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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Bürgersteig, schlenderten dort umher und beobachteten nervös die Nebenstraßen.
    Die Pressegeier schwärmten aus und warteten auf dem Gerichtsrasen, in der Nähe eines Pavillons. Einige junge Schwarze versammelten sich unter einer großen Eiche und teilten dem besorgten Ozzie mit, sie seien nur als Zuschauer gekommen. Der Sheriff drohte ihnen mit der Verhaftung, wenn es zu Handgreiflichkeiten käme. Er postierte seine Leute an verschiedenen Stellen vor dem Gerichtsgebäude.
    »Da kommen sie!« rief jemand, und das Publikum hielt nach den marschierenden Klanmitgliedern Ausschau. Sie stolzierten aus einer Nebenstraße und erreichten die Washington Avenue am nördlichen Rand des Platzes. Vorsichtig kamen sie daher, aber auch arrogant, ihre Gesichter blieben unter weißroten Kapuzen verborgen. Die Bürger von Clanton starrten die anonymen Gestalten an, als sich die Prozession von der Washington Avenue abwandte, nach Süden über die Caffey Street vorrückte und dann nach Osten über die Jackson Street. Stump watschelte vor seinen Männern und fühlte sich wichtig. In der Nähe des Gerichtsgebäudes führte er die Kolonne nach links und zur Mitte des Rasens. Dort bildeten sie einen Halbkreis vor dem Podium.
    Die Journalisten stolperten fast übereinander, als sie dem Klan folgten. Innerhalb weniger Minuten standen Dutzende von Mikrofonen am Podium; Kabel verbanden sie mit diversen Recordern und Kame ras. Die Gruppe der Schwarzen unter dem Baum schwoll rasch an, und einige von ihnen näherten sich dem weißen Halbkreis. Die Bürgersteige leerten sich, als Ladeninhaber, Kunden und andere Neugierige über die Straßen zum Rasen eilten, um zu hören, was der kleine, dicke Kluxer-Anführer zu sagen hatte.
    Die Deputys wanderten langsam durch die Menge, und ihre Aufmerksamkeit galt insbesondere den Schwarzen. Ozzie stand unter der Eiche, von schwarzen Gesichtern umgeben.
    Jake befand sich in Jean Gillespies Büro und sah durchs Fenster. Der Anblick der Klanmitglieder in voller weißroter Gala bereitete ihm Unbehagen. Die weiße Kapuze, seit Jahrzehnten ein Symbol für Haß und Gewalt im Süden, war nach Clanton zurückgekehrt. Gehörten auch jene Männer zu der Gruppe, die das Kreuz in Jakes Vorgarten verbrannt hatten? Waren sie alle an der Vorbereitung des Bombenanschlags beteiligt gewesen? Wie lautete der nächste Punkt des Terrorprogramms? Brigance sah, wie sich die Schwarzen näher ans Podium heranschoben.
    »Ihr Nigger seid nicht eingeladen!« heulte Stump in ein Mikrofon und gestikulierte. »Dies ist eine Versammlung des Klans. Dreckige Nigger haben hier nichts zu suchen.«
    Weitere Schwarze kamen aus kleinen Gassen hinter den roten Ziegelsteinhäusern und schlenderten zum Gerichtsgebäude. Sie gesellten sich den anderen hinzu, und es dauerte nicht lange, bis Stump und seine Jungs zehn zu eins unterlegen waren. Ozzie schaltete sein Funkgerät ein und forderte Verstärkung an.
    »Ich heiße Stump Sisson«, sagte der Anführer und schlug die Kapuze zurück. »Und ich bin stolz darauf, der hiesige Imperial Wizard für das Unsichtbare Reich des Ku-Klux-Klans zu sein. Die gesetzestreuen weißen Bürger von Mississippi haben es satt, daß Nigger stehlen, vergewaltigen und morden, ohne dafür bestraft zu werden. Wir verlangen Gerechtigkeit. Wir verlangen, daß man den Hailey-Nigger verurteilt und seinen schwarzen Arsch in die Gaskammer schickt!«
    »Freiheit für Carl Lee!« rief einer der Schwarzen.
    »Freiheit für Carl Lee!« wiederholten die anderen.
    »Freiheit für Carl Lee!«
    Stumps ohnehin schon rote Wangen glühten nun fast in einem purpurnen Ton. Nur wenige Millimeter trennten seine Zähne vom Mikrofon, als er schrie: »Seid still, ihr verdammten Nigger! Bei eurer gestrigen Demonstration hat euch niemand gestört. Wir haben ebenfalls das Recht, uns friedlich zu versammeln! Haltet die Klappe!«
    Die Sprechchöre erklangen noch lauter. »Freiheit für Carl Lee! Freiheit für Carl Lee!«
    »Wo ist der Sheriff? Er sollte hier eigentlich für Ordnung sorgen. Sheriff, die Pflicht ruft! Bringen Sie die Nigger zum Schweigen. Wir wollen uns hier friedlich versammeln. Sind Sie überfordert, Sheriff? Können Sie nicht einmal Ihre eigenen Leute unter Kontrolle halten? Nun, das beweist, wohin es führt, wenn man Nigger in ein öffentliches Amt wählt.«
    Der Lärm hielt an. Stump wich von den Mikrofonen zurück und beobachtete die Schwarzen. Kameramänner und Journalisten hasteten hin und her, um alles aufzuzeichnen. Niemand

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