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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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gestürmt waren, um dort das Feuer auf Cobb und Willard zu eröffnen. Die Deputys im Teashop waren zwar nicht sehr redselig, aber sie hielten den Klatsch unter Kontrolle. Looney gehörte zu den Stammgästen, und man sprach besorgt über seinen Zustand: Die Beinverletzung schien schlimmer zu sein als zunächst angenommen. Er lag noch immer im Krankenhaus und hatte den Täter als Lester, Haileys Bruder identifiziert.
    Jake betrat das Café um sechs und nahm vorn bei einigen Farmern Platz. Er nickte Prather und dem anderen Deputy zu, doch sie gaben vor, ihn nicht zu sehen. Das kommt wieder in Ordnung, sobald sich Looney erholt hat, dachte er. Einige Männer ließen Bemerkungen über das Titelseitenbild fallen, aber niemand fragte ihn nach seinem neuen Klienten oder dem zweifachen Mord. Er spürte eine gewisse Kühle, frühstückte rasch und ging. Um neun klang Ethels Stimme aus der Wechselsprechanlage im Büro. Sie teilte Jake mit, Bullard sei am Telefon.
    »Hallo, Richter. Wie geht's Ihnen?«
    »Schrecklich. Vertreten Sie Carl Lee Hailey?«
    »Ja, Sir.«
    »Wann soll die Voruntersuchung stattfinden?«
    »Warum fragen Sie mich das, Richter?«
    »Nun, Cobb und Willard werden morgen früh beerdigt. Ich halte es für besser, mit der Verhandlung zu warten, bis die Mistkerle begraben sind, meinen Sie nicht?«
    »Ja, Richter. Gute Idee.«
    »Morgen nachmittag um zwei?«
    »Einverstanden.«
    Bullard zögerte. »Äh, Jake, wie wär's, wenn Sie auf die Voruntersuchung verzichten und es mir statt dessen ermöglichen würden, den Fall sofort ans große Geschworenengericht weiterzuleiten?«
    »Ich verzichte nie auf eine Vorverhandlung, Richter. Das wissen Sie doch.«
    »Ja. Wollte Sie nur um einen Gefallen bitten. Beim Prozeß führe ich nicht den Vorsitz, und ich möchte mit diesem Fall so wenig wie möglich zu tun bekommen. Bis morgen.«
    Eine Stunde später meldete sich Ethel erneut. »Mr. Brigance, einige Reporter möchten Sie sprechen.«
    In Jake regte sich fast so etwas wie Ekstase. »Woher kommen sie?«
    »Aus Memphis und Jackson, glaube ich.«
    »Führen Sie die Besucher ins Konferenzzimmer. Ich empfange sie dort.«
    Er rückte seine Krawatte zurecht, strich sich das Haar glatt, sah durchs Fenster und hielt nach Fernsehwagen Ausschau. Um die Journalisten ein wenig warten zu lassen, führte er einige unwichtige Telefongespräche, ging dann nach unten, ignorierte Ethel und betrat den Konferenzraum. Die Reporter baten ihn, sich ans Ende des langen Tisches zu setzen; dort sei das Licht besser. Er lehnte ab, fest entschlossen, die Dinge unter Kontrolle zu halten, wählte einen anderen Platz und saß mit dem Rücken zu den langen Regalen, in denen dicke, teure Rechtsbücher standen.
    Man rückte Mikrofone vor ihm zurecht und stellte Lampen auf. Eine attraktive Dame aus Memphis – in ihrem Haar glänzten einige orangefarbene Strähnen – räusperte sich und fragte: »Vertreten Sie Carl Lee Hailey, Mr. Brigance?«
    »Ja«
    »Wirft man ihm vor, Billy Ray Cobb und Pete Willard ermordet zu haben?«
    »Ja.«
    »Cobb und Willard waren wegen der Vergewaltigung von Mr. Haileys Tochter angeklagt?«
    »Das stimmt.«
    »Streitet Mr. Hailey den Doppelmord ab?«
    »Er wird sich vor Gericht nicht schuldig bekennen.«
    »Legt man ihm auch die Schußverletzung Mr. Looneys zur Last?«
    »Ja. Wir rechnen mit einem dritten Anklagepunkt, der auf schwere Körperverletzung lautet.«
    »Wollen Sie während des Verfahrens nachweisen, daß Mr. Hailey zum Tatzeitpunkt unzurechnungsfähig war?«
    »Ich bin noch nicht bereit, die Strategie der Verteidigung zu erörtern. Erst muß offiziell Anklage erhoben werden.«
    »Besteht die Möglichkeit, daß Ihr Mandant überhaupt nicht angeklagt wird?«
    Jake hatte sich diese Frage erhofft. Die Entscheidung über eine Anklageerhebung traf das große Geschworenengericht, und seine Repräsentanten konnten erst ausgewählt werden, wenn das Bezirksgericht am 27. Mai, dem nächsten Montag, tagte. Die zukünftigen Geschworenen schritten also noch über die Bürgersteige, kümmerten sich um ihre Läden, arbeiteten in Fabriken, räumten daheim auf, lasen Zeitung, saßen vor dem Fernseher und sprachen darüber, ob Carl Lee verurteilt werden sollte.
    »Ja, ich glaube, eine solche Möglichkeit besteht tatsächlich. Das große Geschworenengericht befindet darüber, nach der Voruntersuchung.«
    »Wann findet sie statt?«
    »Morgen nachmittag um zwei.«
    »Sie gehen davon aus, daß Richter Bullard den Fall weiterleitet?«
    »Da

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