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Die Jungfrau im Lavendel

Titel: Die Jungfrau im Lavendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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neugierig, ob dieser Mann anrufen wird. Und was er mir sagen wird über Virginia. Bist du nicht neugierig? Du siehst mich so komisch an. Was hast du denn?«
    Verzweifelt sah er sie an. In seinem Kopf rasten die Gedanken. Wenn er sie einfach in die Arme nahm und ihr alles erzählte? Es sollte eine Überraschung werden für dich, Anita. Aber dann warst du nicht da.
    Und wie sollte er erklären – Dio mio, es ließ sich nicht erklären.
    Dann hörten sie das Telefon klingeln, und Rose stellte das Gespräch durch auf den Apparat, der sich neben Anitas Bett befand.
    Zu spät. Vorbei.
    Es war nicht der Mann namens Landau, es waren Bekannte, die in der Nähe ein Haus hatten, ein amerikanisches Ehepaar, mit denen sie manchmal ausgingen oder sich gegenseitig zu einem Drink besuchten.
    »Wo haben Sie nur so lange gesteckt, wir haben Sie vermißt …«, so begann das Gespräch, und Anita unterhielt sich angeregt mit der Anruferin. Sie habe einen Unfall gehabt in Paris, ach nein, nicht weiter schlimm, eine kleine Gehirnerschütterung und eine Rippe gebrochen. Ja, eine Weile sei sie in einem Krankenhaus gewesen, und dann zur Erholung in den Bergen. Ja, danke, es ging ihr viel besser. Sicher, es wäre nett, sich bald zu sehen. Vielleicht morgen. Ja, gern.
    Während des Telefonats entfernte sich Danio, um weiteren Fragen und Lügen aus dem Weg zu gehen. Er raste aus dem Haus, holte den Bentley aus der Garage und fuhr los, so schnell es nur möglich war.
    Die Sprachregelung mit dem Unfall hatten sie so abgesprochen. Anita meinte, sie fände es albern, jedermann von ihrer Operation zu erzählen. Das gehe ja niemand etwas an. Es sei überhaupt schrecklich, wenn man die Umwelt mit Krankheitsgeschichten langweile. Eine gebrochene Rippe und ein wenig Gehirnerschütterung, das sei gerade noch erträglich.
    In Cannes hielt Danio kurz an, um ein seidenes Tuch zu kaufen. Didos Gebot, dem Mädchen die Augen zu verbinden, war ihm eingefallen.
    Er war kaum aus dem Haus, als Anita den zweiten Anruf des Tages erhielt. Diesmal war Juschi am Apparat.
    »Hier ist Juliane Landau«, sagte sie. »Sie werden sich kaum an mich erinnern, Anita.«
    Sie sprach sie einfach mit Anita an. Madame zu sagen oder Frau Henriques, wäre ihr zu läppisch vorgekommen.
    »Aber natürlich erinnere ich mich«, sagte Anita liebenswürdig. »Nur Juliane kommt mir fremd vor, nannte man Sie nicht Juschi?«
    Das war ein guter Anfang, fand Juschi und lachte erleichtert.
    »Ja, das stimmt. Ich dachte nur, Sie wüßten überhaupt nicht mehr, wer ich bin.«
    »Aber ich bitte Sie! Es ist zwar viel Zeit vergangen, Juschi, wir sind älter geworden, aber mein Gedächtnis ist noch intakt. Auch wenn ich gerade einen kleinen Unfall hinter mir habe.« Folgte die Geschichte von Rippe und Gehirnerschütterung, so war das gleich erledigt.
    »Ach, darum waren Sie so lange nicht da. Wenn wir das gewußt hätten! Ihre Haushälterin, oder wer das ist, war nicht zu bewegen, irgendeine Auskunft zu geben.«
    »Ja, Rose ist sehr diskret. Sie sagten ›wir‹, Juschi. Ich nehme an, das bezieht sich auf Clemens Landau. Ich habe gestern abend noch darüber nachgedacht, es handelt sich um Ihren Sohn, nicht wahr?«
    Das war ihr zwar eben erst eingefallen, daß es da ein paar Kinder gegeben hatte, und eines davon hieß Clemens.
    »Das finde ich großartig, daß Sie das noch wissen.«
    »Aber ich weiß doch genau, was für gute Freunde die beiden waren, Ihr Mann und Ferdinand. Ich nehme an, das ist so geblieben.«
    »Ja, das ist so geblieben.«
    Eine kleine Pause entstand, in der Juschi überlegte, ob sie gleich von Ferdinands Tod berichten sollte.
    »Anita«, begann sie dann vorsichtig, »es ist so. Ich würde Sie gern sprechen. Nicht nur am Telefon. Es gibt einige seltsame Vorkommnisse …« Juschi stockte, sie drückte sich so geziert aus, wie es sonst gar nicht ihre Art war.
    Energisch fuhr sie fort: »Ich muß Sie sprechen, und zwar noch heute. Es handelt sich um Virginia.«
    »Das sagte Rose bereits gestern. Was ist mit ihr?«
    »Sie ist verschwunden. Und wir dachten, sie müßte bei Ihnen sein.«
    »Bei mir? Aber ich weiß ja gar nicht, wo sie ist. Ich weiß nicht einmal, ob sie noch lebt. Ferdinand hat mir auf meine Briefe nicht geantwortet.«
    »Sie haben ihm öfter geschrieben?«
    »Dreimal. Und meinem letzten Brief lag ein Brief an Virginia bei.«
    »Ja, den kennen wir. Wann können wir uns sehen?«
    »Sie rufen aus München an?«
    »Nein, nein, keine Rede davon. Wir sind in Juan-les-Pins,

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