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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Gewicht. Er blies ins Mikrofon, und ein lautes Zischen hallte durch den Saal. Dann sah er Jake an und nickte.
    »Bitte nennen Sie Ihren Namen.«
    »Harry Rex Vonner.«
    »Und Ihre Adresse?«
    »Vierundachtzig dreiundneunzig Cedarbrush, Clanton, Mississippi.«
    »Seit wann wohnen Sie in Clanton?«
    »Seit sechsundvierzig Jahren. Ich habe hier mein ganzes Leben verbracht.«
    »Beruf?«
    »Rechtsanwalt. Ich praktiziere seit zweiundzwanzig Jahren.«
    »Sind Sie Carl Lee Hailey begegnet?«
    »Einmal.«
    »Was wissen Sie über ihn?«
    »Angeblich hat er zwei Männer erschossen. Billy Ray Cobb und Pete Willard. Und er verwundete den Deputy DeWayne Looney.«
    »Kannten Sie die beiden Burschen?«
    »Nicht persönlich. Ich habe von Billy Ray Cobb gehört.«
    »Wie erfuhren Sie von dem Doppelmord?«
    »Nun, er geschah an einem Montag. Glaube ich. Ich befand mich im Verwaltungstrakt des Gerichtsgebäudes und sah mir einige Katasterkarten an, als ich die Schüsse hörte. Ich lief in den Flur, und überall brach Chaos aus. Ein Deputy teilte mir mit, zwei Untersuchungshäftlinge seien am rückwärtigen Ausgang erschossen worden. Kurze Zeit später hörte ich ein Gerücht: Man behauptete, der Vater des vergewaltigten Mädchens hätte auf die beiden Typen geschossen.«
    »Wie reagierten Sie?«
    »Nun, ich war schockiert, wie die meisten Leute. Aber die Vergewaltigung hat mich ebenfalls schockiert.«
    »Wann erfuhren Sie von Mr. Haileys Verhaftung?«
    »Am Abend des gleichen Tages. Das Fernsehen berichtete darüber.«
    »Was sahen Sie im Fernsehen?«
    »Die Nachrichten der Sender in Memphis und Tupelo. Wir sind verkabelt, wissen Sie, und deshalb sah ich mir auch die Nachrichten aus New York, Chicago und Atlanta an. Praktisch jeder Kanal brachte etwas über den Doppelmord und die Verhaftung. Man zeigte Bilder vom Gerichtsgebäude und dem Countygefängnis. Eine große Sache. Die größte Sache, die jemals in Clanton, Mississippi, passiert ist.«
    »Wie reagierten Sie, als Sie hörten, daß der Vater die beiden Vergewaltiger seiner Tochter erschossen haben soll?«
    »War keine große Überraschung für mich. Ich meine, wir alle dachten, daß er dahintersteckt. Ich bewunderte ihn. Ich habe selbst Kinder, und daher kann ich ihn gut verstehen. Auch jetzt bewundere ich ihn noch.«
    »Was wissen Sie von der Vergewaltigung?« Buckley sprang auf. »Einspruch, Euer Ehren! Die Vergewaltigung ist irrelevant!«
    Noose nahm erneut die Lesebrille ab und starrte den Bezirksstaatsanwalt zornig an. Einige Sekunden verstrichen, und Buckley senkte den Kopf. Er verlagerte das Gewicht vom einen Bein aufs andere und setzte sich schließlich. Noose musterte ihn vom hohen Richterstuhl.
    »Ich habe Sie aufgefordert, nicht zu schreien, Mr. Buckley. Wenn sich das noch einmal wiederholt... Bei Gott, dann belange ich Sie wegen Mißachtung des Gerichts. Dies ist noch nicht der Prozeß, oder? Es handelt sich nur um eine Anhörung, oder? Wir haben hier keine Geschworenen, oder? Einspruch abgewiesen. Bleiben Sie sitzen. Ich weiß, daß es Ihnen angesichts eines so großen Publikums schwerfällt, den Mund zu halten, aber ich gebe Ihnen hiermit die Anweisung, still zu sein – es sei denn, Sie haben etwas Wichtiges zu sagen. Wenn das der Fall ist, dürfen Sie aufstehen und höflich ums Wort bitten.«
    »Danke, Euer Ehren.« Jake warf Buckley einen kurzen Blick zu und lächelte. »Nun, Mr. Vonner, was wissen Sie von der Vergewaltigung?«
    »Was man sich darüber erzählt.«
    »Und was erzählt man sich darüber?«
    Buckley stand auf und verneigte sich wie ein japanischer Sumo-Ringer. »Wenn Sie gestatten, Euer Ehren«, sagte er mit zuckersüßer Freundlichkeit. »Ich würde gern Einspruch erheben, sofern Sie nichts dagegen haben. Der Zeuge darf nur über Dinge sprechen, die er direkt in Erfahrung gebracht hat. Hörensagen ist in diesem Zusammenhang unerheblich.«
    »Danke, Mr. Buckley«, erwiderte Noose ebenso liebenswürdig. »Ihr Einspruch wird zur Kenntnis genommen und abgelehnt. Bitte fahren Sie fort, Mr. Brigance.«
    »Danke, Euer Ehren. Was wissen Sie über die Vergewaltigung, Mr. Vonner?«
    »Cobb und Willard packten das Hailey-Mädchen und fuhren zum Wald. Sie waren betrunken, fesselten die Kleine an einen Baum, vergewaltigten sie mehrmals und versuchten, sie zu erhängen. Die Kerle urinierten sogar auf sie.«
    »Was?« entfuhr es Noose.
    »Sie haben auf das Mädchen gepinkelt, Richter.«
    Überall erklangen murmelnde Stimmen. Jake hörte dieses Detail jetzt zum

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