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Die Jungfrau im Lavendel

Titel: Die Jungfrau im Lavendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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wieder die Pilze, nahm einzelne heraus, nannte sie beim Namen. Ob er Monsieur einladen dürfe zum Essen!
    Danio lachte. Er nahm sein Taschentuch und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er fühlte sich so befreit, er war so glücklich wie nie zuvor in seinem Leben.
    Was für ein Albtraum war das gewesen! Einen Mord hatte er begehen wollen, einen Mord.
    Er schloß Chariot in die Arme, küßte ihn auf beide Wangen. »Grazie«, sagte er dabei, »grazie, Signore.« Und mit einem Blick zum Himmel: »Grazie, Madonna.« Chariot war auch darüber nicht erstaunt, er war ein Mann der Kirche, er fand es ganz normal, daß man der Madonna und den Heiligen dankte, für was auch immer. Waren die Pilze gemeint? Nun, warum nicht, auch sie waren ein Geschenk des Himmels.
    Danio legte den Arm um Virginia, zog sie fest an sich. Dann erklärte er dem Alten, daß er gekommen sei, um Virginia abzuholen. Nein, sie könnten leider diese wunderschönen Pilze nicht mit ihm essen. Aber alle im Dorf würden sich bestimmt darüber freuen. Und dies hier, dabei griff er in die Tasche und drückte Chariot einen großen Schein in die Hand, sei für den passenden Wein zum Pilzgericht. Aber nun müßten sie sich verabschieden.
    »Schließen Sie die Ferme gut ab«, sagte er. »Lassen Sie keinen Fremden herein.«
    Chariot nickte und nickte. Dann streichelte er Virginias Hand und wünschte ihr Gottes Segen für ihr weiteres Leben. Er war sich klar darüber, daß sie nie zurückkehren würde. Die andere, die Dunkelhaarige, die würde vielleicht eines Tages wieder da sein. Das konnte man nicht wissen.
    Solange er lebe, sagte er, würde er die Ferme behüten. Später müsse man sie Gottes Schutz anvertrauen.
    Danio nickte, ganz ernsthaft nun. Ja, das sei der beste Schutz für die Ferme Confiance.
    Auch er würde nie wieder herkommen.
    Dann ergriff er Virginias Hand, und so schnell es ging, liefen sie bergab.
    Er ließ Virginia keine Zeit, von der Ferme Abschied zu nehmen, auch sonst durfte sie nichts mitnehmen, nicht das weiße Kleid mit den blauen Blümchen, nicht die einst so heißersehnten geflochtenen Sandaletten. So wie sie war, im bunten Leinenrock, mit einer von Didos weißen Blusen, Sandalen an den Füßen, so war sie gerade recht. Nur die Katze durfte sie mitnehmen. Aber nicht die Bilder. »Meine Bilder?« fragte Virginia betrübt.
    »Du wirst andere Bilder malen. Es darf kein Zeugnis geben von der Ferme Confiance, verstehst du?«
    Wie sollte sie das verstehen?
    Ebensowenig verstand sie, warum sie sich auf den Boden im Fond des Wagens setzen mußte, warum er ihr die Augen verband. »Dido will es so«, sagte er kurz. »Du hast gesagt, sie war gut zu dir. Nun kannst du es ihr danken. Es gibt keinen Weg zur Ferme, du darfst ihn nie wieder finden. Wenn du dir die Binde von den Augen nimmst, setze ich dich hinaus, und du wirst nie wissen, wohin du gehörst.«
    Er verknotete sanft das Tuch an ihrem Hinterkopf, küßte sie dann auf die Wange.
    Er war so glücklich.
    Gott hatte ihn bewahrt, die Madonna hatte ihn bewahrt, Chariot hatte ihn bewahrt, etwas Furchtbares zu tun.
    Wenn er das nächstemal zu seinen Eltern kam, würde er eine Messe lesen lassen, für alle verlorenen Seelen.
    Ich danke dir, Gott! Ich danke dir, Madonna! Ich danke dir, meine Mutter, daß du bei mir warst und meine Hand festgehalten hast.
    »Wo fahren wir denn hin?« fragte Virginia eingeschüchtert, als sie hinten auf dem Boden des Wagens saß, die Augen verbunden, die Katze an sich gedrückt.
    »Wo wir immer hinfahren wollten. Ich bringe dich jetzt zu deiner Mutter.«
    Virginia hatte die Augen geschlossen hinter dem weichen seidenen Tuch. Sie hätte gern geweint. Sie senkte den Kopf und schwieg.

Teestunde
    Juschi und Clemens kamen um halb fünf. Rose öffnete ihnen die Tür und geleitete sie nach höflichem Gruß zum Terrassenzimmer, in dieses schöne große Zimmer mit den weißen Möbeln und den hellrosa getönten Wänden. Alles war licht und hell, überall im Zimmer standen Blumen, draußen sah man den gleißend blauen Himmel über dem Grün der Bäume.
    Anita trat von der Terrasse ins Zimmer herein, kam auf sie zu. Sie trug ein Kleid aus zartgrüner Seide, die das Grün ihrer Augen unterstrich. Ihr Anblick war atemberaubend.
    Clemens dachte: Donnerwetter! Was für eine Frau! Der arme alte Ferdinand, wie ist er bloß an so was gekommen?
    Und Juschi wurde sich der Pfunde bewußt, die sie zuviel hatte, es waren nicht allzu viele, aber immerhin, für ein paar Polster sorgten sie

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