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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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häufig, daß seine Klienten – insbesondere die Schwarzen – einen Teil des bereits gezahlten Honorars zurückverlangten. Er bezweifelte, ob er jemals mehr als neunhundert Dollar bekommen würde, und er war fest entschlossen, den Vorschuß zu behalten. Außerdem: Schwarze halfen sich gegenseitig. Sie konnten sich auf ihre Familien verlassen, und vermutlich fanden in den Kirchen Kollekten statt. Niemandem drohte der Hungertod.
    Nach einer Weile verstaute Jake seine Unterlagen im Aktenkoffer. »Fragen, Carl Lee?«
    »Ja. Was kann ich morgen sagen?«
    »Was möchten Sie sagen?«
    »Ich möchte dem Richter erklären, warum ich die beiden Männer erschossen habe. Meine Tochter wurde von ihnen vergewaltigt. Sie verdienten den Tod.«
    »Und das wollen Sie dem Richter morgen erklären?«
    »Ja.«
    »Glauben Sie, daß er Sie dann freiläßt?«
    Carl Lee schwieg.
    »Sie haben mich gebeten, Sie vor Gericht zu vertreten. Weil Sie mir vertrauen, nicht wahr? Wenn ich es für richtig halte, daß Sie morgen etwas sagen, so weise ich Sie darauf hin. Wenn nicht, bleiben Sie stumm. Im Juli, beim Prozeß, bekommen Sie Gelegenheit, Ihren Standpunkt zu erläutern. Bis dahin sollten Sie das Reden mir überlassen.«
    »Wie Sie meinen.«
    Lester und Gwen brachten die Jungs und Tonya im roten Cadillac unter und fuhren zum Arzt, der seine Praxis in der Nähe des Krankenhauses hatte. Seit der Vergewaltigung waren zwei Wochen vergangen. Tonya hinkte noch immer ein wenig und wollte mit den Brüdern die Treppe hochlaufen. Doch die Mutter hielt ihre Hand. Die wunden Stellen an Beinen und Po heilten gut. Vor einigen Tagen hatte der Arzt die Verbände an den Handgelenken und Fußknöcheln entfernt, doch die Watte zwischen den Schenkeln blieb.
    Sie entkleidete sich in einem kleinen Zimmer und saß auf einem gepolsterten Tisch. Ihre Mutter umarmte sie und hielt sie warm. Der Doktor sah ihr in den Mund und betastete den Kiefer. Er untersuchte erst die Handgelenke, dann die Fußknöchel und bat Tonya schließlich, sich auf dem Tisch auszustrecken. Als er sie zwischen den Beinen berührte, wimmerte sie und klammerte sich an ihrer Mutter fest.
    Sie hatte wieder Schmerzen.
15
    U m fünf Uhr am Mittwoch morgen trank Jake Kaffee in seinem Büro, sah durch die Verandatür und blickte über den dunklen Platz. Er hatte schlecht geschlafen und das warme Bett vor einigen Stunden verlassen, um mit der Suche nach einem Präzedenzfall aus Georgia zu beginnen, an den er sich vom Studium her erinnerte: Damals entschied der betreffende Richter, daß auch bei Mordprozessen eine Kaution festgesetzt werden mußte, wenn der Angeklagte nicht vorbestraft war, Land in der County besaß sowie eine feste Arbeit und viele in der Nähe wohnende Verwandte hatte. Jake fand nirgends Hinweise auf den Fall. Dafür entdeckte er viele vernünftige und eindeutige Urteile, die es dem Ermessen des zuständigen Richters überließen, eine Kaution abzulehnen. So lautete das Gesetz, und Jake kannte es gut. Andererseits: Er brauchte irgend etwas, um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Er ahnte, was geschehen würde, wenn er eine Kaution für Carl Lee beantragte, stellte sich vor, wie Buckley protestierte, predigte und all jene wundervollen Fälle zitierte. Noose würde lächeln, ruhig zuhören und den Antrag zurückweisen. Jake verabscheute es, schon bei der ersten Auseinandersetzung vor Gericht eine Niederlage hinzunehmen.
    »Heute morgen sind Sie früh hier, Teuerster«, sagte Dell zu ihrem Lieblingsgast, als sie Kaffee einschenkte.
    »Wenigstens bin ich hier.« Nach der Amputation hatte er einige Tage lang darauf verzichtet, im Café zu frühstücken. Looney war beliebt, und man warf Haileys Anwalt böse Blicke zu. Jake spürte es und versuchte, nicht darauf zu achten.
    Ein Nigger, der zwei Weiße erschossen hatte – viele Leute in Clanton ärgerten sich über einen Anwalt, der einen solchen Angeklagten verteidigte.
    »Haben Sie etwas Zeit für mich?« fragte Jake.
    »Na klar«, erwiderte Dell und sah sich um. Um Viertel nach fünf waren noch viele Plätze im Café frei. Die Kellnerin setzte sich an den Tisch und griff nach der Kaffeekanne.
    »Worüber reden die Leute?« erkundigte sich Jake.
    »Über die alten Themen. Politik, Angeln, Landwirtschaft. Das ändert sich nie. Seit einundzwanzig Jahren serviere ich den gleichen Leuten das gleiche Frühstück, und sie sprechen noch immer über die gleichen Dinge.«
    »Und sonst?«
    »Hailey. Der Fall wird häufig diskutiert. Es sei

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