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Die Jungfrau im Lavendel

Titel: Die Jungfrau im Lavendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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doch.
    Die Begrüßung Anitas war freundlich, ja herzlich. Sie sagte, wie sehr es sie freue, endlich eine Verbindung zu Ferdinand erreicht zu haben, wenn auch auf Umwegen, aber da dieser Umweg ihr Juschi ins Haus bringe und dazu einen so wohlanzusehenden jungen Mann, könne sie sich wirklich nicht beklagen. Das brachte sie alles gewandt, sicher und mit größter Liebenswürdigkeit hervor, so daß den Besuchern nichts anderes übrigblieb, sich diesem Ton anzupassen. Also tauschten sie eine Weile Höflichkeiten aus, sie saßen auf dem weißen Sofa um den niedrigen Glastisch, unter den blauen Bildern des Malers Castellone.
    Der Tisch war nahe der Tür gedeckt, doch innerhalb des Zimmers, Anita meinte, es sei ein wenig windig draußen, der Blick sei der gleiche, und sie könnten ungestört plaudern.
    Rose brachte eine Kanne mit Tee, eine Kanne mit Kaffee zur Auswahl, Gebäck und Kuchen.
    Plaudern war das richtige Stichwort gewesen.
    Dies sei kein Teebesuch herkömmlicher Art, sagte Juschi, und zum Plaudern seien sie auch nicht gekommen, es gebe, ganz im Gegenteil, einige ernsthafte und auch unangenehme Dinge zu besprechen. Anita zog unbehaglich die Schultern hoch. »Davon sprachen Sie schon am Telefon. Hoffentlich ist es nichts Schlimmes.«
    Du Luder, dachte Juschi da wieder zum erstenmal, du richtest dir das Leben nach deinem Geschmack. Unangenehmes willst du weder hören noch sehen und auf jeden Fall von deinem Leben fernhalten. Du bist geblieben, wie du immer warst, schön und herzlos, charmant, doch eiskalt.
    Kein Grund, die Dame zu schonen. Juschi ging zum Angriff über, denn Clemens schwieg, bereits dem Zauber dieser Frau verfallen.
    »Die Verbindung zu Ihnen, freilich, in gewisser Weise hat Ferdinand sie hergestellt. Es war der Brief, den Sie an Ihre Tochter geschrieben haben und den er bei sich trug. Kurz bevor Ferdinand starb, bekam mein Mann den Brief von ihm. Von den anderen Briefen haben wir nichts gewußt.«
    »Er ist tot?« fragte Anita mit großen Augen, aber auch nicht ein Schatten von Trauer flog über ihr Gesicht.
    »Er starb in einem Krankenhaus in Frankfurt«, berichtete Juschi, »Ende Juli. Am Tag zuvor war er noch bei uns gewesen. Da kam er von Virginia.«
    »Ach!« machte Anita verständnislos. »Virginia geht es also gut. Er war bei ihr. Wo eigentlich? Er hat mir nie mitgeteilt, wo das Kind sich befindet. Und warum vermuten Sie eigentlich, daß sie hier ist?«
    »Ich glaube, Mutter, du müßtest das richtig der Reihe nach erzählen«, sagte Clemens ungeduldig.
    »Ja schon«, sagte Juschi, »aber wo soll ich anfangen?«
    »Nun, nicht gerade bei Virginias Geburt, die kennt Madame ja«, ein wenig Sarkasmus klang in seiner Stimme mit, doch den Blick, den Anita ihm zuwarf, erwiderte er mit einem Lächeln.
    »Rose wird erst eingießen«, Anita wies auf den gedeckten Tisch, »sagen Sie ihr, was Sie mögen, Kaffee oder Tee.«
    Nachdem auch dies vollbracht war, Rose den Kuchen angeboten hatte, den alle ablehnten, Anitas Lächeln etwas Starres bekam, fiel Juschi immer noch nicht ein, wie sie das Thema behandeln sollte. Diese Frau schien so unangreifbar, so sternenweit von jeder Wirklichkeit entfernt, geschützt durch ihre Schönheit und ihren Reichtum.
    Was sie nicht wissen konnte: Anita kochte innerlich vor Wut. Seit dem Vormittag war Danio verschwunden, sie hatte keine Ahnung, wo er war, das Mittagessen mußte sie allein einnehmen, kein Anruf, keine Erklärung.
    Wenn er zurückkommt, werde ich ihn rauswerfen. Im hohen Bogen werde ich ihn hinausschmeißen, und diesmal für immer. Das ging ihr durch den Kopf, während sie lächelnd ihren Tee trank.
    »Also«, sagte Juschi.
    »Du fängst am besten mit Virginias Geburtstag an«, kam ihr Clemens zu Hilfe. »Dank Onkel Ferdinand, dank der Oberin und den beiden Mädchen haben wir ja einen ziemlich lückenlosen Bericht über den Geburtstag und die beiden darauffolgenden Tage. Erst danach wird's nebulos.«
    »Das klingt alles sehr geheimnisvoll«, sagte Anita, wünschte die Besucher zum Teufel und lauschte, ob nicht endlich Danios Schritt zu hören war.
    Juschi hatte sich soweit gefaßt, daß sie ohne Stocken und ganz sachlich über die Geschehnisse berichten konnte.
    Anita hörte zu, machte kleine Zwischenrufe.
    »Er hat das Kind glauben lassen, ich sei tot. Das ist ja unerhört.« – »In ein Kloster hat er sie gesteckt! Wie entsetzlich!« – »Sie ist einfach durchgebrannt mit einem Mann? Das finde ich fabelhaft. Ein wenig von meinem Temperament hat sie

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