Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
Richter?«
    »Nun, dann habe ich Sie doch richtig verstanden. Wie geht es Ihrer Assistentin Miß Roark?«
    »Schon besser.«
    »Steckt der Klan dahinter?«
    »Ja, Richter. Der gleiche Klan, der versucht hat, mich zu erschießen. Der gleiche Klan, der die Vorgärten unserer Geschworenen mit brennenden Kreuzen schmückte. Der gleiche Klan, der wahrscheinlich die meisten der im Gerichtssaal sitzenden Jurymitglieder eingeschüchtert hat. Ja, Sir, es ist der gleiche Klan.«
    Noose nahm ruckartig die Brille ab. »Können Sie das beweisen?«
    »Möchten Sie, daß ich Ihnen schriftliche, unterschriebene und notariell beglaubigte Geständnisse der Klanmitglieder vorlege? Da muß ich leider passen, Sir. Die Kluxer sind leider nicht zur Zusammenarbeit bereit.«
    »Wenn Sie keine Beweise haben, will ich nichts mehr davon hören, Mr. Brigance.«
    »Ja, Euer Ehren.«
    Jake verließ das Büro und knallte die Tür hinter sich zu. Einige Sekunden später forderte Mr. Pate alle Anwesenden im Saal auf, sich zu erheben. Noose begrüßte die Geschworenen und versprach ihnen, daß der Prozeß nicht mehr lange dauern würde. Die Jurymitglieder blieben ernst. Sie hatten ein einsames und langweiliges Wochenende im Temple Inn hinter sich.
    »Möchte die Staatsanwaltschaft ihrer Anklage noch etwas hinzufügen?« wandte sich der Richter an Buckley.
    »Wir rufen einen weiteren Zeugen auf, Euer Ehren.«
    Man führte Dr. Rodeheaver herein. Er schritt zielstrebig zum Zeugenstand, nahm dort Platz, sah die Geschworenen an und lächelte freundlich. Dr. Rodeheaver sah wie ein Psychiater aus, trug einen dunklen Anzug und keine Stiefel, sondern Straßenschuhe.
    Buckley trat ans Pult heran und lächelte ebenfalls. »Sie sind Dr. Wilbert Rodeheaver?« fragte er laut und blickte dabei zur Jury, wie um ihr mitzuteilen: »Jetzt lernen Sie einen wirklichen Psychiater kennen.«
    »Ja, Sir.«
    Rufus stellte eine Million Fragen im Hinblick auf Ausbildung und berufliche Erfahrung. Rodeheaver wirkte selbstsicher, entspannt und gut vorbereitet. Er war daran gewöhnt, vor Gericht als Sachverständiger auszusagen. Ausführlich sprach er über sein Studium, sein jahrelanges Praktizieren und die große Verantwortung, die er als Leiter einer staatlichen Nervenklinik wahrnehmen mußte. »Haben Sie irgendwelche Artikel geschrieben und publiziert?« erkundigte sich Buckley. Rodeheaver beantwortete die Frage mit einem klaren Ja, und dreißig Minuten lang hörten die Geschworenen von den in Fachzeitschriften veröffentlichten Werken dieses gebildeten Mannes. Die Bundesregierung sowie Gouverneure verschiedener Staaten hatten seine Forschungen mit großzügigen Subventionen unterstützt. Er war Mitglied aller von Bass genannten Organisationen und gehörte noch einigen anderen an. Seine Qualifikationen als auf die menschliche Psyche spezialisiertem Arzt standen außer Zweifel. Außerdem war er nüchtern und machte einen sehr guten Eindruck.
    Buckley präsentierte ihn als Sachverständigen, und Jake erhob keinen Einspruch.
    »Dr. Rodeheaver«, fuhr der Bezirksstaatsanwalt fort, »wann haben Sie Carl Lee Hailey zum erstenmal untersucht?«
    Der Experte zog seine Unterlagen zu Rate. »Am 19. Juni.«
    »Wo fand die Untersuchung statt?«
    »In meinem Whitfield-Büro.«
    »Wie lange dauerte sie?«
    »Etwa zwei Stunden.«
    »Welchem Zweck diente sie?«
    »Ich wollte den gegenwärtigen geistigen Zustand des Angeklagten feststellen und auch seine mentale Verfassung zu dem Zeitpunkt, als er Mr. Cobb und Mr. Willard erschoß.«
    »Kennen Sie seine Krankengeschichte?«
    »Informationen darüber sammelte einer meiner Mitarbeiter in der Klinik. Ich habe sie mit Mr. Hailey besprochen.«
    »Was geht aus der Krankengeschichte hervor?«
    »Nicht viel. Er erzählte eine Zeitlang von Vietnam, doch dabei ergab sich kaum etwas Bemerkenswertes.«
    »Begann er von sich aus damit, seine Kriegserlebnisse zu schildern?«
    »Ja. Er wollte darüber reden und erweckte den Eindruck, als hätte man ihn aufgefordert, dieses Thema möglichst häufig zu erörtern.«
    »Worüber sprachen Sie sonst noch während der ersten Untersuchung?«
    »Über viele verschiedene Dinge: Kindheit, Familie, Schule, Arbeit und so weiter.«
    »Erwähnte der Angeklagte die Vergewaltigung seiner Tochter?«
    »Ja, und zwar recht häufig. Ganz offensichtlich empfand er es als schmerzhaft, darüber zu sprechen, und an seiner Stelle wäre es mir nicht anders ergangen.«
    »Betrafen Ihre Diskussionen auch jene Ereignisse, die zur Ermordung

Weitere Kostenlose Bücher