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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Buckley, als er das Zimmer verließ. Nach dem Mittagessen besuc hte er seinen berühmten Klienten in Ozzies Büro. Man hatte auch Carl Lee eine Kopie der Anklage zur Verfügung gestellt, und einige Punkte waren ihm unklar.
    »Was ist vorsätzlicher Mord?«
    »Die schlimmste Art von Mord.«
    »Wie viele gibt es?«
    »Im großen und ganzen drei. Fahrlässige Tötung, Totschlag und vorsätzlicher Mord.«
    »Wie wird fahrlässige Tötung bestraft?«
    »Mit zwanzig Jahren.«
    »Und Totschlag?«
    »Von zwanzig Jahren bis lebenslänglich.«
    »Und vorsätzlicher Mord?«
    »Mit der Gaskammer.«
    »Und schwere Körperverle tzung im Hinblick auf einen Polizisten?«
    »Lebenslänglich ohne Bewährung.«
    Carl Lee blickte auf die Anklageschrift. »Mit anderen Worten: Mir stehen zweimal die Gaskammer und eine lebenslängliche Freiheitsstrafe bevor.«
    »Zuerst findet der Prozeß statt. Übrigens: Er beginnt am 22. Juli.«
    »In zwei Monaten! Warum dauert es so lange?«
    »Wir brauchen die Zeit. Es dauert so lange, weil ich einen Psychiater finden muß, der Ihnen Unzurechnungsfähigkeit bescheinigt. Anschließend schickt Buckley Sie nach Whitfield, um Sie von anderen Ärzten untersuchen zu lassen, die alle feststellen werden, daß Sie zum Tatzeitpunkt keineswegs verrückt waren. Wir stellen Anträge, Buckley stellt Anträge. Anhörungen werden anberaumt. Und so weiter.«
    »Gibt es keine Möglichkeit, den Prozeß eher beginnen zu lassen?«
    »Wir möchten nicht, daß er eher beginnt.«
    »Wir?« fragte Carl Lee. »Und wenn ich es möchte?« Jake musterte seinen Klienten. »Was ist los mit Ihnen?«
    »Ich will hier raus, und zwar schnell.«
    »Ich dachte, es gefiele Ihnen hier.«
    »Dieses Gefängnis ist nicht übel, aber ich muß nach Hause. Gwen benötigt Geld und findet keinen Job. Lester hat Schwierigkeiten mit seiner Frau. Sie ruft immer wieder an. Bestimmt kehrt er bald nach Chicago zurück. Himmel, ich bitte meine Verwandten nicht gern um Hilfe.«
    »Aber sie wären bereit, Ihnen zu helfen, oder?«
    »Einige von ihnen. Vielleicht. Sie haben ihre eigenen Probleme. Bitte holen Sie mich hier raus, Jake.«
    »Morgen früh um neun wird die Anklageschrift verlesen. Der Prozeß beginnt am 22. Juli, keinen Tag früher. Finden Sie sich damit ab. Habe ich Ihnen die Sache mit der Verlesung erklärt?« Carl Lee schüttelte den Kopf.
    »Nach höchstens zwanzig Minuten ist alles vorbei. Wir erscheinen vor Richter Noose im Saal. Er stellt erst Ihnen einige Fragen, dann auch mir. Anschließend liest er die Anklage laut vor und erkundigt sich, ob Sie eine Kopie bekommen haben. Dann fragt er, ob Sie sich schuldig oder nicht schuldig bekennen. Wenn Sie mit ›nicht schuldig‹ antworten, legt er das Datum des Prozeßbeginns fest. Sie setzen sich. Buckley und ich beginnen mit einem verbalen Gefecht, bei dem es um Ihre Kaution geht. Noose lehnt meinen Antrag ab, Sie gegen Kaution freizulassen. Er ordnet an, daß Sie bis zum Verfahren in Haft bleiben.«
    »Und danach?«
    Jake lächelte. »Keine Sorge. Nach dem Prozeß sind Sie frei.«
    »Versprechen Sie mir das?«
    »Ich kann Ihnen nichts versprechen. Noch Fragen in bezug auf morgen?«
    »Nein. Äh, Jake, wieviel Geld habe ich Ihnen gegeben?« Brigance zögerte und witterte Probleme. »Wieso?«
    »Oh, ich habe nur nachgedacht.«
    »Neunhundert Dollar und einen Schuldschein.«
    Gwen blieben weniger als hundert. Einige Rechnungen mußten bezahlt werden, und der Kühlschrank war fast leer. Am Sonntag hatte sie ihren Mann im Gefängnis besucht und eine Stunde lang geweint. Die Verzweiflung gehörte zu ihrem Leben, ihrem Wesen. Aber Carl Lee wußte um die schwierige finanzielle Situation. Gwens Familie konnte kaum helfen, höchstens mit Gemüse aus dem Garten und ein paar Dollar für Milch und Eier. Wenn es um Beerdigungen und Besuche im Krankenhaus ging, waren die Verwandten zuverlässig und großzügig und erübrigten viel Zeit fürs Schluchzen und Klagen. Doch wenn jemand Bares brauchte, entschuldigten sie sich hastig und verschwanden. Von Gwens Familie durfte Carl Lee kaum etwas erwarten, und von seiner eigenen nicht viel mehr. Er wollte Jake um hundert Dollar bitten, entschied sich jedoch dagegen. Er hielt es für besser zu warten, bis Gwen völlig pleite war. Dann fiel es ihm leichter, ein solches Anliegen vorzutragen. Dann durfte er auf das Verständnis des Anwalts hoffen.
    Jake starrte auf seinen Block und rechnete damit, daß Carl Lee um Geld bat. Bei strafrechtlichen Fällen geschah es

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