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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Diebstahl und Versicherungsbetrug spezialisiert. Alle drei Jahre brennen sie ihre Häuser nieder. Hören Sie jetzt zum erstenmal von ihnen?«
    Lucien schrie fast.
    »Nein«, erwiderte Harry Rex. »Aber woher wollen Sie wissen, daß wir Clyde Sisco bestechen können?«
    »Weil ich ihn schon einmal bestochen habe. Bei einem zivilrechtlichen Fall vor zehn Jahren. Er stand auf der Geschworenenliste, und ich gab ihm zu verstehen, daß er zehn Prozent vom beschlossenen Schadenersatz erhalten würde. Mit solchen Argumenten kann man ihn überzeugen.«
    Jake ließ seine Notizen sinken und rieb sich die Augen. Er wußte, daß Lucien die Wahrheit sagte, aber er wollte es nicht glauben.
    »Und?« hakte Harry Rex nach.
    »Man wählte ihn für die Jury aus, und sie beschloß die größte Schadenersatzsumme in der Geschichte von Ford County. Sie stellt noch immer einen Rekord dar.«
    »Stubblefield?« fragte Jake leise.
    »Genau. Stubblefield gegen North Texas Pipeline. September 1974. Achthunderttausend Dollar. Beim Berufungsverfahren vom obersten Gericht bestätigt.«
    »Haben Sie Clyde Sisco bezahlt?« hauchte Harry Rex. Lucien trank einen großen Schluck und leckte sich die Lippen. »Achtzigtausend in Einhundert-Dollar-Scheinen, bar auf die Hand«, antwortete er stolz. »Er baute sich ein neues Haus und brannte es ab.«
    »Und Ihr Honorar?« Diese Frage kam von Atcavage. »Vierzig Prozent minus achtzigtausend.«
    Stille herrschte im Zimmer, als alle Anwesenden rechneten. »Donnerwetter«, flüsterte der Bankier.
    »Sie scherzen, nicht wahr, Lucien?« fragte Jake unsicher. »Sie wissen, daß ich es ernst meine. Ich bin ein notorischer Lügner, aber wenn es um solche Dinge geht, bleibe ich immer bei der Wahrheit. Um es noch einmal zu wiederholen: Wir können diesen Burschen bestechen.«
    »Wieviel?« fragte Harry Rex.
    »Ausgeschlossen!« stieß Jake hervor.
    »Wahrscheinlich genügen fünftausend.«
    »Ausgeschlossen!«
    Die anderen schwiegen und sahen Jake an, um festzustellen, ob er wirklich nicht an Clyde Sisco interessiert war. Als sein Gesichtsausdruck jeden Zweifel ausräumte, tranken sie und warteten auf den nächsten Namen.
    Gegen halb elf griff Brigance nach dem ersten Bier, und eine Stunde später enthielten die Dosen nur noch Luft. Hundertzehn Namen waren abgehakt. Lucien taumelte zum Balkon und beobachtete, wie die Schwarzen ihre Kerzen ums Gerichtsgebäude trugen.
    »Warum steht ein Streifenwagen vor dem Haus, Jake?« fragte Wilbanks.
    »Mein Leibwächter sitzt da drin.«
    »Wie heißt er?«
    »Nesbit.«
    »Ist er wach?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    Lucien beugte sich gefährlich weit übers Geländer. »He, Nesbit!« rief er.
    Der Deputy öffnete die Tür und sah nach oben. »Was ist los?«
    »Jake bittet Sie, zum Laden zu gehen und uns mehr Bier zu besorgen. Er hat großen Durst. Hier ist ein Zwanziger. Er möchte Coors.«
    »Ich darf kein Bier kaufen, solange ich im Dienst bin«, wandte Nesbit ein.
    »Seit wann?« Lucien lachte.
    »Die Vorschriften verbieten es.«
    »Das Bier ist nicht für Sie bestimmt, sondern für Mr. Brigance, und er braucht es dringend. Er hat mit dem Sheriff telefoniert, und Ozzie meinte, es sei alles in Ordnung.«
    »Wer hat den Sheriff angerufen?«
    »Mr. Brigance«, log Lucien. »Ozzie Walls ist einverstanden vorausgesetzt, Sie trinken keinen Tropfen.«
    Nesbit zuckte mit den Schultern und erhob keine Einwände mehr. Lucien ließ einen Zwanzig-Dollar-Schein vom Balkon fallen. Nach einigen Minuten kehrte der Deputy mit einem Karton zurück, in dem jedoch eine Dose fehlte: Sie stand geöffnet auf der Radarpistole, die zu Geschwindigkeitsmessungen diente. Lucien beauftragte Atcavage, das Bier von unten zu holen, und kurz darauf verteilte der Bankdirektor den ersten Sechserpack.
    Eine Stunde später hatten sie über alle Namen auf der Liste gesprochen, und die Party ging zu Ende. Nesbit lud Harry Rex, Lucien und Atcavage in den Streifenwagen und fuhr sie nach Hause. Jake und seine Assistentin saßen auf dem Balkon, tranken Bier und sahen, wie flackernde Kerzen ums Gerichtsgebäude glitten. Mehrere Wagen parkten an der westlichen Seite des Platzes, und daneben saßen Schwarze auf Klappstühlen; offenbar sollten die Kerzenträger bald abgelöst werden.
    »Es ist nicht schlecht gelaufen«, sagte Jake ruhig und sah zu der Nachtwache hinüber. »Über hundertdreißig der insgesamt hundertfünfzig Vorgeladenen wissen einiges.«
    »Und nun?«
    »Ich versuche, etwas über die zwanzig anderen

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