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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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fünf Jahren bei uns.«
    »Kein guter Geschworener«, sagte Lucien. »Wenn er aus dem Norden kommt, denkt er nicht wie wir. Wahrscheinlich ist er für starke Beschränkungen des freien Schußwaffenverkaufs und dergleichen. Ich mag keine Yankees bei Strafprozessen. Wir sollten hier in Mississippi ein Gesetz verabschieden, das es Yankees verbietet, auf der Geschworenenbank zu sitzen – ganz gleich, wie lange sie schon bei uns wohnen.«
    »Herzlichen Dank«, entgegnete Jake.
    »Ich würde ihn nehmen«, schlug Harry Rex vor.
    »Warum?«
    »Weil er Kinder hat, wahrscheinlich auch eine Tochter. Und wenn er aus dem Norden stammt, hat er weniger Vorurteile. Meiner Ansicht nach gibt es nichts an ihm auszusetzen.«
    »John Tate Aston.«
    »Er ist tot«, sagte Lucien.
    »Was?«
    »Er ist tot. Schon seit drei Jahren.«
    »Warum steht er dann auf der Liste?« fragte der Nicht-Anwalt Atcavage.
    »Weil das Wählerverzeichnis nicht häufig genug auf den neuesten Stand gebracht wird«, erläuterte Harry Rex und trank Whisky aus der Kaffeetasse. »Manche Leute sterben oder ziehen um, doch ihre Namen stehen auch weiterhin in den Listen. Man hat hundertfünfzig Vorladungen ausgestellt, aber bestimmt erscheinen am Montag nicht mehr als hundertzwanzig Personen im Gerichtssaal. Die übrigen liegen im Grab oder wohnen woanders.«
    »Caroline Baxter.« Jake blätterte in seinen Notizen. »Eine Schwarze, wie mir Ozzie mitteilte. Arbeitet in Karaway.«
    »Eine gute Wahl für Sie«, sagte Lucien.
    »Buckley lehnt sie sicher ab«, befürchtete Jake.
    Ellen kehrte mit dem Bier zurück. Sie ließ ein Sechserpack auf Luciens Schoß sinken, nahm eine große Dose, öffnete sie und kehrte zum Rollschreibtisch zurück. Atcavage beschloß plötzlich, durstig zu sein. Nur Jake trank nichts.
    »Joe Kitt Shepherd.«
    »Klingt nach einem Redneck«, meinte Lucien.
    Harry Rex sah ihn an. »Wieso?«
    »Die meisten Rednecks haben zwei Vornamen«, erklärte Wilbanks. »Billy Ray, Johnny Ray, Bobby Lee, Harry Lee, Jesse Earl, Billy Wayne, Jerry Wayne, Eddie Mack. Das gilt auch für die Frauen: Bobbie Sue, Betty Pearl, Mary Belle, Thelma Lou, Sally Faye.«
    »Und Harry Rex?« fragte Harry Rex.
    »Habe noch nie von einer Frau namens Harry Rex gehört.«
    »Eignet sich der Name für einen männlichen Redneck?«
    »Ich denke schon.«
    Jake räusperte sich demonstrativ. »Dell Perry sagte mir, daß Shepherd unten am See einen kleinen Laden hat, in dem er Köder verkauft. Ich nehme an, niemand von Ihnen kennt ihn?«
    »Nein, aber ich wette, er ist ein Redneck«, beharrte Lucien.
    »Taugt nichts für Sie.«
    »Haben Sie keine Angaben über Wohnort, Alter, Beruf und so weiter?« erkundigte sich Atcavage.
    »Solche Informationen bekommen wir erst, wenn der Prozeß beginnt. Am Montag füllt jeder Vorgeladene im Gerichtssaal einen Fragebogen aus. Bis dahin müssen wir uns mit den Namen begnügen.«
    »Welche Geschworenen sind für uns wünschenswert?« wandte sich Ellen an Jake.
    »Familienväter, möglichst unter fünfzig.«
    »Warum unter fünfzig?« fragte Lucien herausfordernd. »Jüngere Weiße sind Schwarzen gegenüber toleranter.«
    »Wie Cobb und Willard.«
    »Viele ältere Leute können sich nie dazu durchringen, Schwarze zu mögen, aber die jüngere Generation hat sich an eine integrierte Gesellschaft gewöhnt. Anders ausgedrückt: Bei der Jugend gibt es im großen und ganzen weniger Bigotterie.«
    »Das stimmt«, sagte Harry Rex. »Außerdem würde ich mich an Ihrer Stelle vor Frauen und Rednecks hüten.«
    »Einverstanden.«
    »Ich halte das für verkehrt«, brummte Lucien. »Frauen sind verständnisvoller. Nehmen Sie nur Row Ark. Sie bringt allen Leuten Verständnis entgegen. Habe ich recht, Row Ark?«
    »Ja, Lucien.«
    »Sie hat Verständnis für Verbrecher, für Leser von Pornoheften, für Atheisten, illegale Einwanderer und Schwule. Nicht wahr, Row Ark?«
    »Ja, Lucien.«
    »Sie und ich, wir sind die beiden einzigen Bürgerrechtler in Ford County, Mississippi.«
    »Abscheulich«, kommentierte der Bankier Atcavage. »Clyde Sisco«, verkündete Jake laut und versuchte, einer Kontroverse vorzubeugen.
    »Wir können ihn bestechen«, sagte Lucien und grinste. »Was soll das heißen?« fragte Jake.
    »Wir können ihn bestechen. Ist das nicht klar genug?«
    »Woher wissen Sie das?« Harry Rex klang skeptisch. »Der Typ heißt Sisco. Und die Siscos sind ein Haufen von Halunken im östlichen Teil der County. Wohnen alle unweit der Mays-Gemeinschaft. Haben sich auf

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