Die Jury
den Rest seines Lebens gelähmt.«
Alle tranken nachdenklich und schwiegen. Sie versuchten, Jake zu ignorieren, als er sich mit einer Hand die Stirn rieb und mit der anderen das Glas an die Lippen setzte. In der Stille erklang dumpfes Klopfen an der Hintertür.
»Sehen Sie nach«, forderte Lucien Ellen auf. Die junge Frau verließ das Zimmer.
»Es ist Lester Hailey«, berichtete sie kurze Zeit später.
»Er soll hereinkommen«, murmelte Jake leise.
Lester betrat den Raum, und man bot ihm eine Bloody Mary an. Er lehnte ab und wünschte sich etwas mit Whisky drin.
»Gute Idee«, sagte Lucien. »Ich habe dieses Gesöff satt. Ist nicht stark genug. Wie wär's, wenn wir uns Jack Daniel's besorgen?«
»Ich bin dafür«, erwiderte Bass sofort und leerte sein Glas.
Jake sah Lester an, rang sich ein schiefes Lächeln ab und betrachtete wieder die Bücherregale. Lucien legte einen Hundert-Dollar-Schein auf den Tisch. Harry Rex griff danach und ging nach draußen, um dem Spirituosenladen einen zweiten Besuch abzustatten.
Als Ellen einige Stunden später erwachte, lag sie auf der Couch in Jakes Büro. Das Zimmer war dunkel und leer, und die junge Frau nahm einen bitteren Geruch wahr. Sie stand vorsichtig auf. Ihr Chef schnarchte friedlich auf dem Boden im Kriegszimmer, halb unter dem Schreibtisch. Ellen ließ das Licht ausgeschaltet und ging die Treppe hinunter. Im Konferenzraum fand sie leere Flaschen, Bierdosen, Plastikbecher und Pappteller mit Essensresten. Es war halb zehn abends. Ich habe fünf Stunden lang geschlafen.
Sie konnte bei Lucien übernachten, brauchte jedoch Kleidung zum Wechseln. Nesbit hätte es bestimmt nicht abgelehnt, sie nach Oxford zu bringen, aber sie war nüchtern und konnte selbst fahren. Außerdem durfte Jake nicht ohne seinen Leibwächter zurückbleiben. Ellen schloß die vordere Tür auf und ging zu ihrem Wagen.
Als sie nur noch wenige Kilometer von Oxford trennten, sah sie das Blaulicht im Rückspiegel. Wie üblich achtete sie nicht auf die Geschwindigkeitsbeschränkung und fuhr mit fast hundertzwanzig. Sie hielt am Straßenrand, nahm ihre Handtasche und wartete auf die Beamten.
Zwei Männer in Zivil näherten sich.
»Sind Sie betrunken, Ma'am?« fragte einer von ihnen und spuckte Kautabak.
»Nein, Sir. Ich versuche nur, meinen Führerschein zu finden.«
Ellen bückte sich vor den Rücklichtern und tastete nach der Karte. Plötzlich schlug man sie zu Boden und stülpte ihr eine Decke über den Kopf. Einer der beiden Männer hielt sie fest, und der andere schlang ihr einen Strick um Brust und Taille. Die junge Frau schrie und trat um sich – vergeblich. Ihre Arme blieben unter der Decke gefesselt, und sie spürte, wie der Strick festgezogen wurde.
»Halt still, du Miststück! Halt endlich still!«
Einer der Fremden zog den Zündschlüssel ab und öffnete den Kofferraum. Sie stießen Ellen hinein und schlossen die Klappe wieder. Eine Männerhand nahm das Blaulicht vom Dach des alten Lincoln, der daraufhin anfuhr, gefolgt von ihrem BMW. Kies knirschte unter den Reifen, der Weg führte in den Wald. Schließlich hielten die Wagen an einer Lichtung, auf der ein großes Kreuz brannte. Mehrere Kluxer standen in der Nähe.
Die beiden Entführer streiften weiße Kutten und Kapuzen über und zerrten Ellen dann aus dem Kofferraum. Man warf sie zu Boden und riß die Decke fort, stopfte ihr einen Knebel in den Mund und band sie in der Nähe des Kreuzes an einem Pfahl fest, mit dem Rücken zu den Klanmitgliedern, das Gesicht der Holzstange zugewandt.
Aus den Augenwinkeln sah Ellen die Kutten und Kapuzen und versuchte verzweifelt, den öligen Lappen aus dem Mund zu pressen. Sie keuchte entsetzt und schnappte nach Luft.
Das brennende Kreuz warf einen flackernden Schein auf die Lichtung. Die davon ausgehende Hitze versengte fast den Rücken der Gefangenen, während sie zitternd seltsame kehlige Geräusche von sich gab.
Ein Kluxer trat vor, und Ellen hörte seine Schritte und seinen rasselnden Atem. »Verdammte Niggerfreundin«, sagte er scharf mit einem Akzent aus dem Mittelwesten. Er packte den Kragen der Seidenbluse und riß, bis nur noch Fetzen an den Schultern der Frau hingen. Sie konnte sich nicht wehren: Ihre Hände waren auf der anderen Seite des Pfahls zusammengebunden worden. Der Mann holte ein Bowiemesser unter der Kutte hervor und zerschnitt damit die Reste der Bluse. »Verdammte Niggerfreundin. Verdammte Niggerfreundin.«
Ellen wollte ihn verfluchen, brachte jedoch nur ein
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