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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Untersuchungsbeamte Rady, Lieutenant Griffin von der Highway Patrol und ich.«
    »Haben Sie das Protokoll des Geständnisses dabei?«
    »Ja.«
    »Bitte verlesen Sie es.«
    Stille herrschte im Gerichtssaal, als Ozzie die wenigen Sätze vorlas. Carl Lee starrte zu den beiden Angeklagten, und Cobb richtete einen wütenden Blick auf Willard, der seine Stiefelspitzen betrachtete.
    »Danke, Sheriff«, sagte Childers. »Hat Mr. Willard das Geständnis unterschrieben?«
    »Ja, in der Gegenwart von drei Zeugen.«
    »Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.«
    »Jetzt sind Sie dran, Mr. Tyndale!» rief Bullard.
    »Keine Fragen, Euer Ehren.«
    Gute Taktik, dachte Jake anerkennend. In strategischer Hinsicht war es für die Verteidigung besser, bei Voruntersuchungen Zeugen nicht ins Kreuzverhör zu nehmen. Man höre stumm zu, mache sich Notizen und sehe sich später die Protokolle der Aussagen an. Warum Zeit und Nervenkraft verschwenden? Das große Geschworenengericht übernahm den Fall ohnehin. Außerdem: Ein guter Strafverteidiger rief seine Mandanten bei einer Vorverhandlung nicht in den Zeugenstand – ihre Aussagen nützten nichts und konnten sich später beim Prozeß als zusätzliches Problem herausstellen. Jake kannte Tyndale und wußte daher, daß die Angeklagten schweigen würden.
    »Ihr nächster Zeuge, Mr. Childers«, sagte der Richter.
    »Wir haben keine mehr, Euer Ehren.«
    »Gut. Setzen Sie sich. Mr. Tyndale, möchten Sie uns Entlastungszeugen präsentieren?«
    »Nein, Euer Ehren.«
    »Gut. Nach Ansicht des Gerichts existieren genügend Hinweise darauf, daß die Angeklagten mehrere Verbrechen begangen haben. Ich ordne an, daß Mr. Cobb und Mr. Willard in Haft bleiben, bis das große Geschworenengericht der Ford County über sie befindet. Es wird sich am Montag, dem 27. Mai, versammeln. Irgendwelche Fragen?«
    Tyndale stand langsam auf. »Ja, Euer Ehren. Ich möchte eine Kaution beantra...«
    »Ausgeschlossen«, unterbrach Bullard den Verteidiger. »Ich lehne Ihren Antrag ab. Soweit ich weiß, befindet sich das Mädchen in einem kritischen Zustand. Wenn es stirbt, kommen weitere Anklagen zu den bereits genannten hinzu.«
    »Nun, Euer Ehren, in dem Fall beantrage ich eine Kautionsverhandlung, die in einigen Tagen stattfinden sollte. In der Hoffnung, daß es dem Mädchen bis dahin bessergeht.«
    Bullard musterte Tyndale. Gute Idee, dachte er. »Einverstanden. Die Kautionsverhandlung findet am nächsten Montag, dem 20. Mai, in diesem Saal statt. Bis dahin bleiben die Angeklagten in der Obhut des Countysheriffs. Das Gericht vertagt sich hiermit.«
    Bullard klopfte mit dem Hammer und verließ den Raum. Die Deputys legten Cobb und Willard Handschellen an und führten sie durchs Nebenzimmer, die rückwärtige Treppe hinunter, an den Reportern vorbei zu einem Streifenwagen.
    Die Voruntersuchung hatte nur zwanzig Minuten gedauert typisch für Bullard. In seinem Gerichtssaal beanspruchte die Gerechtigkeit nicht viel Zeit.
    Jake sprach mit den anderen Anwälten und sah, wie das Publikum langsam durch die breite Holztür nach draußen ging. Carl Lee hatte es nicht eilig und bedeutete Brigance mit einem Wink, ihm zu folgen. Sie trafen sich in der Rotunde. Tonyas Vater entschuldigte sich bei einigen Verwandten und Freunden und versprach ihnen, so bald wie möglich zum Krankenhaus zu fahren. Zusammen mit Jake begab er sich dann ins Erdgeschoß. »Es tut mir sehr leid, Carl Lee«, sagte Brigance.
    »Ja, mir auch.«
    »Wie geht's Tonya?«
    »Sie wird nicht sterben.«
    »Und Gwen?«
    »Sie leidet sehr darunter.«
    »Was ist mit Ihnen?«
    Sie wanderten durch den Flur zum rückwärtigen Bereich des Gerichtsgebäudes. »Ich begreife es noch nicht ganz. Ich meine, vor vierundzwanzig Stunden war noch alles in Ordnung. Und jetzt? Meine Tochter liegt im Krankenhaus, und Schläuche führen aus ihrem Körper. Meine Frau ist außer sich, und die Jungs sind völlig verängstigt. Was mich betrifft... Ich denke dauernd daran, die Mistkerle umzubringen.«
    »Ich wünschte, ich könnte Ihnen irgendwie helfen, Carl Lee.«
    »Beten Sie für Tonya. Beten Sie für uns.«
    »Es muß sehr schlimm für Sie sein.«
    »Sie haben doch auch ein kleines Mädchen, nicht wahr?«
    »Ja.«
    Carl Lee schwieg, und sie setzten den Weg stumm fort. Nach einer Weile wechselte Jake das Thema. »Wo ist Lester?«
    »In Chicago.«
    »Was macht er da?«
    »Arbeitet in einem Stahlwerk. Guter Job. Er hat geheiratet.«
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Lester soll verheiratet

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