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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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sich andere Gelegenheiten, Gouverneur.«
    »Nennen Sie mich nicht so!« donnerte der Bezirksstaatsanwalt.
    »Warum denn nicht, Gouverneur? Deshalb treten Sie so gern vor den Kameras auf. Alle wissen es. He, da ist der alte Rufus, jagt schon wieder den Kameras nach und möchte gern Gouverneur werden.«
    »Ich erfülle meine Pflicht und klage Verbrecher an.«
    »Carl Lee Hailey ist kein Verbrecher.«
    »Ich schicke ihn in die Gaskammer.«
    »Es wird Ihnen nicht so leicht fallen, wie Sie glauben...«
    »Ich setze seine Verurteilung durch.«
    »Alle zwölf Geschworenen müssen ihn schuldig sprechen.«
    »Kein Problem.«
    »So wie beim großen Geschworenengericht?«
    Buckley blieb abrupt stehen, sah Jake an und kniff die Augen zusammen. Drei tiefe Falten bildeten sich in der breiten Stirn. »Was wissen Sie übers große Geschworenengericht?«
    »Soviel wie Sie. Eine Stimme weniger, und es wäre überhaupt keine Anklage erfolgt.«
    »Lüge!«
    »Ich bitte Sie, Gouverneur. Sie haben keinen Reporter vor sich. Ich weiß genau, was geschehen ist. Erfuhr es einige Stunden später.«
    »Ich informiere Noose darüber.«
    »Und ich wende mich an die Presse. Erweckt sicher einen guten Eindruck vor dem Prozeß.«
    »Das wagen Sie nicht.«
    »Nun, jetzt habe ich keinen Grund mehr dazu. Ich bin gefeuert. Oder haben Sie das vergessen? Deshalb sind Sie hier, stimmt's, Rufus? Um mich daran zu erinnern, daß ich für den Fall nicht mehr zuständig bin – im Gegensatz zu Ihnen. Um ein wenig Salz in die Wunde zu streuen. Na schön, Sie hatten ihren Triumph. Gehen Sie jetzt. Sehen Sie beim großen Geschworenengericht nach dem rechten. Oder lassen Sie sich von irgendeinem Journalisten interviewen. Verschwinden Sie.«
    »Gern. Ich bedauere sehr, Sie gestört zu haben.«
    »Ich auch.«
    Buckley öffnete die Tür und zögerte. »Ich habe gelogen, Jake. Ich bin überglücklich, daß Sie nicht mehr Haileys Verteidiger sind.«
    »Ich wußte, daß Sie gelogen haben. Aber seien Sie nicht zu sicher, daß Sie den Prozeß ohne mich führen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Guten Tag, Rufus.«
    Das große Geschworenengericht der Ford County war sehr fleißig, und am Donnerstag der zweiten Woche bekam Jake zwei neue Fälle. Beim ersten ging es um einen Schwarzen, der im vergangenen April in Masseys Tonk einen anderen Schwarzen niedergestochen hatte. Messerstechereien gefielen Jake, denn dabei ließen sich relativ leicht Freisprüche erwirken. Man besorge sich einfach eine Jury aus weißen Rednecks, die nur mit Schultern zuckt, wenn Nigger mit Messern aufeinander losgehen. Die Kerle hatten nur ein wenig Spaß in der Kneipe; dann gerieten die Dinge außer Kontrolle, und einer bekam eine Klinge zu spüren, überlebte jedoch. Kein Toter, keine Verurteilung. Eine ähnliche Strategie wie beim Verfahren gegen Lester. Der neue Mandant versprach fünfzehnhundert Dollar, doch zuerst mußte die Kaution festgesetzt werden.
    Der andere Angeklagte war ein Weißer, den man inzwischen schon zum dritten Mal am Steuer eines gestohlenen Pickup erwischt hatte. Es gab praktisch keine Möglichkeit zu verhindern, daß er die nächsten sieben Jahre in Parchman verbrachte.
    Beide saßen im Gefängnis, und als ihr Verteidiger war Jake verpflichtet, mit ihnen zu reden. Dadurch bekam er auch die Chance, Ozzie zu begegnen. Am späten Donnerstag nachmittag traf er den Sheriff in einem Büro.
    »Haben Sie zu tun?« fragte Jake. Hundert Pfund Papier lagen auf Schreibtisch und Boden.
    »Nur der übliche Kram. Noch mehr brennende Kreuze?«
    »Nein, zum Glück nicht. Eins genü gt.«
    »Ihr Kollege aus Memphis hat sich hier noch nicht blicken lassen.«
    »Seltsam«, murmelte Jake. »Eigentlich müßte er längst in Clanton sein. Haben Sie mit Carl Lee gesprochen?«
    »Ich spreche jeden Tag mit ihm. Er wird langsam nervös. Sein neuer Verteidiger hat nicht einmal angerufen.«
    »Gut. Soll er ruhig schwitzen. Er tut mir nicht leid.«
    »Glauben Sie, Carl Lee hat einen Fehler gemacht?«
    »Da bin ich sicher. Ich kenne die hiesigen Rednecks, Ozzie, und daher weiß ich, wie sie reagieren, wenn sie auf der Geschworenenbank sitzen. Ein arroganter Fremder beeindruckt sie bestimmt nicht. Was meinen Sie?«
    »Keine Ahnung. Sie sind der Anwalt. Wenn Sie so etwas sagen, zweifle ich nicht daran. Ich habe Sie vor Gericht gesehen.«
    »Der Kerl hat nicht einmal eine Mississippi-Lizenz. Richter Noose liegt bereits auf der Lauer. Er haßt Anwälte aus anderen Staaten.«
    »Im Ernst?«
    »Ja. Wir haben uns

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