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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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herschieben kann, sondern um eine Vereinbarung zwischen Ihnen und Ihrem Anwalt. Führen Sie sich nicht so auf, als erwiesen Sie mir einen großen Gefallen.« Jake sprach lauter und zeigte seinen Ärger ganz deutlich.
    »Möchten Sie den Fall zurück?« fragte Carl Lee.
    »Soll das heißen, Sie wollen sich wieder von mir vertreten lassen?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Weil Lester es für besser hält.«
    »Na schön. Dann bin ich nicht an Ihrem Fall interessiert.«
    Jake stand auf und schritt zur Tür. »Wenn Sie nur deshalb meine Dienste in Anspruch nehmen wollen, weil Lester es für besser hält, so bleiben Sie ruhig bei Marscharfski. Sie brauchen ihn, wenn Sie nicht selbst denken können.«
    Lester hielt Brigance an der Tür zurück. »Immer mit der Ruhe, Mann. Bitte setzen Sie sich. Ich verstehe, daß Sie sauer sind, weil Carl Lee Sie gefeuert hat. Das war ein Fehler. Nicht wahr, Carl Lee?«
    Der andere Hailey betrachtete seine Fingernägel.
    »Setzen Sie sich, Jake. Lassen Sie uns darüber reden.« Lester führte den Anwalt zum Sessel zurück. »Gut. Besprechen wir nun die Situation. Carl Lee, möchtest du, daß dich Jake verteidigt?«
    Lesters Bruder nickte. »Ja.«
    »In Ordnung. Jake...«
    »Erklären Sie mir den Grund«, wandte sich Jake an Carl Lee. »Was?«
    »Erklären Sie mir, warum Sie möchten, daß ich mich wieder um Ihren Fall kümmere. Erklären Sie mir, warum Sie auf Marscharfski verzichten wollen.«
    »Ich brauche Ihnen nichts zu erklären.«
    »Da liegen Sie völlig falsch! Sie sind mir mindestens zwei Erklärungen schuldig. Vor einer Woche haben Sie mir den Laufpaß gegeben, ohne mir ein Wort zu sagen. Ich erfuhr es aus der Zeitung. Dann las ich von Ihrem neuen, berühmten Anwalt, der offenbar nicht den Weg nach Clanton findet. Jetzt rufen Sie mich einfach an und erwarten von mir, daß ich alles stehen und liegen lasse, weil Sie es sich schon wieder anders überlegt haben. Erklären Sie mir den Grund.«
    »Erklär es ihm«, brummte Lester. »Sprich mit Jake.« Carl Lee beugte sich vor und stützte die Ellenbogen auf den Schreibtisch. Er verbarg das Gesicht hinter den Händen, und seine Stimme klang dumpf. »Ich bin völlig durcheinander und werde hier langsam verrückt. Mit meinen Nerven steht es nicht zum besten. Ich mache mir Sorgen über Tonya. Ich mache mir Sorgen über meine Familie. Ich mache mir Sorgen um mich selbst. Jeder rät mir etwas anderes. Ich bin zum erstenmal in einer solchen Lage und weiß einfach nicht, wie ich mich verhalten soll. Mir bleibt keine andere Wahl, als gewissen Leuten zu vertrauen. Ich vertraue Lester und auch Ihnen. Das ist alles.«
    »Sie vertrauen meinem Rat?« vergewisserte sich Jake. »Ja. Ohne irgendwelche Einschränkungen.«
    »Sie haben genug Vertrauen zu mir, um mich mit Ihrer Verteidigung zu beauftragen?«
    »Ja, Jake. Ich möchte, daß Sie mich vor Gericht vertreten.«
    »Gut.«
    Jake spürte, wie seine Anspannung nachließ. Lester sank wieder auf die Couch. »Sie müssen Marscharfski benachrichtigen. Bis dahin kann ich nicht an Ihrem Fall arbeiten.«
    »Wir erledigen es heute nachmittag«, versprach Lester. »Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie mit ihm gesprochen haben. Es gibt viel zu tun, und die Zeit ist knapp.«
    »Und das Geld?« fragte Lester.
    »Das gleiche Honorar wie vorher. Die gleichen Vereinbarungen. Einverstanden?«
    »Ja«, antwortete Carl Lee. »Ich bezahle Sie irgendwie.«
    »Diesen Punkt erörtern wir später.«
    »Was ist mit den Ärzten?« erkundigte sich Carl Lee. »Wir arrangieren etwas. Mal sehen. Mir fällt bestimmt was ein.«
    Der Klient lächelte. Lester schnarchte laut, und Carl Lee lachte über seinen Bruder. »Ich dachte zunächst, Sie hätten ihn angerufen, aber er streitet es ab.«
    Jake lächelte schief und schwieg. Lester konnte ausgezeichnet lügen – eine Fähigkeit, die sich bei seinem Mordprozeß als sehr nützlich erwiesen hatte.
    »Tut mir leid, Jake. Ich habe mich geirrt.«
    »Keine Entschuldigungen. Es wartet viel Arbeit auf uns, und wir dürfen die Zeit nicht mit Entschuldigungen vergeuden.« Neben dem Parkplatz vor dem Gefängnis stand ein Reporter im Schatten und hoffte, daß etwas geschah.
    »Sind Sie Mr. Brigance?« fragte er freundlich.
    »Wer möchte das wissen?«
    »Ich bin Richard Flay vom Jackson Daily. Sie sind doch Jake Brigance, oder?«
    »Ja.«
    »Mr. Haileys Ex-Anwalt?«
    »Nein, Mr. Haileys Anwalt.«
    »Ich dachte, er ließe sich von Bo Marscharfski vertreten. Deshalb bin ich hier. Wie ich hörte, trifft

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