was! Eine Tochter!«
    »Hör auf, dich um Sachen zu kümmern, die dich nichts angehen.«
    »Aber natürlich geht es mich an. Sie hat es selbst gesagt. Ich habe eine Tochter. Sie heißt Virginia.« Und mit einem Lächeln fügte Rose hinzu: »Das wäre doch schön, wenn wir eine Tochter im Haus hätten.«

Der Berg
    Danios Aufbruch am nächsten Morgen verzögerte sich, Anita fand es höchst gemütlich, wieder im eigenen Bett zu frühstücken, sie plauderte, wollte, daß er bei ihr blieb.
    »Warum mußt du überhaupt so eilig wegfahren? Was kann denn schon so wichtig sein?«
    Er müsse nach Cannes, er erzählte etwas von einem Schneider, einer Anprobe, die er sowieso schon hinausgezögert habe.
    »Dann hat es auch noch weiter einen Tag Zeit. Ich bin so

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