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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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vorher wissen, wieviel seine juristischen Dienste kosteten, und entsprechende Auskünfte führten zu unterschiedlichen Reaktionen. Einige waren schockiert. Andere schluckten und verließen das Büro. Manche versuchten zu feilschen. Die meisten bezahlten oder versprachen es zumindest. Er starrte nun auf den Aktenhefter und überlegte, welche Summe er verlangen sollte. Er kannte einige Kollegen, die einen solchen Fall fast gratis übernommen, sich mit der Publicity begnügt hätten. Dann dachte er an den wenigen Grundbesitz Carl Lees, dessen Arbeit in der Papierfabrik, an die Familie.
    »Mein Honorar beträgt zehntausend Dollar«, sagte er schließlich.
    »Lester haben Sie nur fünftausend in Rechnung gestellt«, erwiderte Carl Lee ungerührt.
    Mit dieser Antwort hatte Jake gerechnet. »Bei Lester gab es nur einen Anklagepunkt, bei Ihnen gleich drei.«
    »Wie oft kann man mich in die Gaskammer schicken?«
    »Guter Hinweis. Wieviel können Sie bezahlen?«
    »Tausend sofort«, sagte Carl Lee stolz. »Außerdem beleihe ich noch einmal mein Land. Sie bekommen den ganzen Kredit.« Jake überlegte. »Ich habe eine bessere Idee. Wir vereinbaren ein festes Honorar. Sie geben mir jetzt tausend und unterschreiben einen Schuldschein für den Rest. Nehmen Sie eine Hypothek auf und zahlen Sie die in Raten.«
    »Wieviel wollen Sie?« fragte Carl Lee.
    »Zehntausend.«
    »Fünf.«
    »Sie können mehr bezahlen.«
    »Und Sie sind imstande, mich für weniger als zehntausend zu verteidigen.«
    »Na schön. Neun.«
    »Wie wär's mit sechs?«
    »Acht?«
    »Sieben.«
    »Einigen wir uns auf siebentausendfünfhundert?«
    »Ja, ich glaube, soviel Geld kann ich aufbringen. Hängt davon ab, wieviel mir die Bank für mein Land leiht. Tausend sofort und einen Schuldschein über sechseinhalb?«
    »Ja.«
    »Abgemacht.«
    Brigance füllte die leeren Stellen im Vertrag aus und bereitete einen Schuldschein vor. Carl Lee unterschrieb zweimal. »Wieviel würden Sie von einem reichen Mann verlangen, Jake?«
    »Fünfzigtausend.«
    »Fünfzigtausend! Im Ernst?«
    »Ja.«
    »Mann, das ist viel Kohle. Haben Sie jemals ein so hohes Honorar bekommen?«
    »Nein, aber ich kenne auch nur wenige Leute, die über soviel Geld verfügen und sich wegen Mord vor Gericht verantworten mußten.«
    Carl Lee fragte nach der Kaution, dem großen Geschworenengericht, dem Prozeß. Welche Zeugen würden aussagen? Was für eine Jury erwartete ihn? Wann entließ man ihn aus der Untersuchungshaft? Konnte Jake dafür sorgen, daß die Verhandlung früher stattfindet? Wann bekomme ich Gelegenheit, meine Version der Ereignisse zu erzählen? Und so weiter, und so fort. Jake meinte, es gäbe noch genug Zeit für ihn, seinen Standpunkt zu erläutern. Er versprach, Gwen und Carl Lees Chef in der Papierfabrik anzurufen.
    Er ging, und der Wärter brachte den neuen Häftling in seine Zelle zurück. Sie befand sich neben dem für Staatsgefangene vorbehaltenen Raum.
    Ein Fernsehwagen blockierte den Saab, und Jake erkundigte sich nach dem Eigentümer. Die meisten Reporter hatten den Parkplatz inzwischen verlassen, aber einige warteten noch und erhofften sich wichtige Informationen. Es war fast dunkel.
    »Sind Sie ein Mitarbeiter des Sheriffs?« fragte einer der Journalisten.
    »Nein, ich bin Anwalt«, antwortete Jake wie beiläufig und gab sich desinteressiert.
    »Mr. Haileys Anwalt?«
    Brigance drehte sich um und sah den Reporter an. Die anderen kamen näher und hörten zu.
    »Ja.«
    »Wären Sie bereit, einige Fragen zu beantworten?«
    »Das kommt auf die Fragen an.«
    »Bitte treten Sie hier vor die Kamera.«
    Man streckte ihm einige Mikrofone entgegen, und Jake gab sich alle Mühe, einen leicht verärgerten Eindruck zu erwecken.
    Ozzie und seine Deputys standen am Fenster und beobachteten Brigance. »Jake liebt Kameras«, sagte der Sheriff.
    »Alle Anwälte fahren darauf ab«, fügte Moss hinzu.
    »Wie heißen Sie, Sir?«
    »Jake Brigance.«
    »Sind Sie Mr. Haileys Anwalt?«
    »Ja«, bestätigte Jake kühl.
    »Mr. Hailey ist der Vater des Mädchens, das von den heute erschossenen Männern vergewaltigt wurde?«
    »Ja.«
    »Wer brachte die beiden Angeklagten um?«
    »Keine Ahnung.«
    »Mr. Hailey?«
    »Ich habe gesagt – keine Ahnung.«
    »Was legt man Ihrem Klienten zur Last?«
    »Man wirft ihm vor, Billy Ray Cobb und Pete Willard ermordet zu haben. Eine formelle Anklage ist noch nicht erhoben.«
    »Wird sich Mr. Hailey bei einem Prozeß verantworten müssen?«
    »Kein Kommentar.«
    »Warum

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