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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Last: Er hat vorsätzlich und mit böswilliger Absicht die Bürger Billy Ray Cobb sowie Pete Willard erschossen und den Polizisten DeWayne Looney verletzt. Damit verstieß er gegen das geltende Recht und das Ansehen des Staates Mississippi. Es erfolgt eine offizielle Anklageerhebung. Gezeichnet Laverne Gossett, Vorsitzende des großen Geschworenengerichts.«
    Noose holte Luft. »Verstehen Sie die Anklage?«
    »Ja«, sagte Carl Lee.
    »Ist Ihnen klar, daß Sie im Fall einer Verurteilung in der Gaskammer des Staatsgefängnisses von Parchman hingerichtet werden könnten?«
    »Ja.«
    »Bekennen Sie sich schuldig oder nicht schuldig?«
    »Nicht schuldig.«
    »Noose sah in seinem Terminkalender nach, und das Publikum beobachtete ihn aufmerksam. Die Zeichner konzentrierten sich auf die wichtigsten Personen, unter ihnen Buckley, der noch immer vor dem Richterstuhl stand und sein Profil darbot. Alles in ihm drängte danach, etwas zu sagen, und er bedachte Carl Lees Hinterkopf mit einem finsteren Blick, als könnte er es gar nicht abwarten, das Todesurteil für ihn zu fordern. Dann stolzierte er zum Tisch der Anklage, wo Musgrove saß, und die beiden Männer flüsterten miteinander. Anschließend durchquerte er den Saal und unterhielt sich leise mit dem Gerichtsdiener. Kurz darauf kehrte er nach vorn zurück, zu Carl Lee und seinem Anwalt, der Buckleys Show zur Kenntnis nahm und verzweifelt versuchte, sie zu ignorieren.
    »Mr. Hailey«, quiekte Noose, »das Verfahren gegen Sie beginnt am Montag, dem 22. Juli. Alle Anträge vor dem Prozeß müssen bis zum 24. Juni gestellt werden, so daß bis zum 8. Juli darüber entschieden werden kann.«
    Carl Lee und Jake nickten.
    »Sonst noch etwas?«
    »Ja, Euer Ehren«, donnerte Buckley so laut, daß ihn selbst die Reporter in der Rotunde hörten. »Die Staatsanwaltschaft ist absolut dagegen, eine Kaution festzusetzen!«
    Jake trachtete danach, ruhig zu bleiben – er sagte, ohne zu schreien: »Euer Ehren, die Verteidigung hat noch nichts dergleichen beantragt. Mr. Buckley bringt wie üblich die Prozedur durcheinander. Er kann sich erst dann gegen einen Antrag aussprechen, wenn er gestellt wurde. Das hätte er eigentlich während des Jurastudiums lernen sollen.«
    Rufus war beleidigt, aber er fuhr fort: »Euer Ehren, Mr. Brigance beantragt immer eine Kaution, und ich bin sicher, darauf wird er auch heute nicht verzichten. Die Staatsanwaltschaft ist dagegen.«
    »Warum warten Sie nicht, bis die Verteidigung mit einer derartigen Bitte an mich herantritt?« Noose klang verärgert.
    »Na schön«, brummte Buckley. Sein Gesicht verfärbte sich, und er warf Jake einen wütenden Blick zu.
    »Möchten Sie eine Kaution beantragen?« fragte der Richter förmlich.
    »Das wollte ich, ja. Aber Mr. Buckley kam mir mit seinem Geschrei zuvor...«
    »Schon gut«, seufzte Noose.
    Jake konnte sich einen weiteren Seitenhieb nicht verkneifen. »Vermutlich ist er nur verwirrt.«
    »Kaution, Mr. Brigance?«
    »Ja, ich hatte vor, sie zu beantragen.«
    »Das dachte ich mir. Und ich habe bereits überlegt, ob ich sie diesmal erlauben sollte. Wie Sie wissen, liegt die Entscheidung darüber in meinem Ermessen, und für gewöhnlich lehne ich Kaution ab, wenn es um Mord geht. Ich bin nicht der Ansicht, daß dieser Fall eine Ausnahme erfordert.«
    »Soll das heißen, Sie weisen meinen Antrag zurück?«
    »Ja.«
    Jake zuckte mit den Schultern und legte eine Akte auf den Tisch. »Na schön.«
    »Sonst noch etwas?« fragte Noose.
    »Nein, Euer Ehren«, sagte Brigance.
    Buckley schüttelte den Kopf und schwieg.
    »Gut. Mr. Hailey, ich ordne hiermit an, daß Sie bis zum Prozeß in Haft bleiben. Das ist alles.«
    Der Angeklagte kehrte zur vorderen Sitzbank zurück, wo ein Deputy mit den Handschellen wartete. Jake verstaute diverse Unterlagen in einem kleinen Aktenkoffer, als Buckley nach seinem Arm griff.
    »Das war ziemlich fies von Ihnen, Brigance«, brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Sie haben mich dazu herausgefordert«, entgegnete Jake. »Lassen Sie mich los.«
    Buckley zog die Hand zurück. »So etwas gefällt mir nicht.«
    »Pech für Sie. Ich gebe Ihnen den guten Rat, das Maul nicht so weit aufzureißen. Wer das Maul zu weit aufreißt, muß damit rechnen, sich die Zunge zu verbrennen.«
    Buckley war acht Zentimeter größer und fünfundzwanzig Kilo schwerer als Jake. Außerdem wuchs sein Zorn. Die Konfrontation blieb nicht unbemerkt, und ein Deputy trat zwischen die beiden Streithähne. Jake

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