Die Jungfrau von Zesh
Kolonie. Stimmt das?«
»Nein«, antwortete Althea.
»Lassen Sie mich es erklären«, mischte sich Bahr ein. »Ich bin ein Psychologe von Terra. Ich bin hierhergekommen, um ein paar psychometrische Tests durchzuführen, und diese junge Dame hier ist meine Assistentin. Wir sind zusammen mit einem dritten Terraner gekommen, der Mitglied dieser Sekte ist. Nun, äh, wenn wir einen Zeitpunkt vereinbaren könnten für einige Vortests mit Ihnen persönlich und einem repräsentativen Angehörigen Ihres Volkes, wäre der Interplanetarische Rat sehr …«
»Tut mir leid, guter Mann, aber das muss noch warten«, unterbrach ihn Yuruzh und wandte sich wieder Kuroki zu. »Wenn sie also kein Mitglied ist, dann hat sie sehr wohl das Recht, mich zu warnen. Und selbst wenn sie Mitglied gewesen wäre, würde ich die bewusste Weigerung, uns vor dem Anrücken unserer Feinde zu warnen, als unfreundlichen Akt auffassen. Sie scheinen vergessen zu haben, dass diese Insel uns gehört und dass Sie lediglich Pächter sind. Und jetzt gehen Sie wieder in Ihre Kolonie zurück. Sie können von Glück reden, dass ich nicht ein paar von Ihnen aus allgemeinen Prinzipien aufhängen lasse.«
Vor Wut rauchend, jedoch sichtlich eingeschüchtert, zogen die Oberhäupter der Rousselianer ab. Yuruzh sagte in seiner eigenen Sprache ein paar Worte zu einem seiner Leute, der daraufhin zum Strand zurückrannte. Dann wandte er sich Althea zu:
»Und nun zu Ihnen, meine liebe Miss Merrick. Wo können wir in Ruhe über diese Sache sprechen?«
Althea führte den geschwänzten Krishnaner in ihre Hütte. Bahr zwängte sich noch schnell mit durch die Tür. Althea erzählte noch einmal die Geschichte von dem Matrosen auf der Labághti und zeigte Yuruzh den zerknitterten Brief.
Yuruzh „überflog ihn rasch und sagte: »Ich hoffe, meine Leute können ihre Sprache besser zu Papier bringen als dieser Bursche die Seinige. Ich muss überlegen.«
Mehrere Minuten saß Yuruzh schweigend da, das Kinn in die Hand gestützt. Plötzlich sprang die Tür auf, und ein langschwänziger Záu kam atemlos hereingeschossen. Ohne Luft zu holen, sprudelte er einen erregten Wortschwall in seiner eigenen Sprache heraus.
»Merde!« sagte Yuruzh. »Der Dasht hat bereits losgeschlagen. Einer unserer Segelflieger hat seine Flotte gesichtet. Sie bewegt sich auf die Südküste von Zesh zu.«
»Heißt das, dass er zu uns kommt?« fragte Althea erschrocken.
»Richtig. Offenbar plant er, einen kleinen Umweg zu machen und Zesh in einem Überraschungsangriff zu nehmen.«
»Warum sollte er Zesh anstelle von Zá angreifen? Ich dachte, er hätte es auf Ihr Volk abgesehen.«
»Vielleicht weiß er, dass Zá sich als harte Nuss erweisen wird, und zieht es daher vor, sich zuerst einmal Zesh als vorgeschobene Operationsbasis zu sichern. Vielleicht glaubt er aber auch, er kann auf diese Weise unsere weit kleinere Flotte zu einer regelrechten Seeschlacht zwingen, bei der er natürlich im Vorteil wäre. So, meine Freunde, ich habe jetzt zu tun. Auf Wiedersehen und vielen Dank für Ihre Hilfe.«
Yuruzh drückte Althea die Hand, winkte Bahr zu und ging hinaus.
»Eine erstaunliche Persönlichkeit!« murmelte Bahr und starrte dem Häuptling der Záva nach. »Ich vermute, dass er zu den wenigen Krishnanern gehört, die die Erde besucht haben. Anders hätte er sich nicht so leicht die typischen. terranischen Manierismen aneignen können. Außerdem ist er höllisch intelligent.«
»Was machen wir jetzt?« fragte Althea. »Wir sind gar nicht dazu gekommen, ihn zu fragen, ob er uns von Zesh fortbringen könnte.«
Bahr zuckte die Achseln. »Ich weiß es auch nicht. Wir könnten vielleicht rausgehen und gucken, ob man die feindliche Flotte sehen kann.«
Sie wanderten hinauf zur Felsspitze. Halevi-Diomedes schrie hinter ihnen her: »Warum seid ihr nicht bei eurer Arbeit?« Aber es klang ohne rechte Überzeugung. Die meisten der Rousselianer hatten ungeachtet der Anweisungen ihrer Führer spontan einen freien Tag genommen.
Roqir brannte gleißend auf die ruhig daliegende Sabadao-See herunter. Weit draußen am Horizont sah Althea eine Reihe dunkler Punkte.
»Das dürften die Schiffe sein«, sagte Bahr, der mit zusammengekniffenen Augen durch seine Brille spähte. »Leider bin ich zu kurzsichtig, um sie auf die Entfernung unterscheiden zu können.«
Sie beobachteten die herannahende Flotte. Nach einer Weile sagte Althea: »Kommen Sie, schauen wir mal nach, ob die Galeere noch am Strand liegt.«
Sie waren
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